Willis Buchtipps

Hallo! Hier gibts ein paar Tipps zu Lesestoff, den jeder ganz dringend braucht

Doppel-CD

Doppel-CD + DVD


Doppel-CD


Doppel-CD + DVD

 

BAP - Dreimal Zehn Jahre

Hei, das ist ein Spaß. Wenn man nach vielen Jahre alte Freunde wiedertrifft, haben die sich normalerweise verändert. Weniger Haare, mehr Bauch, mehr Erfahrungen.

Die neue BAP Doppel-CD hält das genauso. Die ganzen, fast schon klassischen, BAP-Songs wurden in teilweise heftig runderneuerter Form aufgenommen. Wen wunderts, schließlich ist von der Ursprungs-Besatzung ja nur noch Wolfgang Niedecken über geblieben. Da haben so manche Songs ja mittlerweile sowieso ein wenig Politur abbekommen,

Was beim ersten Mal noch ziemlich ungewohnt klingt, hat nach dem zweiten oder dritten Durchhören aber, dank der Qualität von Songs und Musikern, das Wohlwollen des Hörers erlangt (und in meinem Fall heißt das, 25 von 30 möglichen Jahren BAP-Fan). Nur im Falle der ersten "Verdamp lang her"-Version (mit Thomas D.) möchte ich doch eine Ermahnung an Herrn Niedecken schicken: Wolfgang lass das Hochdeutsch-Gesinge! Immerhin gibt es von diesem Titel aber auch eine Vollkölsche-Version, besser is das.

Die meisten Titel sind mittlerweile glatter, professioneller, filigraner arrangiert als zu ihrer Entstehungszeit, meistens nicht zu ihrem Nachteil. Ein plumpes Remake wäre ja auch zu billig. "Nemm mich mit" hat aber immer noch ordentlich Drive,

Einige Tiel singt Niedecken auch mit anderen Sängern zusammen: Xavier Naidoo, Thomas D. von den Fantastischen 4, Nino von "Virginia Jetzt!", Meret Becker, Martha von "Die Happy", Henning von den "H-Blockx", Laith Al-Deen, Hubert von Goisern, dem Berliner Worldmusic-Kollektiv Culcha Candela und Ray Davies. Der Sänger der "Kinks" singt bei „Hollywood Boulevard“ allerdings englisch. Die "Einmal nur im Leben" Goethe-Adaption von Herbert Groenemeyer geht mir allerdings doch ein bisschen auf den Keks.

Alles in allem ein wirklich preiswertes BAP-Update für alle, die die alten Sachen noch im Original im Ohr haben. Vor allem, wenn man - wie ich - viele der alten Sachennur noch auf inkompatiblem Vinyl hat. Aber für BAP-Neueinsteiger, würde ich dann doch lieber auf die Standard-Alben verweisen.

 

 


Harry Potter und der Halbblut-Prinz

Harry Potter reloaded- Der lang ersehnte sechste Band der Saga um den Zauberlehrling ist endlich in den Deutschen Buchläden, günstig zum langen Wochenende.

Lord Voldemort ist zurück und in der Welt der Zauberer bricht das Chaos aus. Harry muss im ersten Jahr in der Hogwarts-Oberstufe viel über die Geschichte des dunklen Lords lernen. Hogwarts wird aus Angst vor den Schergen der Finsternis zu einer gut bewachten Festung, trotzdem geschehen grausige Unfälle.

Und auch Harrys Second-Hand- Zauberbuch das einst dem geheimnisvollen "Halbblut-Prinz" gehörte birgt einige unangenehme Geheimnisse. Wer war dieser "Halblut-Prinz" und schwebt Harry jetzt von noch einer zweiten Seite aus in Gefahr? Draco Malfoy Harrys Intimfeind verhält sich ebenfalls sonderbar, er tritt kaum in Erscheinung, verpasst sogar Quidditch-Spiele und verschwindet sogar zeitweise ganz aus Hogwarts. Harry vermutet, dass Draco zu Voldemorts Gefolgsleuten gehört.

