100 Jahre Ford 

Der dritte hundertste Geburtstag in kurzer Zeit diesmal geht es um Autos.

Am 16. Juni begann in einer Waggonhalle in Dearborne / Michigan die Geschichte eines Unternehmens das zu einer der größten Automoilmarken aller Zeiten werden sollte.

Henry Ford begann mit 28.000 Dollar Startkapital und schaffte es zum "Unternehmer des 20. Jahrhunderts".

Henry Ford wurde als Sohn einer irischen Einwandererfamilie am 30. Juli 1863 in Dearborn bei Detroit geboren.

Mit 15 Jahren ist der junge Henry Ford von der Schule geflogen und hat eine Mechanikerlehre begonnen. er begeisterte sich schon früh für alles Technische und bastelte was das Zeug hielt an Landmaschinen, Uhren etc.

Aber die in Deutschland erfundenen Automobile begeisterten ihn und er wurde Rennfahrer.

1886 heiratete Ford Clara Bryant und zog mit ihr bald nach Detroit. Dort stellte er1892 sein erstes Benzinauto vor, welches allerdings noch weit von jeder Alltagstauglichkeit entfernt war. 1899 gründete er gemeinsam mit anderen die "Detroit-Automobil-Gesellschaft", der jedoch kein Erfolg beschieden war.

1903 gründete er mit einigen Partnern (je ein Kohlenhändler, Buchhalter, Bankkaufmann, Tischler, Büroangestellter, Kurzwarenhändler, Hersteller von Luftgewehren, ferner zwei Anwälte und zwei Brüdern, die eine Halle besaßen) mit dem Startkapital von 28.800 Dollar die mittlerweile weltberühmte Automobilfirma. 1903 war Ford schon 40 Jahre alt.

Henry Ford hatte bei der Unternehmensgründung sein Ziel so formuliert: "Ich werde ein Fahrzeug für die Masse bauen, und sein Preis wird so erschwinglich sein, dass es sich jeder leisten kann."

Die ersten Ford-Modelle A, C und F waren einfach konstruierte 2-Zylinder-Wagen, die allerdings viel erfolgreicher waren als die Versuche Fords, mit den Modellen B (4 Zylinder) und K (6 Zylinder) in höheren Preisregionen Fuß zu fassen.

Den ersten echten Erfolg brachte das Model N, das auch die Ausgangsbasis für den legendären Ford Model T bildete, der im Oktober 1908 auf den Markt kam.

Fords Verdienst ist es neue Produktionsverfahren in den Autobau eingeführt zu haben, durch die die Fahrzeuge zu unerreicht günstigen Preisen angeboten werden konnten.

Das Fließband, zwar nicht von Ford erfunden, aber von ihm perfekt in seine Produktion integriert, war eine dieser Entwicklungen.
In den Fordwerken hatte jeder Arbeiter an einem festen Arbeitsplatz eine bestimmte Arbeitsleistung zu vollbringen. Das Auto aber bewegte sich langsam weiter, von Arbeitsbereich zu Arbeitsbereich.

Mit dem Fließband verachtfachte sich die Produktionsgeschwindigkeit.

1913 begann man bei Ford mit dieser Art der Fertigung und das Konzept funktionierte. Es wurde so weit perfektioniert, dass an jedem Arbeitstag alle zehn Sekunden ein fertiges Ford Modell-T vom Fließband rollen konnte.

Die so genannte "Tin Lizzie" wurde ohne Extras zum Preis von 260 Dollar verkauft, die meisten Kunden bestellten jedoch das Auto mit mehr Ausstattung, was den Durchschnittspreis auf rund 400 Dollar steigerte. 1916 liefen fast 600.000 dieser rollenden Blechkisten vom Band.

Als cleverer Geschäftsmann setzte Henry Ford aber auch auf der Nachfrageseite an. Am 5. Januar 1914 verdoppelte Ford den täglichen Mindestlohn für einen Acht-Stunden-Arbeitstag auf damals unerhörte fünf Dollar.

Sein Kalkül: Da es nun möglich war, billige Autos in Massen zu bauen, müssten sich davon auch mehr verkaufen lassen, wenn auch Mitarbeiter der Firma das nötige Geld für die Anschaffung besäßen.

