Boah, tolle Farben!!

100 Jahre Albert Hofmann, der Entdecker des LSD

Am 11. Januar feierte der Chemiker Albert Hofmann seinen 100. Geburtstag. Bekannt wurde der Schweizer durch die Entdeckung der mit LSD abgekürzten Droge Lysergsäure-diäthylamid.

LSD wurde von Albert Hofmann eigentlich 1938 und 1943 entdeckt. 1938 synthetisiere er in den Laboren des Basler Pharmakonzerns Sandoz Lysergsäure-diäthylamid. Er suchte eigentlich ein Kreislaufstimulanz.

Das er dabei eine Droge fand, ist nicht so ganz zufällig, denn er untersuchte dafür Mutterkorn-Alkaloide.

Mutterkorn ist ein Pilz mit dem Artnamen Claviceps purpurea. Er wächst auf Roggen, Triticale und Weizen. Wenn der Pilz Getreide befällt, dann wächst anstelle eine normalen Korns ein längliches, ca. 4 cm langes, hartes, dunkelpurpurfarbenes bis schwarzes Gebilde. In seinem Dauerstadium ist er schwarz. Der Name Mutterkorn stammt aus der Mythologie. Denn man glaubte, dass wenn der Wind die Kornähren im Wind wog, die Kornmutter durchs Feld fährt. Und die kleinen schwarzen Pilze wurden dieser Mutter zugeordnet.

Mutterkorn enthält über 30 verschiedene Alkaloide. Alkaloide sind meistens für Menschen giftige Verbindungen. Zu den Alkaloiden zählen auch Koffein, Kokain, und Nikotin.

Im Mittelalter vergiftete mit Mutterkorn verseuchtes Getreide mit der Bezeichnung „Antoniusfeuer“ immer wieder Dörfer und Städte. Die Alkaloide führen zu Darmkrämpfen, Durchblutungsstörungen und zu Halluzinationen. 5 bis 10 Gramm Mutterkorn können tödlich sein. Da erst die Dosis das Gift macht, konnte man aber mit niedrigen Mutterkornkonzentrationen Blutungen stillen oder damit etwas gegen Bluthochdruck oder Migräne unternehmen.

Im Mittelalter wurde das „Antoniusfeuer“ den Hexen zugeschrieben

1853 entdeckte der französische Pizforscher Louis Tulasne, den Pilz als Ursache des „Antoniusfeuers“.

Mit diesem berüchtigten Pilz machte nun der Chemiker Hofmann seine Versuche. Er isolierte aus dem Mutterkorn die Lysergsäure und modifizierte diese mit verschiedenen Chemikalien. Die so gewonnenen Derivate wurden dann auf eine kreislauf- und atmungsstimulierende Wirkung untersucht.

Dabei entstand auch das Lysergsäure-diethylamid, im Laborjargon als LSD-25 abgekürzt. Es zeigte im Tierversuch keine Wirkung auf Kreislauf und Atmung, war also uninteressant für das weitere Vorhaben. Laut Versuchsbericht sollen die Mäuse unruhig geworden sein. Aber Mäuse können nunmal nicht mit uns sprechen.

Am 16. April 1943 arbeitet Hofmann nochmal mit dem LSD-25. Er kommt damit ausversehen in Kontakt und fühlt sich seltsam. Er fährt nach Hause und erlebt einen Rausch:

„Vergangenen Freitag, den 16. April 1943, musste ich mitten im Nachmittag meine Arbeit im Laboratorium unterbrechen und mich nach Hause begeben, da ich von einer merkwürdigen Unruhe, verbunden mit einem leichten Schwindelgefühl, befallen wurde. Zu Hause legte ich mich nieder und versank in einem nicht unangenehmen rauschartigen Zustand, der sich durch äusserst angeregte Phantasie kennzeichnete. Im Dämmerzustand bei geschlossenen Augen - das Tageslicht empfand ich als unangenehm grell - drangen ununterbrochen phantastische Bilder von ausserordentlicher Plastizität und mit intensivem, kaleidoskopartigem Farbenspiel auf mich ein. Nach etwa zwei Stunden verflüchtigte sich dieser Zustand.“

Tage später, Hofmann wunderte sich noch wieso er sich doch beim sauberen Arbeiten kontaminiert hatte, unternimmt er einen Selbstversuch. Und nimmt 250 Mikrogramm LSD. Am 19. April 1943 um 16:20. Denn er ist ja Wissenschaftler und protokolliert den Versuchsverlauf ordentlich mit.

16.20 Uhr: 0,5 cc. (250 Mikrogramm) LSD oral eingenommen.

Die Lösung ist geschmacklos.

16.50 Uhr: Es sind keinerlei Wirkungen festzustellen.

17.00 Uhr: Beginnender Schwindel, Angstgefühl, Sehstörungen, Lähmungen, Lachreiz.

Nach seinem Wissen waren die 250 Mikrogramm die kleinste denkbar wirksame Dosis eines Halluzinogens. Er orientierte sich dabei an den Mengen für Meskalin, damals als stärkste halluzionogene Droge bekannt.