Um ihn im Kampf gegen Voldemort zu unterstützen, zeigt Dumbledore ihm die Hintergründe der Geschichte des dunklen zauberers aber noch fehlen ein paar Puzzlestücke und die sind nur unter großen Gefahren zu finden.

Nachdem der letzte Band ja jede Menge Fragen aufgeworfen hat, erhofften sich die Potter-Fans jetzt einige Antworten. Aber damit müssen sich die Leser wohl noch ein bisschen gedulden.

Harry Potter und der Halbblutprinz fehlt das, was Band 4 "Harry Potter und der Feuerkelch" so knüllerspannend gemacht hat: eine Rahmenhandlung, in die die dubiosen Machenschaften von Lord Voldemort und seine Gesellen eingebettet ist. Stattdessen wird weiter an den Hintergründen gearbeitet. nach und nach erhält man ein immer vollständiges Bild der wahren Geschichte von Lord Voldemort. Mit den einzelnen kleineren Handlungsfäden wird alles für den finalen Showdown vorbereitet.Sind die Guten wirklich gut, sind die Bösen wirklich böse, kriegt Voldemort Harry, kriegt Harry... ja, Harry kriegt jemanden, aber ich werde den Teufel tun und das hier verraten.

Es stirbt auch wieder jemand, aber auch das werde ich nicht verraten, vor allem, weil die Umstände so mysteriös sind, das ich irgendwie noch nicht daran glaube, dass das so endgültig ist.

Das Buch ist spannend und erwachsener geschrieben, als seine Vorgänger. Mit dem Helden wächst scheinbar auch die Autorin.

Auch für Kinder und Eltern bieten die Potter-Bücher tolle Ansätze zum gemeinsamen lesen und diskutieren. Es gibt sehr viele Elemente in der Zaubererwelt, die sich auch bei uns wiederfinden. Seltsame Politiker, Menschen die glauben das richtige zu tun, obwohl es für andere ziemlich falsch aussieht und natürlich die typischen Teenager-Probleme, Liebe, Schulstress, Pickel...stopp, Pickel hat in Hogwarts eigentlich niemand, und Zahnspangen auch nicht oder fettige Haare...

 


Die Bibel nach Biff/ Lamb - Christopher Moore

Biff ist der Jugendfreund von Jesus Christus und weil in der Bibel einige jahre in der Biographie des Heilands ausgelassen werden, wird Levi genannt Biff nach 2000 Jahren wiedererweckt um ein neues Evangelium zu schreiben.

Josh (Jesus) und Biff erleben allerlei haarsträubende Abenteuer in Galiläa und dem Rest der damals bekannten Welt. Dabei erfahren wir wie alles wirklich war. Jesus machte damals keine Zimmermannslehre (weil es in Galiläa schon damals keine Bäume gab) sondern lernte Steinmetz. Und weil ihm keiner glaubt, dass er der Sohn Gottes ist sondern alle denken, das seine Mutter Maria ein bisschen meschugge ist, hat er einige Probleme, wenn er wieder mal ein Wunder bewirkt. Der Erzengel, der die Hirten auf dem Felde von der Geburt des Heilands unterrichten sollte, hat nämlich damals auf dem Weg noch ein Schwätzchen gehalten und kam 10 Jahre zu spät.

Um zu lernen, wie man der Heiland wird, suchen Jesus und Biff die drei Weisen aus dem Morgenland, denn die müssen es ja schließlich wissen. Die drei entpuppen sich als ziemlich schräge Vögel, von denen unsere zwei Helden aber doch einiges lernen u.a. wie man Essen vermehrt und das ein oder andere Interessante aus dem Kamasutra. (Biff ist schon ein wenig weltlicher drauf als Jesus)

Zum Schluss trifft man sich zum bekannten Show-Down in Jerusalem - aber zuerst muss Jesus noch lernrn, wie man ordentlich predigt. Dabei hilft der ziemlich ungewaschene aber eloquente Cousin Johannes der Täufer, der schon mal Leute fast ersäuft.

Eine meiner Lieblingsszenen in dem herrlich realistischen Buch ist die Stelle, als Jesus und Biff die Bergpredigt vorbereiten. Jesus hat da einige seltsame Vorschläge, wer alles selig sein soll. Biff kann sich damit nicht abfinden, vor allem, die "Bescheuerten" will er aus der Predigt gestrichen haben...

