Das Wunder, die Schmach und die Schande

Fußballweltmeisterschaften schaffen Legenden. Drei davon sollte man kennen. Das "Wunder von Bern", die "Schmach von Cordoba" und den "Nichtangriffspakt von Gijon".

Das Wunder von Bern

Das Wunder von Bern war der Gewinn der Weltmeisterschaft gegen die als sicherer Weltmeister gebuchten Ungarn. Aus Sicht der Deutschen war es ein Wunder aus Sicht der Ungarn eine Katastrophe

Die ungarische Fussballnationalmanschaft hatte seit 1952 nicht mehr verloren.

Die Ungarn waren 1952 Fußball-Olympiasieger.

Im November 1953 besiegten sie England im Wembley-Stadion 6:3. Für die Engländer war das die erste Heimniederlage seit 90 Jahren.

Sie hatten geniale Spieler mit "Kampfnamen"

Der Torhüter Gyula Grosics wurde der "Schwarze Panther" genannt, weil er immer im dunklem Trikot das Tor bewachte.

Sándor Kocsis, hieß wegen seiner Kopfballqualitäten "Goldköpfchen".

Ferenc Puskás konnte der Legende nach rückwärts gucken und hatte damals in 85 Länderspielen 83 Treffer erzielt.

Dennoch verloren die Ungarn das Finale gegen Deutschland mit 2:3. Obwohl sie in der Vorrunde Deutschland noch mit 8:3 besiegten. Aber der Trainer Sepp Herberger hatte dafür nur eine Art "B-Mannschaft" aufgestellt, da er sein gutes Team schonen wollte. Das WM-Finale war übrigens sein 100. Länderspiel.

Zwei Minuten vor dem Abpfiff des WM-Endspiels schoss Puskás sogar noch das 3:3. Aber es war Abseits. Für einige Ungarn war es aber Teil einer Verschwörung: Denn der verantwortliche Linienrichter Griffith war Engländer. Und die Engländer hatte man ja in Wembley besiegt... und dann gab es Gerüchte, dass die Ungarn von den Deutschen Erbsenpflückmaschinen bekommen hatten... und dann war da noch der Solothurner Blasmusikwettbewerb ausgerechnet beim Quartier der Ungarn... und die Deutschen hatten vor dem Spiel eine Spritze mit Traubenzucker oder Vitamin C bekommen... Allerdings hat sich dann praktisch die ganze Mannschaft an den unzureichend sterilisierten Spritzen die Gelbsucht geholt.

Schuld war auch in Augen der Ungarn ihr Nationaltrainer Gustáv Sebes. Sebes stellte seinen Schwager Tóth auf den linken Flügel und den guten Linksaußen Czibor auf den rechten Flügel.

Die ungarische Niederlage hatte Folgen. 80 000 Menschen hatten sich im Budapester Volksstadion

versammelt, um live der Radio-Reportage zuzuhören. Diese Menge zog nach der Niederlage in die Stadt, warfen eine Straßenbahn um, zerschlugen Schaufenster, zerstörten Spielerbilder und das Büro der staatlichen Sportzeitung Népsport. Und sie skandierten gegen die politische Führung.

1955 wurde Torwart Grosics wegen Landesverrats und Spionage verhaftet und unter Hausarrest gestellt. Nach seinem Freispruch ein Jahr später spielte er aber nur noch in der Provinz.

1956 nutzten Puskás, Czibor und Koscis eine Westreise zur endgültigen Ausreise. Mit den drei Starkickern blieben noch 13 von 16 Spielern der Jugend-Nationalmannschaft im Westen.

Die Schmach von Cordoba

Die Schmach von Cordoba war am 21.06.1978 im argentinischen Cordoba. Fussballweltmeister Deutschland spielte gegen seinen Nachbarn Österreich. Beckenbauer war nicht dabei, weil er bei Cosmos New York spielte. Und solche "Ausländer" kamen damals nicht ins Team.

Österreich gewann 3:2. Ein deutsches Eigentor dank Berti Vogts und zwei Tore schoss Hans Krankl. Die Österreicher stehen heute noch auf wenn der Name genannt wird.

Und der österreichische Kommentator flippte vor Freude aus: "Meine Damen und Herren, i' werd' narrisch, i' werd' narrisch, Tooooooooooooooooooooor, Toooooor, i' werd' narrisch, ...."

Dadurch schied Weltmeister Deutschland in der Zwischenrunde aus.

Der Nichtangriffspakt von Gijon

Man könnte meinen, dass daraufhin 1982 bei der WM in Spanien es zur Revanche kommen würde. Deutschland kam in die gleiche Gruppe wie Österreich. Aber die Revanche fiel aus, da zuvor das "Wunder von Gijon" stattfand. Für die deutsche Mannschaft war es eher das "blaue Wunder von Gijon". Die Deutschen, damals Europameister, verloren bei der WM in Spanien ihr Gruppenspiel gegen Algerien mit 2:1. Durch diese Niederlage drohte die Mannschaft schon in den Gruppenspielen zu scheitern.

Aber die Rettung brachte der "Nichtangriffspakt von Gijon". Auch bekannt als die "Schieberei von Gijon". Man könnte es auch böse die "großdeutsche" Allianz nennen. Im letzten Gruppenspiel standen sich Deutschland und Österreich gegenüber. Eigentlich die Chance der "Rache" für Cordoba. Aber um weiter zu kommen können die Österreicher es sich leisten sogar 1:0 zu verlieren.

Und für die Deutschen reicht ein knapper Sieg, beispielsweise mit einem 1:0. Und so kam es. Deutschland führt nach der 11. Minute 1:0 und ab da wird der Ball vorsichtig hin- und hergeschoben, dem Gegner wird Platz gemacht, bloß nicht den Ball abnehmen. Beide Länder kommen eine Runde weiter, Algerien scheidet aus.

Möglich war dieses Minimalspiel, weil Deutschland-Österreich das letzte Spiel der Gruppe war und alle anderen Spiele schon gelaufen waren. Daher hatten die Rechenkünstler ein leichtes Spiel und die Algerier das Nachsehen. Seitdem finden die abschließenden Gruppenspiel immer gleichzeitig statt.

 

 

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