Nur hätten beim LSD 50 Mikrogramm schon völlig gereicht.

Hofmann dazu: „Die Substanz, mit der ich hatte experimentieren wollen, hatte mich besiegt. Sie war der Dämon, der höhnisch über meinen Willen triumphierte. (…) Ich war in eine andere Welt geraten, in andere Räume, mit anderer Zeit.“

Am nächsten Tag war alles vorbei, aber er hatte das Gefühl am Wahnsinn vorbeigeschrammt zu sein. In seinen Memoiren schreibt Albert Hofmann: „Alles im Raum drehte sich, und die vertrauten Gegenstände nahmen groteske, meist bedrohliche Formen an. Die Nachbarsfrau, die mir Milch brachte, erkannte ich kaum wieder. Das war nicht mehr Frau R., sondern eine bösartige, heimtückische Hexe mit einer farbigen Fratze.“

In einem Interview 2005 sagte er: „Der Mechanismus des LSD ist ganz einfach: die Tore der Wahrnehmung werden geöffnet und wir sehen plötzlich mehr - von der Wahrheit.“

LSD intensiviert das Erleben der Umwelt und verändert das Zeitgefühl. Dabei kommt es bei allen Sinnen zu Halluzinationen, bzw. veränderten Wahrnehmungen. Allerdings ist das vom jeweiligen Anwender abhängig. Je nachdem wie weit er sich darauf einlässt, oder was er so alles erlebt hat, werden die Eindrücke beeinflusst.

Es kann auch zu Synästhesien kommen, d.h. die Sinnesorgane verschränken sich. Es kommt dann vereinfacht gesagt dazu, dass man mit den Ohren sehen kann. Geräusche werden beispielsweise als Lichterscheinungen oder umgekehrt wahrgenommen.

Nach einem Trip kann es auch zu Rückblenden auf das Rauscherlebnis („Flashback“) kommen

Der Eindruck, man wäre nach einer Drogenerfahrung kreativer ist allerdings eine Täuschung. Denn entweder ist man krativ oder nicht. Drogen – auch Alkohol – mach nicht kreativer sondern „enthemmen“, machen mutiger. Man handelt unter Drogen ohne die Schere im Kopf. Was dann so aussieht, als wäre man dadurch kreativ geworden. Aber die Kreativität war schon vorher da, sie kam nur nicht raus.

Die Band „The Grateful Dead“ improvisierten endlose Stücke auf der Bühne, weil sie dank LSD das Zeitgefühl verloren hatten. Angeblich sollen auch unter LSD Lavalampen und Prilblumen entstanden sein.

LSD zählt zu den halluziniogenen Substanzen und hat damit ähnliche Wirkungen wie schon von Indianern und anderen Kulturen verwendete psychoaktive Pilze („Magic Mushrooms“). Als wirksame Substanzen enthalten sie Psilocybin oder Psilocin.

Allerdings wurden diese Pilze früher vom Schamanen mal nicht einfach so am Freitagabend eingeworfen bevor es auf die Piste geht.

LSD von Sandoz wurde später unter dem Markennamen Delysid bzw. Lysergol hergestellt. Es sollte zur psychiatrischen Behandlung eingesetzt werden.

Psychiatrische Fachpublikationen berichteten von ersten positiven Behandlungsergebnissen bei depressiven, schizophrenen und süchtigen Menschen.

Filmschauspieler berichteten von ihren LSD-unterstützten psychotherapeutischen Erfahrungen.

1951 veranstalten Hofmann und der Schriftsteller Ernst Jünger einen Selbstversuch. Jünger schreibt: „Der Wein hat bereits viel verändert, hat neue Götter und eine neue Humanität mit sich gebracht. Aber der Wein verhält sich zu (…) LSD, wie die klassische zu der modernen Physik. Erprobt sollten diese Stoffe nur in kleinen Gremien werden.“

1963 endet das Patent von Sandoz. Ab nun konnte jeder LSD herstellen.

Timothy Leary (1920-1996) war ein umstrittener US-amerikanischer Psychologe und propagierte in den 1960er und 70er Jahren den freien und allgemeinen Konsum bewusstseinsverändernder Drogen. Von ihm stammt der Spruch "Turn on, Tune in, Drop out." Leary sah psychedelische Drogen (so auch LSD) als Mittel zur Neu-Programmierung des Gehirns. Damit sollten alte Prägungen überkommen werden.

Timothy Leary bestellte 1961 eine Million LSD-Einheiten um das Bewußtsein in Amerika zu erweitern.