(meine eigene Übersetzung aus der englischen Version):

"Ich hab's: Selig sind die, die um der Gerechtigkeit Willen verfolgt werden." "Das ist besser, Was willst du denen geben?"
"Einen Früchtekorb."
"Du kannst nicht den Sanftmütigen die ganze Erde geben und den Typen einen Früchtekorb."
"Dann bekommen sie das Himmmelreich."
"Das haben schon die Armen im Geiste."
"Jeder kriegt davon was ab.".
.
.
.
"Wir könnten den Früchtkorb den Bescheuerten geben."
"KEINE BESCHEUERTEN!"
"Ich fühle eben mit ihnen."
"Du fühlst mit jedem, das ist dein Job.
"Oh stimmt, ich vergaß."

In dem Buch kriegt jeder sein Fett, egal welcher Religion er angehört. So sollte es eigentlich immer sein, absolute Gleichberechtigung.

Kurz: Intelligente Unterhaltung mit dem Hang zum saukomisch sein.

 


The Truth / Die volle Wahrheit - Terry Pratchett

Terry Pratchett ist der Großmeister der "Funny Fantasy". Geistreich und komisch porträtiert er die Personen und Geschehnisse der "Scheibenwelt", einer skurillen Welt, auf der das Groteske Alltag ist. Sehr zum Leidwesen der Bewohner.

Zitat: "A thousand years ago we thought the world was a bowl,' he said. 'Five hundred years ago we knew it was a globe. Today we know it is flat and round and carried through space on the back of a turtle.'

Im vorliegenden Band erfinden die Zwerge den Buchdruck mit beweglichen Lettern und schon bald ist die Medienrevolution in vollem Gange. Der "Newsletter-Autor" William DeWorde gründet die erste Zeitung der Stadt Ankh-Morpork und wird zum Mittelpunkt von Verschwörung, Verbrechen und Verrücktheit.

Wie so oft bei Pratchett sind alleine die Charaktere schon ein guter Grund das Buch zu lesen. Der Fotograf der Zeitung, ein "trockener" Vampier namens Otto zerfällt beim Einsatz des Blitzlichtes schon mal zu Staub. Zwei professionelle Gewohnheitsverbrecher scheinen direkt bei Quentin Tarantino entsprungen zu sein. Mr. Tulip wäre gerne kokainsüchtig, erkennt aber echte Drogen nicht mal wenn ein Schild dransteht. So schnupft er alles was ihm unter die Nase kommt von Babypuder bis zu ungelöschtem Kalk. Und die Zwerge unter Führung von Gunilla Goodmountain (Gutenberg!) haben endlich eine Möglichkeit gefunden Blei zu Gold zu machen.

Ganz nebenbei planen einige höhere Herrschaften den Patrizier Lord Vetinari (sein Motto: "Ein Mann, eine Stimme". Er war der eine Mann und er hatte die eine Stimme.) beiseite zu schaffen und einen Strohmann zu installieren. Wer Lord Vetinari kennt, ahnt schon, dass das eher nicht so leicht wird. Immerhin nimmt die Assassinengilde schon lange keine Aufträge mehr an, die ihn zum Ziel haben.

Die Nachtwache tritt ausnahmsweise in einer Nebenrolle auf und natürlich fehlt auch mein ganz persönlicher Held nicht: Tod.

Wie immer gibt es eine vielzahl cleverer Querverweise auf Filme und Literatur, die den Lesespaß nicht unbeträchtlich erhöhen.

Man sollte zur englischen Originalausgabe lesen, da die deutsche Übersetzung leider marginale Schwächen hat. Und wie immer: nicht in der Öffentlichkeit lesen, man wird leicht für einen kichernden Schwachkopf gehalten.


Die Päpste - Horst Fuhrmann

Mit der Wahl von Josef Ratzinger zum neuen Papst Benedikt XVI. bekam das Papsttum ja wieder extrem viel Öffentlichkeit. Das Buch "Die Päpste" von Horst Fuhrmann ist kein Trittbrettfahrer-Titel, sondern schon zu Lebzeiten Johannes Pauls II erschienen.

