Fotolehrgang - Staub und Fussel entfernen

In diesem Workshop möchte ich allen, die mit ihrer Digitalkamera (bzw. ihrem Scanner) und ihrem Computer Bilder machen und bearbeiten ein bisschen Hilfestellung geben, damit die Bilder besser werden, als die Kamera erlaubt.

Ich benutze für die Bildbearbeitung Adobe Photoshop©. Die unten angeführten Bearbeitungsmöglichkeiten bietet aber praktisch jedes EBV-Programm (EBV = elektronische Bildverarbeitung). Im Zweifelsfall heißen die Werkzeuge und Paletten vielleicht anders. Falls es doch nicht geht, wech mit dem Rotz und was ordentliches besorgt. Adobe Photoshop Elements©, das für Digitalfotografen durchaus ausreicht, gibt es schon für unter 100 Euro.

Wer generelle Fragen zum Thema EBV hat, kann mich unter post@besserwisserseite.de gerne konsultieren. Interessante Probleme werde ich gerne in einem der nächsten Wörkshops behandeln.

Eins noch: Mir ist nach fast 10 Jahren beruflicher Praxis mit Bildbearbeitungssoftware natürlich klar, dass man so ziemlich jedes Ziel auf mindestens 27 verschiedene Arten erreichen kann. Die hier gezeigten Verfahren haben sich für mich einfach als praktikabel und effizient erwiesen.

 

Staub und Fussel


Bilder die nicht aus der Digitalkamera, sondern aus einem Scanner kommen haben normalerweise Fehler in Form von Staub, Fusseln oder Kratzern. In einem perfekten Bild sollten die natürlich verschwunden sein. Wie kriegt man das hin, ohne das Bildmaterial allzu stark zu verfremden?

1. Schon vor dem Scannen die Vorlage pfleglich behandeln und auch mal das Scannerglas reinigen. Binsenweisheit, klar. Wird aber doch gerne vernachlässigt.

2. Mit dem richtigen Werkzeug der Bildbearbeitungssoftware arbeiten.

Das Ausgangsbild

Das ist nochmal das Bild aus der letzten Folge. Hier stimmen mittlerweile die Farben, aber es gibt doch noch einige Unschönheiten. An den rot markierten Stellen sind Fussel im Bild, es gibt ein paar kleinere Staubkörnchen und die Telefonleitung ist auch nicht besonders attraktiv. Wir werden den Macken nacheinander zu Leibe rücken.

ebv Bild 1 - Das Ausgangsbild

 

Schritt 1: Fussel und Staub

Viele Bildbearbeitungsprogramme bieten praktische Filter, mit denen sich Staub und Fussel problemlos beseitigen lassen sollen. Leider handelt man sich damit ein neues Problem ein: Weichzeichnung. Im unteren Beispiel sieht man, die drei kleinen Staubkörnchen werden mit Photoshops "Staub und Kratzer"-Filter zwar zum Verschwinden gebracht, aber man erkennt deutlich im Auswahlbereich, dass die dazu verwendete Weichzeichnung (auch bei kleinster Stufe) die gewünschte Schärfe eliminiert. Wenn man diesen Vorgang über das ganze Bild anwendet, ist der Verlust größer, als der Gewinn.

ebv Bild 2 - scharfe Staubkörnchen

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Bild 3 - Staub weg - Weichzeichnung da

 

Das Beste Werkzeug für solche Korrekturen ist der "Stempel" (Bild 4). Mit ihm kann man Referenzstellen im Bild festlegen, die man dann über die fehlerhaften Stellen "stempelt".

ebv Bild 4 - Stempelwerkzeug

Und so geht das: Man wählt das Werkzeug aus und sucht sich eine Stelle, die der fehlerhaften möglichst ähnlich ist. Am besten ziemlich nahe bei der Fehlerstelle. Dann wählt man eine Werkzeuggröße aus, die den Fehler gut abdeckt, aber nicht zu groß ist, um angrenzende Bereiche nicht versehentlich zu überstempeln.

