Halloween

Süßes sonst gibt's Saures

 

Der unheimliche vierte Teil der Darmstadtgeschichte in der Besserwisserseite.

Das ursprünglich vorchristliche Fest zum keltischen Jahresende fand wegen der Nähe der „Neujahrsnacht“ zur Geister- und Totenwelt mit allerlei Schutzriten wie ausgehöhlten Rüben und Maskierungen statt.

Im Jahre 837 wurde gemäß der gerne geübten Praxis der katholischen Kirche das heidnische Fest von Papst Gregor IV assimiliert und zum Gedenktag für die Heiligen ausgerufen. Der 1. November ist deshalb der Tag der Wahl, weil just an diesem Tag der dem Papst vom oströmischen Kaiser geschenkte römische Pantheon zur "Kirche aller Heiligen" umgeweiht wurde. Aus dem keltischen „Samhain“ wurde „All Hallow's Evening“, das katholische „Allerheiligen“.

Das Geisteraustreiben geriet in Vergessenheit und in die USA. Inzwischen ist die schaurige keltische Neujahrnacht wieder bei uns angekommen- Menschen nutzen eigentlich jeden Anlass für ein Fest.

Und so gibt es nun auch bei uns einen zweiten Fasching, aber mit Kürbissen und deren Imitaten aus Schokolade, Steingut, Porzellan etc.

Authentisch sind aber nur ausgehöhlte echte Kürbisköpfe, in die eine böse oder fiese Fratze geschnitzt ist. Lachende Kürbisköpfe sind hedonistisches heile Weltgetue und daher von Kennern zu verachten und zu meiden.

Die Kürbislaterne heißt im US-Slang „Jack o'Lantern“. Woher kommt aber der Brauch einem Kürbis so grausam zu verstümmeln?

In der irischen Sagen gab es einen Trunkenbold namens Jack, den der Teufel holen wollte, aber wie es in Sagen so ist, war der Teufel eher doof und wurde von Jack mehrmal reingelegt. Als Jack dann starb, ließ man ihn, wegen seines unchristlichen Lebens nicht in den Himmel. In der Hölle wollte ihn der Teufel, dem er so übel mitgespielt hatte, auch nicht haben. Aber er erhielt eine Chance: Der nette Teufel gab ihm ein Stück glühende Kohle und bot ihm an sich den Weg in die Hölle selbst zu suchen.

Jack steckte das Kohlestück in eine ausgehölte Rübe und sucht als „Jack of the Lantern“ bis heute nach dem Eingang zur Hölle.

Statt Rüben benutzten die irischen Einwanderer in den USA die gängigeren Kürbisse.

1976 organisiert der Amerikaner Brian Hill auf der Burg Frankenstein bei Darmstadt-Eberstadt – genau genommen liegt die Burg in Nieder-Beerbach - eine Halloween-Veranstaltung. Da in der Stadt eine Garnison der US-Armee stationiert war, war auch eine Zielgruppe vor Ort.

Das Restaurant auf der Burg hatte damals wohl mit ein paar Gästen gerechnet aber es kamen am Ende über 1000 schaurig maskierte Gestalten. Zwischenzeitllich war die Veranstalltung das größte Halloweenspektakel der Welt wohl auch, rweil es , um der Besuchermassen Herr zu werden, gleich an mehreren Wochenenden stattfand.

Spätestens seit dem Jahr ist Halloween in Deutschland ein Fest. Praktischerweise stimmt der Name der Burg mit dem des legendären Films mit Boris Karloff überein. Zufall? Eigentlich nicht, wie Walter Scheele in seinem Buch über die „Burg Frankenstein“ herausgefunden hat.

„Frankenstein“ ist ein Roman der Engländerin Mary Shelley und heißt eigentlich „Frankenstein oder der neue Prometheus“. Der Roman enstand auf jeden Fall vor dem Film, sie schrieb ihn 1816. Die legendären Frankensteinfilme mit Boris Karloff sind von 1931 und 1935. Das Buch war also zuerst da.

Der Legende nach entstand die Geschichte 1816 in einem Haus am Genfer See – genauer gesagt, es war die Villa Lord Byrons – als Lord Byron vorgeschlagen hatte, dass jeder eine Geistergeschichte schreiben sollte.

Mary Shelleys Titel „Frankenstein“ bezeichnet aber nicht das Monster, sondern seinen Erschaffer, einen Dr. Victor von Frankenstein. Das Monster hat keinen Namen, es ist nur das Monster.

Angeblich hatte Mary Shelley für ihre Geschichte mehrere Inspirationen.

Einer war der Alchimist Johann Konrad Dippel aus dem 17. Jahrhundert. Er kam aus Südhessen, arbeitete erst in Straßburg und kam später auf die Burg Frankenstein. Er erfand so einiges, wie es gerne Alchimisten erfinden. So entdeckte er den Farbstoff „Berliner Blau“ und das Heilmittel „Dippels Öl“.

Diese Arbeiten führte dazu, dass über den Alchimisten allerlei Gerüchte in die Welt gesetzt wurden. Und dann ist man ganz schnell dabei, dass so einer Leichen ausgräbt und noch ganz andere Dinge tut.

Der eine war ein Wissenschaftler der damals bekannten Universität Ingostadt, Erasmus Darwin – Charles Darwins Großvater. Der berichtete von Experimenten mit Elektrizität und Leichenteilen. Das war damals ja was neues. Um 1780 hatte nämlich Luigi Galvani entdeckt, dass Froschschenkel – also die Muskeln – sich zusammenziehen, wenn sie an eine elektrische Spannung angeschlossen werden.

Den anderen kennt man noch besser: Benjamin Franklin, er wurde berühmt für Drachensteigen lassen bei Gewittern. Franklin erkannte, dass Blitze elektrische Entladungen sind. Später unterzeichnete er 1776 die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten und war US-Botschafter in Paris. Von ihm stammt auch die Idee des US-Senats als Bundesstaatenvertretung und des Repräsentantenhauses als Volksvertretung.

Experimente mit Strom waren zu Mary Shelleys Zeit schwer „in“ und wurden in den Salons vorgeführt.

Mary Shelley kannte Dippels Geschichte vermutlich von ihrer Stiefmutter Mary Jane Clairmont mit der sie durch Deutschland reiste.

Diese Deutschlandreise führte Mary Shelleys im Jahre 1814 unter anderem an den Rhein und nach Eberstadt. In ihrem Tagebuch findet sich auch ein Eintrag zur Burg Frankenstein: „A monumental building, full of darkness; [...] Allowing an amazing country-view over the Rhine-river[...]

Mary Jane Clairmont übersetzte Märchen, auch die Geschichte „Die Schweizer Familie Robinson“ und stand in Kontakt mit Jakob Grimm, einer der Gebrüder Grimm, von denen wir noch heute die Märchensammlung kennen. Und so soll es einen Brief Jakob Grimms an Mary Jane Clairmont geben mit einem Bericht mit einer schreckliche Geschichte über die Burg Frankenstein.

Demnach soll ein von einem Zauberer auf dem Frankenstein aus Leichenteilen erschaffenes Monster aus der Burg geflohen sein und in den umliegenden Wäldern leben und sich von im Wald spielenden Kindern ernähren.

Da die Geschichte aber eher dazu schien die Kinder zu disziplinieren indem man ihnen Schauermärchen erzählte, kam sie nicht in die Märchensammlung

Irgendwie passt das fast schon zu gut zusammen, unheimlich...

Dieses Thema der Woche (und viele andere vorher) wurde von dem bundesweit bekannte Blogger Wicki Weisswas verfasst (www. curious-creatures.de).

 


nach oben  Startseite