Horst Fuhrmann ist ein profunder Kenner der Materie. Er hat sich schon mit anderen Werken einen Namen in der Fachwelt erarbeitet. Das vorliegende Buch ist aber kein trockenes Stück Fachliteratur, sondern ein flüssig geschriebener Abriss über die Geschichte des Papsttum, Beschreibungen wichtiger Päpste und - und das ist nicht unwichtig - der wichtigsten Historiker, die unser Papstbild so prägten.

Man lernt viele interessante Details aus dem Leben der Päpste, wie die Bischöfe von Rom auch die politischen Fäden ihrere Zeit zogen und manch dreiste Ränke schmiedeten.

Die vielen Abbildungen (fast 200) sind ungemein interessant und illustrieren nicht nur, sondern stellen echte Quellen dar, die eine spannende Zugabe bieten.

Fuhrmann schreibt kommentierend, kenntnisreich und kritisch. Als Einstieg in die Geschichte auf jeden Fall ein hoch empfehlenswertes Werk.

 


Hans Peter Willberg
Typolemik -Streiflichter zur Typographical Correctness

Ein Buch über das Arbeiten und Leben mit Schrift von einem der mit Schrift gearbeitet und gelebt hat. Der vor wenigen Jahren verstorbene Typo-Papst (hier gilt dieser Superlativ mal ausnahmsweise) Hans Peter Willberg hat in seinem Buch Gedanken und Wissenswertes zum Umgang mit Typografie gesammelt und aufgeschrieben. Im Gegensatz zu anderen Fachbüchern geht es hier nicht um konkrete Arbeitsanweisungen und Anwendung von Satzprogrammen, sondern einfach um das, was Schrift sein sollte. Etwas, das gelesen wird. Und zwar mit Spaß gelesen wird.

In dem kleinformatigen Band, finden sich Beispiele aus der Praxis, Hintergründiges, Spaßiges und Wissenswertes.

Wer schon immer wissen wollte, warum unser kleines "t" so aussieht wie es aussieht und so auf seinem krummen Füßchen steht, wie wir es kennen findet hier die Antwort.

Willberg berichtet von eigenen Missverständnissen und lehrt uns den kritischen Umgang mit Autoritäten also auch ihm selbst

Gestalterisch ist das Büchlein, wie man es von einem Meister auch erwarten kann natürlich vom Feinsten.

 


Bill Bryson - Streifzüge durch das Abendland

O.k. erwischt. Bill Bryson ist einer meiner absoluten Lieblingsautoren. "Streifzüge durch das Abendland" ist eine Reisebeschreibung der besten Sorte.

In seiner College-Zeit besuchte Bill einmal für mehrere Monate Europa und durchreiste jede Menge Länder. Später blieb er in Großbritannien hängen (er hatte sich verliebt). Nach vielen Jahren stand nun ein Umzug in die USA an und Bill wollte vorher noch einmal Europa durchreisen, weil er während der langen Jahre in Europa dazu keine Zeit gefunden hatte. Ja, so kanns gehen. In dem Buch beschreibt er seine Erlebnisse beim Versuch alle Orte wiederzusehen, die er während seiner ersten Reise besucht hatte.

Mögen sie Vorurteile? In diesem Buch werden alle bestätigt. Auch die über die Deutschen. jeder der schon ein paar der beschreiebenen Orte (u.a. Paris, Amsterdam, Hammerfest) besucht hat wird vieles wiedererkennen. Den langsamsten Zug der Welt aus Florenz habe ich selbst schon benutzt. Stockholm im Regen ist unerfreulich (bei Sonne ist es die schönste Stadt der Welt) und Belgien ist...nun ja...belgisch.

Ich habe das Buch leider nur auf Deutsch gelesen, aber wie immer bei Bill Bryson empfiehlt sich die englische Version. Da ist wahrscheinlich auch der fatale Fehler des Übersetzers nicht drin, der Michelangelos "Pieta" im Petersdom zum "Gemälde" gemacht hat. Setzen! Sechs!