Diesen medizinisch und therapeutisch nicht kontrollierten LSD-Massenkonsum sah Hofmann schon damals kritisch. War es doch auch das Gegenteil von Jüngers Schlussfolgerung.Albert Hofmann in seinem Interview von 2005 mit Mathias Bröckers und Roger Liggenstorfer dazu: „Deshalb sagen die Indianer ja: bevor ich den heiligen Pilz nehme, muss ich fasten, muss beten, muss rein sein - dann bringt mich der Pilz dem Göttlichen näher. Und wenn ich das nicht mache, tötet er mich oder macht mich wahnsinnig. Das haben die Indianer gesagt - und die amerikanische Jugendbewegung, die es ja gut meinte, hat sich daran nicht gehalten, sie haben es zu oberflächlich genommen, sie haben sich nicht vorbereitet.“

Drogenerfahrung – auch mit LSD - hatten ihren Einfluß auf die damalige Pop-Musik. Mit dem 1967 erschienenen Jefferson Airplane-Album „Surrealistic Pillow“ kam der Begriff „Psychedelic Rock“ auf. Zu dieser Richtung gehörten auch Gruppen wie The Grateful Dead, Charlatans, Quicksilver Messenger Service und Pink Floyd.

1965 bildet sich in San Francisco, genauer im Stadtteil Haight-Ashbury, die Hippie-Bewegung.

1966 wurde LSD in den USA und 1970 in Deutschland verboten. Zwar machte es das für die Jugend gerade besonders, aber mit dem Ende der Flower-Power Zeit war auch LSD nicht mehr so interessant.

Problem bei einem LSD-Trip ist, dass man in den Glauben versetzt werden kann, dass seine eigenen Ängste und Phobien tatsächlich wahr werden. Banal gesagt, könnten einem Schläuche wie Schlangen erscheinen, das eine panische Fluchtreaktion auslösen, die einen vor ein Auto laufen lässt.

Daher kann LSD bei entsprechender Veranlagung schon nach einmaligem Konsum eine möglicherweise unheilbare Psychose auslösen.

LSD selbst ist nur in einer absurd hohen Konzentration wirklich giftig.

In den USA und Kanada laufen zur Zeit wieder Versuche, psychedelische Drogen als verschreibungsfähige Medikamente verwendbar zu machen.

Man hofft damit Ansatzpunkte bei schweren psychischen Störungen wie Schizophrenie oder Suchterkrankungen finden zu können.

Im Jahr 2005 stellte das Bundeskriminalamt in Deutschland

- 969 Kilogramm Kokain,

- 775 Kilo Heroin,

- 10.857 Kilo Cannabis,

- 2 Millionen Ecstasy-Pillen

sicher.

LSD-Delikte haben bei der Rauschgiftkriminalität einen Anteil von 0,1 Prozent.

Weil LSD bis zu 10.000-mal stärker wirkt wie Meskalin, wurde es auch als „psychische Atombombe“ bezeichnet.

Ein Gramm LSD reicht für 20.000 Menschen

LSD fällt in Deutschland unter das Betäubungsmittelgesetz, jeglicher Umgang ist für die Allgemeinheit verboten.

LSD macht körperlich nicht süchtig (anders als bei Heroin oder Kokain) aber einen psychiosche Abhängigkeit ist möglich.

Der „LSD-Mord“ von 1966 ist eine Legende. Der Täter stand unter Aufputschmitteln, behauptete aber, er hätte im LSD-Rausch gehandelt.

Der Schauspieler Cary Grant wurde in den 1960ern unter Überwachung durch seinen Psychiater Oscar Janiger auf zirka 100 Trips geschickt, um Kindheitstraumata und Potenzprobleme zu überwinden.

Huxley ließ sich, als er im Sterben lag von seiner Frau LSD intramuskulär spritzen. Er stirbt am selben Tag an dem Präsident John F. Kennedy erschossen wird - am 22. November 1963 - an Kehlkopfkrebs.

Psychoaktive Pilze hatte auch der „Ötzi“ dabei.

Psychedelisch steht für „Die Seele entfaltend“ und wurde vom US-amerikanischen Psychiater Humphrey Osmond geprägt.

LSD nannte sich die Gruppierung von studentischen FDP-Mitgliedern in Darmstadt: Liberale Studenten Darmstadt.

Hofmann entdeckte die LSD-Wirkung zufällig durch unbeabsichtigten Hautkontakt. Deswegen sagte er später „Das LSD ist zu mir gekommen“.

Da Hofmann am Tag des ersten LSD-Rausches mit dem Fahrrad nach Hause fuhr, ist der 16. April in der LSD-Szene der „Bicycle Day“.

Der Szenename „Acid“ (englisch „Säure“) für LSD ist falsch. Chemisch betrachtet ist es keine Säure sondern eine Base. Albert Hofmann musste sein Lysergsäure-diethylamid mit Weinsäure erst neutralisieren, um sie kristallisieren zu können.

Albert Hofmann entdeckte auch eine Methode wie man Kakerlakenpanzer in eine nährstoffreiche Zuckerlösung umwandeln kann.