Den ausgewählten Referenzpunkt markiert man mit "alt-Click" (beim Mac). Der Stempel wird bei gedrückter "Alt" Taste weiß und zeigt so seine Bereitschaft zum Referenzpunkt aufnehmen an. Nach dem Klick kann man den Stempel an die Fehlerstelle bewegen. Wenn man jetzt die Maustaste drückt, erscheint ein Kreuz am Referenzpunkt (Bild 5). Man kann daher schön sehen, welche Stelle man mit dem Stempel gerade überträgt. Das Kreuz bewegt sich analog zur Mausbewegung.

Das Ergebnis ist eine makellose Stelle am Himmel. Aus diese Weise säubern wir den kompletten Himmel und entfernen auch die Staubkörnchen.

Obacht: Der Stempel kopiert Pixel aus dem Bildzustand, der noch den Fussel (oder was auch immer) enthält. Selbst, wenn man den Fehler schon beseitigt glaubt und mit dem Stempel zu weit geht ( so, dass der Referenzpunkt in den ehemaligen Fehlerbereich wandert), erscheint der Fussel wieder nur eben etwas versetzt. Um das zu vermeiden gehe ich immer in kleinen Schritten vor. Dann muss man auch wenn etwas daneben geht nur die letzten Pixel neu stempeln und nicht etwa den halben Himmel.

Tipp: Es gibt die Möglichkeit, den Rand des Werkzeuges mehr oder weniger weich einzustellen. Bei zarten Verläufen, wie dem Himmel, ist eine weiche Einstellung ideal. Bei scharf strukturierten, kann aber eine weniger softe Kante besser sein, weil man sonst die gewünschte Struktur am Rand zu stark beeinträchtig. Versuch macht kluch!

Das Ganze dauert garnicht so lange, wie es vielleicht klingt. Auch ein ziemlich verschmutztes Motiv ist in ein paar Minuten "clean". Außer natürlich, die Macken sind in besonders kritischen Bereichen, wie einem Gesicht o.ä. da kann das schon mal länger dauern. Für Modekataloge werden schon mal ganze Abendkleider auf diese Weise von hässlichen Falten befreit.

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Bild 4 und 5 - kleine Macken mit dem Stempel entfernen

Schritt 2: Gestalterische Verbesserungen

Wenn die Fussel weg sind, kann man sich daran machen, die Stellen im Bild zu bearbeiten, an denen unerwünschte Objekte zu sehen sind. Meist sind das Leitungen, die den Himmel verunzieren oder angeschnittene Personen am Bildrand. In unserem Beispiel soll die Leitung mit dem Holzmast verschwinden. Tückisch bei diesen Berbeitungsschritten ists, dass die Objekte oft halb von erwünschten Bildelementen verdeckt werden oder solche verdecken. Man muss daher diese Teile gekonnt ergänzen.

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Das vorliegende Motiv ist recht einfach: Über einen großen Teil des Mastes kopieren wir mit dem Stempel eine geeignete Stelle der Rasenfläche. Dabei ist natürlich darauf zu achten, dass die Linien der Hügel, Wege etc, im Hintergrund richtig weiterlaufen. Das Auge reagiert sehr gut auf kleine Abweichungen in solchen Linien.

Im Baum muss man eigentlich nur darauf achten, dass ein natürliches Aussehen erhalten bleibt. Blattwerk ist ja von Natur aus recht unregelmäßig. Man kann auch den Baum ein wenig anbauen, um Anschlussprobleme mit neu angesetzten Teilen des Hintergrundes zu kaschieren. Dazu kopiert man einen Teil der Blätter, die im Original schön vor dem Hintergrund stehen vorsichtig an eine kritische Stelle. Am besten ist, wenn man nur wenige Pixel des Hintergrundes mit kopiert. Aber man kann ja immer noch die misslungenen Arbeitsschritte rückgängig machen und neu anfangen, gell.

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Das waren jetzt die ersten einfachen Schritte im Arbeiten mit dem Stempel. In der nächsten Folge zeige ich, wie man größere fehlende Bildstellen ergänzt und auch komplexere Teile anbaut. Bis dahin: schön üben.

Nächste Folge: fehlende Stellen ergänzen.