Mein Exemplar des Buches sieht mittlerweile etwas strapaziert aus. Ich habe in er Badewanne gelesen und es vor Lachen ins Wasser fallen lassen.

Sein Geburtsland USA und seine Wahlheimat Großbritannien beschreibt Bill Bryson übrigens in gesonderten Büchern.

 


 

Tony Hawks - Round Ireland with a Fridge (Mit dem Kühlschrank durch Irland)

Man nehme: 1 englischen Comediant, zuviel Alkohol, hinreichend Übermut.
Das Ergebnis: Die Wette innerhalb eines Monats rund um Irland zu trampen - mit einem Kühlschrank als Reisegepäck.

Tony Hawks wettete dereinst tatsächlich im Suff, dass er diese Tour schaffen könnte. Wetteinsatz 100 Pfund. In dem Buch beschreibt er die Erlebnisse auf seiner Reise. Typisch britisch. Haarsträubende Erlebnisse, völlig abstruse Situationen, Alkohol, Irländer und und und. Ach ja, ein bisschen Sex gibt's auch.

In den 30 Tagen seiner Tour bekommt Tony Hawks Kontakt zu Typen, wie man sie wohl nur in Irland findet.( Meine liebste Figur ist der "resident drunk" der "Besoffene, der in der Kneipe zu wohnen scheint"). Diese und andere Gestalten beschreibt Hawks genau so hinreißend, wie er auch seine eigenen nennen wir sie mal "Fehlleistungen" nicht verschweigt. Zwei Tage nacheinander vom selben Fischer morgens nackig am Fenster erwischt zu werden ist schon eine Leistung. Beim ins-Gebüsch-pinkeln von der Schlossbesitzerin ertappt zu werden erreicht fast hochadliges Niveau. Und die Methode herauszufinden, wie man das Geschlecht eines Kühlschranks feststellt ist sowieso legendär.

Sein Kühlschrank wird von einer Mutter Oberin gesegnet, er wird getauft und lernt Surfen. Tony fällt beim Knutschen von einer Mauer, ein Pferd kackt ihm in den Schoß, er wird von zwei Polizisten doch nicht mitgenommen und als Prinz Charles nach seinen Plänen fragt...

Man sollte das Buch nur anfangen, wenn man hinreichend Zeit hat, es fällt nämlich schwer, es wieder aus der Hand zu legen. Eine Brüllersituation jagt die andere und Tony Hawks erzählt mit so viel britischem Understatement wie er sich vor einer ganzen Nation zum Affen macht, das man ihn einfach knuddeln könnte. Ein wenig Verständnis für Iren und Briten sollte man schon mitbringen, denn nur dort kann so eine Geschichte geschrieben werden, denke ich.

Wenn man mit dem Ablachen fertig ist könnte man sich direkt einen Kühlschrank kaufen und auf Fahrt gehen. Ach ja, der Kühlschrank hat 130 Pfund gekostet. Aber es ging ja um eine Wette.

Das Buch sollte man im englischen Original lesen, da viel vom Sprachwitz flöten geht. Besonders schwierig ist es nicht geschrieben.

 


Walter Moers - Rumo & die Wunder im Dunkeln

In diesem Buch geht es um Liebe. Das ist allerdings so gut versteckt, das man es nur gelegentlich durch die durchgeknallte und ziemlich blutige Handlung bemerkt.

Held des Buches ist der junge Wolpertinger Rumo, dessen Leben von jüngster Jugend bis zu seiner Heldentaten im postpubertären Alter erzählt wird. Es gibt wie von Walter Moers gewohnt jede Menge völllig absurder Situationen und Personen. Mein Liebling ist das zweischneidige und zweiseelige Schwert aber auch untote Yetis, Kupferne Kerle und andere Wesen und Unwesen bevölkern die Handlung - ich gehe ja davon aus, das Walter Moers vor jeder Schreibsitzung mit gewissen Pilzen hantiert oder halblegale Kräuter inhaliert. Aber das Buch ist genauso spannend wie verrückt und macht es einem fast unmöglich, es aus der Hand zu legen. Der Schluss ist...am Ende, irgendwie...

