Fotolehrgang 4 - Bildgestaltung

"Gute Fotografen machen gute Bilder - das können sie auch mit schlechten Kameras. Schlechte Fotografen machen schlechte Bilder - das können sie auch mit guten Kameras."

Im folgenden Artikel benutze ich meistens die maskuline Form "Fotograf", das mache ich aus Faulheit und nicht etwa, weil ich glaube, dass nur Männer fotografieren.

Die unten gezeigten BIlder sind nicht bearbeitet, außer dass das RAW-Format in Adobe Lightroom "entwickelt" wurde.

 

Ein Großteil aller schlechten Fotos ist nicht daran gescheitert, dass der Fotograf ein schlechtes Motiv ausgewählt hatte, sonder daran, dass er es schlecht aufgenommen hatte.

Mit "aufgenommen" meine ich jetzt weniger den fotografischen Prozess, vielmehr den Prozess der Analyse die dem Druck auf den Auslöser vorausgehen sollte.

Was will ich eigentlich dem Betrachter des Bildes vermitteln?

Diese Frage sollte man sich immer stellen. Die Eindrücke, die man selbst im Moment der Aufnahme hatte sind nämlich nur schwer vermittelbar: Sonne auf der Haut, Wind im Haar, Musik im Ohr... das alles sieht der Betrachter nicht. Er ist auch nicht vorher 4 Stunden lang durch eine fremde Stadt gelaufen oder von dem fiesen Lederhändler übers Ohr gehauen worden, wie man selbst. Was der Betrachter sieht ist nur das, was er sieht. Nicht mehr.

Um sein Motiv in Szene zu setzen, ihm "Aussage" zu geben (Fotografen nennen das so), kann man sich eines recht einfachen Konzeptes bedienen:

Kontraste

Kontraste sind im Gegensatz zu privaten Erfahrungen durchaus Dritten zu vermitteln. Als für Gestaltungen brauchbare Kontrastet bieten sich an:
groß - klein
rund - eckig
bunt - unbunt
positiv - negativ
warm - kalt (die Farbbereiche natürlich)
scharf - unscharf
viel - wenig
hell - dunkel
strukturiert - unstrukturiert


Motiv 1

Womit haben wir es hier zu tun? Richtig: warm - kalt.
Der blaue Himmel kontrastiert vortrefflich mit dem goldenen Licht auf der Brücke. Selbst wenn der Betrachter die Rialto-Brücke nicht kennt wird er sich der Wirkung der zwei dominanten Farben, die Spannung aufbauen, nicht verschließen können.

Motiv 2

Was ist hier die "Kontrast"-Aussage, neben dem eigentlich angebildeten Ereignis? Hell - dunkel, genau.
Die großen dunklen Flächen bilden einen Rahmen, der durch die perspektivisch fluchtenden Linien noch verstärkt wird und leiten den Blick zu dem Gondoliere vor der kleinerern hellen Fläche.

 

Motiv 3

Jetzt wird's schwieriger, hier gibt es nämlich mehrere Faktoren. groß - klein, viele - wenige als Nebenkontrast kann man auch noch "strukturiert" (die Landfläche) und "unstrukturiert" (die Wasserfläche) angeben.

 

Motiv 4

Wieder ein Mix: groß - klein, hell - dunkel, scharf (die Lampen) unscharf (die Wolken)

Eigentlich nicht allzuviel zu sehen auf dem Bild (im übrigen auch ein beliebter Fehler: zuviel aufs Bild packen), aber die Wirkung ist da.

 

Es wird nicht immer gelingen alle störenden Elemente aus dem Bild zu verbannen, wenn man aber erst einmal auf die Suche nach solchen Kontrasten gegangen ist, wird man sie überall finden. Dann muss man einfach versuchen die Störfaktoren mittel des Zoomobjektiv oder durch Wechsel des Standortes zu eliminieren.

Was man nicht vergessen darf, ist dass man natürlich alle Kontraste, die ich oben genannt habe auch einzeln verwenden darf. "hell", "bunt", "warm" etc. machen gute klare Bildaussagen.

Mein Tipp zum Schluss: in der kommenden Woche einfach mal ein paar Fotos machen, in denen das Thema "Kontraste" zu sehen ist. Das kann man machen, ohne die Wohnung zu verlassen, wenns sein muss.

Lasst es klicken.

 

In der nächsten Folge geht es um "Belichtung".

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