Außerdem kam damit auch der bis heute unverändert gebliebene Neidfaktor auf.Binnen 19 Jahren (von 1908 bis 1927) wurden in den USA mehr als 15 Millionen Exemplare des T-Modells fabriziert, es gab mehrfach Verbesserungen, aber keine entscheidenden Veränderungen.

Innovationen hielt Ford für unwichtig. Doch irgendwann war die Konkurrenz besser. Die Wettbewerber, die sich in der Gegend von Detroit inzwischen angesammelt hatten, lieferten technisch bessere und schönere Autos. Ford musste 1927 seine Fabrik ein halbes Jahr lang komplett schließen, um ein neues Modell zu entwickeln.

Henry Ford hattees versäumt, rechtzeitig für Nachfolgemodelle zu sorgen. Die immer härtere Konkurrenz von General Motors und Chrysler, die lange und schwere Rezession der 30er Jahre und stark rückläufige Absatzzahlen brachten Ford bis zum Zweiten Weltkrieg stark in Bedrängnis.

Dan übernahm Henry Sohn Edsel die Firma, aber nur auf dem Papier, in der Realität hatte der alte Herr immer noch das Sagen. Nach Edsels Tod 1943 übernahm Henry auch wieder offiziell den Chefsessel.

Im Zweiten Weltkrieg produzierte Ford 8600 B-24-Bomber, 57 000 Flugzeugmotoren und mehr als 250 000 Militärfahrzeuge.

Allerdings unterhielt Henry Ford auch recht gute Beziehungen zu den Nazis. Hitler war begeistert von dem antisemitischen Amerikaner und verehrte ihm das "Großkreuz des deutschen Adlers", die höchste Auszeichnung des Nazi-Regimes für Ausländer.

In "Mein Kampf lobte Hitler Ford ausdrücklich. "Die Juden sind es, die die Börsenkräfte der Amerikanischen Union kontrollieren", schrieb er. "Jedes Jahr werden sie mehr zu den Kontrollmeistern der Produzenten in einem Volk von 120 Millionen: nur ein einziger großer Mann - Ford - behält ihrem Zorn zum Trotz volle Unabhängigkeit".

Ein Drittel der 350.000 Lastwagen der motorisierten Wehrmacht stammten bis 1942 aus dem Kölner Ford Werk.

1943 übernahm Henrys Enkel Henry II (klingt wie bei Shakespeare, oder?) die Leitung der Firma. Er holte neue junge Manager in die Führungsetage und schaffte die Wende nach langen Jahren der Probleme. Mit Erfolgsmodellen wie dem Thunderbird und dem Mustang erzielte Ford erhebliche Gewinne.

Henry Ford starb 1947 im Alter von 84 Jahren.

Dann begann der Siegeszug der europäischen und asiatischen Konkurrenz, die Ford auch heute noch das Leben schwermacht.
1979 übergab Henry II. die Leitung an angeheuerte Manager, die bis 2001 das Unternehmen führten. In diesem jahr übernahm wieder ein echter Ford das Steuer des mittlerweile Verlustgeplagten Unternehmens (6 Milliarden Dollar Verlust in zwei Jahren).Heute ist Ford der zweitgrößte Autohersteller der Welt (nach General Motors) mit weltweit etwa 350.000 Mitarbeitern.

Er setzt jährlich rund sieben Millionen Autos ab. Der Umsatz lag im vergangenen Jahr bei mehr als 162 Milliarden Dollar (137 Mrd Euro).

Zu den Marken des Ford-Konzerns gehören Aston Martin, Ford, Jaguar, Land Rover, Lincoln, Mazda, Mercury und Volvo.
In Deutschland ist Ford seit 1925 auf dem Markt. Erst in Berlin, wo die aus den USA in Einzelteilen angelieferten T-Modelle montiert wurden.

Seit 1931 hat das Unternehmen seinen Sitz in Köln, wo bis heute mehr als 32 Millionen Autos produziert wurden.
Erfolgreichste der inzwischen mehr als 30 Baureihen aus deutscher Produktion ist der Escort, von dem mehr als 6,4 Millionen Exemplare produziert wurden. Den Vorstandsvorsitz führt der 45-jährige William Clay Ford Jr., ein Urenkel des Firmengründers. Damit hat die vierte Generation der Ford-Familie das Steuer in der hand - unterbrochen von einem "interregnum" von etwa zwei Jahrzehnten, in denen Fremdmanager das Unternehmen leiteten.

 

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