Viele Figuren aus dem Buch kennt man schon aus "die 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär" Professor Nachtigaller und all die anderen Zamonier sind wieder neckisch illustriert aus Moers' Feder...was raucht der eigentlich immer...

Obacht: "Rumo" ist kein Kinderbuch. Praktisch auf jeder Seite werden Körperteile ohne Narkose entfernt und die Zähne in fremde Anatomie geschlagen. Hochblutrünstig...aber geil.


Alan Powers - Wohnen mit Bildern

Jeder kennt die Situation: man steht bei IKEA, sieht tausend tolle Bilderrahmen für kleines Geld und fragt sich ob nicht die Zeit gekommen ist, die ollen Kiss-Poster endlich von der Wand zu nehmen und etwas spektakuläres Neues zu kreieren. Vielleicht was mit Blumenbildern.

In diesem Buch zeigt Alan Powers tolle Möglichkeiten, wie man mit überschaubaren technischen Mitteln (mit Hammer und Nägeln sollte man umgehen können) die eigenen vier Wände zu etwas besonderem machen kann. Nur bei ganz wenigen Vorschlägen muss die Deckenhöhe über 5 Metern liegen.

Man erfährt viel Prinzipielles über das Zusammenspiel von Bildern und Objekten und viel Praktisches über die Möglichkeiten Bilder spektakulär in Szene zu setzen. "Wohnen mit Bildern" gibt genug Tipps um auch ohne große Renovierungsaktionen aus den Urlaubsbildern eine atemberaubende Präsentation zu zaubern.

Es funktioniert mit großen Bildern, mit vielen kleinen, in leeren und vollen Räumen...eigentlich überall. Die Abbildungen machen Spaß drauf, gleich loszulegen.

Also: Buch bestellen und ein paar Nägel besorgen - los gehts.

 


Mick O'Hare - Was macht die Mücke bei Wolkenbruch

Mick O'Hare hat in diesem Buch die Antworten auf viele brennende Fragen gesammelt. Es wird erklärt, wie Frischhaltefolie funktioniert, warum Hummel fliegen können und warum der UKW-Empfang im Autoradio oft so mies ist. Also echte Jedermanns-Probleme.

Die Fragen wurden in der englischen Zeitschrift "New Scientist" gestellt und von Lesern beantwortet. Die Qualität der Antworten ist sehr hoch, oft sogar ziemlich wissenschaftlich. Aber trotzdem sind die Erklärungen verständlich und lösen so manches Alltagsproblem.

Leider sind einige Probleme eher typisch Angelsächsisch, aber das mindert den Spaß für Wissendurstige kaum

Die kleinen auflockernden Illustrationen von Spike Garell sind übrigens ein weiterer Pluspunkt für dieses Buch.

 

Sven Regener - Herr Lehmann

Herr Lehman heißt eigentlich Frank, aber keiner nennt ihn so, denn er wird bald 30 und da beginnt man eine Vergangenheit zu haben, eine gute alte Zeit...

Herr Lehmann lebt in Kreuzberg, arbeitet in einer Kneipe und geht allen Problemen mit professioneller Ambitionslosigkeit aus dem Weg. Bis zum Beginn des Buches. Plötzlich läuft alles anders: Er verliebt sich, seine Eltern kommen zu Besuch und zum Schluss wird die Mauer geöffnet.

Dazwischen passiert allerlei verblüffend bekanntes, das aber nach dem zweiten Hinschauen so ein ungutes Gefühl hinterlässt.

Daher auch der Co-Tipp mit der CD. Der Autor Sven Regener ist nämlich auch für die Worte der Band Element of Crime verantwortlich. Und auch hier hat man immer das Gefühl jedes Wort des Textes verstanden zu haben, aber der Sinn scheint sich noch nicht wirklich erschlossen zu haben. Klang nett, aber eigentlich ist es ja doch zynisch... oder fast schon offen gemein...

CD und Buch ergänzen sich perfekt, wer die Songs kennt, versteht die Atmosphäre im Buch noch viel besser. Die CD habe ich übrigens nicht ausgewählt, weil sie farblich so schön past, sondern weil sie meine EoC-Lieblingsplatte ist. Auch wenn sie schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat. Aber wer hat das nicht?

