Fastnacht

Das närrische Treiben zu Fastnacht, Karneval oder wie auch immer markiert den Beginn der Fastenzeit.

Die Fastenzeit umfasst die 40 Tage von Aschermittwoch bis Ostern. Die Sonntage werden nicht mitgezählt, denn am Sonntag darf nicht gefastet werden.

"Quadragesima" nennt die katholischen Kirche die 40-tägige Vorbereitungszeit auf das Osterfest (Aschermittwoch bis Karsamstag), benannt nach dem früher vorgeschriebenen Fasten, das jetzt auf Aschermittwoch und Karfreitag beschränkt ist.

Im Rheinland beginnt die Narrensaison schon am 11.11 um 11.11 Uhr.

In Basel liegt der Fastnachtstermin etwas anders: Die - so die korrekte Bezeichnung - Alte Fastnacht beginnt in Basel eine Woche nach der Neuen Fastnacht (=unsere). Im Gegensatz zum rheinischen Treiben hat sie überhaupt nichts mit Fasten zu tun, sondern geht darauf zurück, dass im Spätmittelalter und der Neuzeit in der Woche nach der Fastnacht die jungen Männer für das Militär gemustert wurden.
Deshalb machten sie vorher noch einen drauf - und darum auch die militärischen Instrumente Trommel, Pfeife und Querflöten, die den "Morgenstraich", den Beginn der Fastnacht in der Nacht von Sonntag auf Montag, morgens um 4.00 Uhr, begleiten.

Fastnachstspeisen sind gewöhnlich eher fett und reichhaltig. Wenn das Ende des Winters in Sicht war, konnte man früher unbesorgt den Rest der Vorräte aufbrauchen. Man wusste ja, dass in der Fastenzeit weniger Lebensmittel verbraucht werden würden. Viele Lebensmittel waren mit den damaligen Mittel auch nur schwer über die 40 Tage frisch zu halten, also lieber weg damit.

Das Wort "Fasching" kommt vom mittelhochdeutschen "vaschanc", und bezeichnete das Ausschenken des Fastentrunkes. Ursprung davon wiederum war "vastganc", die Fastenprozession.

"Fastnacht "kommt von mhd. "vastnaht", das "Vorabend der Fastenzeit" bedeutet.

"Karneval" hat wohl italienisch/lateinische Wurzeln: "carnevale" bedeutet "Fleisch Ade".
Eine zweite Erklärung aber sagt: Schon zur Römerzeit wurde am Jahresende der Gott Saturn (der für den Frieden) gefeiert. Während der "Saturnalien" bewirteten die Freien die Sklaven. Und ebenso wie bei den Römern zu Ehren des Saturn wurde z. B. in Babylonien zu Ehren der Göttin Isis ein Schiffswagen durch die Straßen gezogen; dieser "Carrus navalis" ist vermutlich der Ursprung des "Karneval". Noch heute fahren ja diese "Narrenschiffe" durch die Straßen, tragen die Narren Mützen in Schiffsform, erobern die Narren (die Sklaven) friedlich die Rathäuser (den Sitz der Freien) ...

Die ersten Karnevalsfeiern wurden im 13. Jahrhundert beschrieben.

Zunächst ging es nicht ums Fasten oder kirchliche Fest, man feierte einfach ein Frühlingsfest. Mit wilden Masken und viel Lärm, wollte man die bösen Geister des Winters austreiben.

Pest und dreißigjähriger Krieg ließen das närrische Fest jedoch wieder in Vergessenheit geraten. Klar, man hatte einfach was besseres zu tun: überleben.

In der Reformation wurde sogar alles, was an heidnische Bräuche erinnerte verbannt. Die einfache Bevölkerung durfte nicht mehr feiern, nur bei Hof wurden noch aufwändige Maskenbälle abgehalten.

Der Karneval erreichte Deutschland wieder über Italien und Frankreich. Hauptsächlich wir er in den katholischen Gegenden gefeiert. (Meine reformierte Heimatstadt Darmstadt ist daher ein Fastnachtsloch.)

Der erste Karnevalsumzug wurde in Köln wieder im Jahre 1823 abgehalten. Köln war 1815 an Preußen gefallen und die Kölner nutzten die Gelegenheit einmal im Jahr an alte Herrlichkeit anzuknüpften.

Die Mainzer (sorry natürlich "Meenzer") Fastnacht (Sorry, "Fassenacht", gell) ist von französischen Einflüssen geprägt.

Ob Preußen oder Franzosen, das erkennt man an den Uniformen der "Gardekorps". Die wollten nämlich die "Besatzer" tüchtig verarschen.

Der Elferrat, soll seinen Namen von der Abkürzung "ELF" für egalité, liberté, fraternité", dem Motto der französischen Revolution, haben.

Dass der "Narhallamarsch" ursprünglich ein Spottgesang auf einen französischen General namens "Ricambeau" oder so ähnlich war, ist eine kaum zu haltende "urban Legend". Ein General diese Namens ist jedenfalls nicht bekannt.

Am Donnerstag vor Aschermittwoch (auch fetter Donnerstag genannt) wird vielerorts die Weiberfastnacht gefeiert außer in Wien, die feiern dann den berühmten Opernball.

Der Rosenmontag hat seinen Namen nicht von den stacheligen Blumen, sondern von mhd. "rosen" = "rasen, toben".

Am Aschermittwoch wurden in der Kirche einst die Büßer mit Asche bestreut. Sie durften die Kirchen erst wieder am Gründonnerstag betreten, solange mussten sie auf der Armesünderbank im Vorraum sitzen.Auch heute erhalten in katholisdchen Gegenden die Gläubigen am Aschermittwoch ein Aschekreuz auf die Stirn gezeichnet.

Die Asche wird durch das Verbrennen der Palmzweige vom letzten Palmsonntag gewonnen.

Karneval ist eine ernste Sache oder wie Herbert Bonnewitz dereinst über die Fassenachtsvereinsmeier sagte: "Die nemme de Karneval net so ernst wie mir, die nemme en todernst".

Daher haben Frauen hier traditionell nichts verloren, sogar die Jungfrau des Kölner Dreigestirns wird von einem Jüngling dargestellt. Schade eigentlich.

Der Carnevale in Venedig war schon im 11. Jahrhundert ein zweimonatiges Fest. Er dauerte vom 26. Dezember bis zum Faschingsdienstag. Im 18. Jhd. erreichte das Ganze seinen Höhepunkt: Alle sozialen Unterschiede verschwanden in dieser Zeit. Männer verkleideten sich als Frauen und Frauen mischten sich unter die Dirnen.
Dann war lange Ruhe, erst in den 1970er Jahren wurde der Karneval für den Tourismus reaktiviert. Heute feiert man ihn in den 10 Tagen bis zum Faschingsdienstag.

Der Karneval in Rio ist wahrscheinlich der bekannteste Karneval der Welt. Hier feiert man vom Samstag vor Aschermittwoch bis zum Dienstag. Eingeführt wurde der Karneval aus Portugal, aber auch afrikanische Einflüsse sind zu finden.

Berühmt ist vor allem der Umzug der Samba-Schulen mit seinen opulenten bis kaum vorhandenen Kostümen. Die erste Samba-Schule, die "Deixa Falar" entstand 1929 aus einem Karnevalsverein. Vielleicht bestehen ja auch in Mainz ( Meenz, ich weiß) noch Chancen...

 

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