Ach ja, Herrn Reich-Ranicki hat das Buch auch gefallen, man kann es aber trotzdem prima lesen ;-)

.


Dietrich Schwanitz - Bildung - alles, was man wissen muss.

Dietrich Schwanitz, der Meister der unangepassten Bildungsvermittlung ist vor kurzem viel zu früh verstorben. Sein wohl bekanntestes Buch "Bildung" möchte ich daher allen ans Herz legen, die gerne Wissen gewürzt mit Esprit zu sich nehmen.

In "Bildung" fabuliert Schwanitz frisch-forsch drauflos und arbeitet sich in gezielten Sprüngenvom Altertum bis in die Neuzeit. Er verliert sich aber nicht in rein historischen Abläufen, sondern klärt auch auf über Philosophie, Literatur, Kunst und andere spannende Gebiete. Sein lockerer Ton hat ihm dabei unter Bildungs-Extremisten den Ruf des bissigen schwarzen Schafes eingebracht.

Zugegeben in der Kürze der einzelnen Abschnitte kann nicht immer jede Randerscheinung Erwähnung finden und auch gelegentliche Fehler schlichen sich ein (Großadmiral Dönitz hat mitnichten die deutsche Kapitulation 1945 unterzeichnet) aber das ganze Werk versteht sich auch mehr als Anregung zum Weiterstöbern.

Diesem Anspruch dient auch die wohlsortierte Literaturliste. "Gebildet ist der, der sein eigenes Wissen einorden kann" Diesem Ziel Schwanitz' kommt man mit der Lektüre dieses Buches ein heftiges Stück näher. Aber auch Schwanitz' Sprache ist ein Spaß, selten ging jemand mit hehren Themen so respektlos um, ohne ins Triviale abzurutschen.

Das Buch gehört in jeden Bücherschrank, vor allem Eltern können sich so für den Bildungshunger des Nachwuchses wappnen. Eine kleine Präventivmaßnahme gegen Besserwisser aller Art.

Fazit: kaufen - lesen - besserwissen


 

Deutsch

 

Englisch

Bill Bryson - Eine kurze Geschichte von fast allem.

Bill Bryson ist wohl der bekannteste Reiseschriftsteller unserer Tage. Mit seinen genialen und gelinde gesagt saukomischen Reiseerzählungen hat er mir schon so manche durchgelesene Nacht beschert. Mit "Eine kurze Geschichte..." hat er seine Neugier jetzt auf ein ganz anderes Feld gelenkt. Er erklärt die Welt, alles, ganz einfach. Und es ist genauso unglaublich und spannend und zum Kringeln wie sein restliches Oevre.

Ganz nebenbei erfährt man warum Newton beinahe keine fundamentale Abhandlung geschrieben hätte, Warum Rosalind Franklin nicht den Nobelpreis für die Entschlüsselung der DNA bekam oder warum niemand weiß, was mit Edwin Hubbles Leiche geschah.

Bill Bryson versteht es wie kein Zweiter, die Geschichte hinter den Fakten zu erzählen: Wie menschlich die großen Geister wirklich waren (oder wie unterirdisch beknackt).

Warnung: Es ist gefährlich, dieses Buch in der Öffentlichkeit zu lesen. Die meisten Menschen sind nicht auf spontane Gefühlsregungen vorbereiten. Schlecht unterdrücktes Lachen und gelegentliche "Was für Idioten!" Ausrufe können einige Erklärungen nötig machen.

Aber wenn man das Buch aus der Hand legt hat man sich tierisch gut amüsiert und ohne es zu merken richtig was gelernt.

Das Buch gibt es in Deutsch (Hardcover) und Englisch (Taschenbuch). Ich hab's auf Englisch gelesen und fand es vom Schwierigkeitsgrad her anspruchsvoll. Nicht unbedingt geeignet für Englisch-Leseanfänger, Brysons Wortschatz übersteigt halt das normale Schulenglisch um einiges. Aber das englische Original bietet noch den Wortwitz, der der deutschen Übersetzung an manchen Stellen übersetzungsbedingt fehlt.

 

nach oben  Startseite