Mein Name ist Adams...Ken Adams

"Brausender Unsinn von Anfang bis Ende"
Das war die Zeitschrift "New Yorker" über Ian Flemings Bond Roman "Dr. No". Und wenn man ehrlich ist gilt das für alle Bücher und alle Filme. Aber gerade weil dieser "brausende Unsinn" filmisch so hervorragend umgesetzt wurde und wird und dies konsequent seit 40 Jahren "von Anfang bis Ende", sind die Bond-Filme Legende geworden.

7 Sets für Bond-Filme von 1962-1979 wurden von Ken Adam gestaltet:James Bond jagt Dr. No, Goldfinger, Feuerball, Man lebt nur zweimal, Diamantenfieber, Der Spion der mich liebte, Moonraker.

Ken Adam war Produktionsdesigner und verantwortlich für die Settings, den Kulissenentwurf, die Autos, Waffen und auch die Gadgets und andere "Spezialanfertigungen". Er prägte den 007-Style von Anfang an mit und half mit seinen Mitteln aus einem 08/15-Agentenfilm in den 60ern die "007-James Bond Filme" zu machen.

Ken Adams "Handschrift" bei der Inneneinrichtung erkennt man schon in "Dr. No" an vier Räumen:

  • Das Tarantel-Zimmer in dem Prof. Dent die Tarantel erhält, mit der er Bond töten soll. Die Decke und einzige Lichtquelle des Raumes besteht aus einer runden vergitterten Öffnung.

  • Das unterirdische Apartment Dr. No's, in dem Bond untergebracht wird.

  • Der Foltertunnel, durch den Bond flieht

  • Dr. Nos Kommandozentrale, die fortan das Muster für die Kommandozentralen der kommenden Weltherrschaftsanwärtern wurde.

Ken Adam heißt eigentlich Klaus Hugo Adam und wurde 1921 in Berlin geboren. Seinem Vater gehörte das bekannte Berliner Sportartikelgeschäft "S.Adam" in der Leipziger Straße. "S.Adam" wurde 1863 von Klaus' Großvater Saul Adam gegründet. Das Fachgeschäft hatte die Deutschlandvertretung für Burberrys und war kaiserlicher Hoflieferant.

Unter Klaus Vater Fritz Adam stattete es die Spielfilme von Arnold Fanck aus. Arnold Fanck entdeckte 1926 die damals 24jährige Leni Riefenstahl Unter den von "S. Adam" ausgestatteten Filmen war auch "Die Weiße Hölle vom Piz Palü" (1929) mit Leni Riefenstahl.

Fritz Adam erhielt im Ersten Weltkrieg das Eiserne Kreuz und war einer der wenigen Kavallerieoffiziere jüdischen Glaubens.

Klaus Adam besuchte das Französische Gymnasium und war damit in bester Gesellschaft, denn berühmte Mitschüler waren Wernher von Braun, der Sohn Max Reinhardts und die Enkel Siegmund Freuds.

Mit Beginn der NS-Diktatur gerieten die Adams in Bedrängnis und flüchteten schließlich 1934 nach Großbritannien.

Mit 17 begann Klaus Adam ein Architekturstudium.

Im Zweiten Weltkrieg wurde er 1941 der erste Deutsche bei den Jagdfliegern der Royal Air Force.

1944 kam ein zweiter Deutscher dazu - sein Bruder Dieter Adam.

Nach dem Krieg ging Ken Adam als Aushilfzeichner in die Filmbranche und hatte seine erste Abspann-Nennung 1949 im Film "Der Wahnsinn des Dr. Clive".

Seine erste größere Produktion war 1950 "Des Königs Admiral" (mit Gregory Peck in der Hauptrolle als Admiral Horatio Hornblower). Er schien auf Schiff-Filme festgelegt zu sein, denn seine nächsten Filme waren "Der Rote Korsar" mit Burt Lancaster und "Der Freibeuter" mit Errol Flynn.

Dann kam mit "In 80 Tagen um die Welt" (mit David Niven und Shirley McLaine) 1956, was ihm eine Oscar-Nominierung einbrachte.

1962 kam er dann zu James Bond. Er kümmerte sich auch um die Ausstattungsdetails: In No's Apartment hängt Goyas Portrait des Herzogs von Wellington. Heute ist das eher belanglos, aber damals war es eine feine Anspielung, denn das Gemälde wurde 1961 aus der Londoner National Gallery gestohlen. Ken Adam organisierte mit seinem Team in kürzester Zeit die Gemäldekopie.

Das Innere von Fort Knox bei "Goldfinger" (1964) ist frei erfunden, denn nach Fort Knox hinein darf noch nicht einmal der US-Präsident. Adam war nur bei der "Bank of England". Aber die lagerte ihre Goldreserven relativ unspektakulär in knapp kniehohen Stapeln. Bei höheren Stapeln wird das schwere Gold einfach zu unhandlich. Jedenfalls war diese Ausstattung nicht filmgerecht, sodass Adam das US-Goldlager so gestaltete, dass es so aussah wie sich Kinogänger Hänschen das vorstellt.

Für "Feuerball" (1965) schwamm Bond Connery zwischen Haien. Natürlich wurde dabei getrickst, die Haie waren durch Plexiglasscheiben von Connery getrennt. Allerdings gab es für den Dreh eine Scheibe zuwenig, sodass ein Taucher die Lücke bewachen musste. Was natürlich schief ging, Connery tauchte, der Haiwächter war nicht zur Stelle und der Hai sah die Gelegenheit mal seine Lizenz zum Töten dem Geheimagenten zu zeigen. Die Sache ging gut aus, da Connery den biblischen Rekord im über-Wasser-laufen einstellte.

Für "Man lebt nur zweimal" (1966) suchte Adam in Japan ein im Buch beschriebenes Schloss mit Giftpflanzengarten, wurde aber nicht fündig. Da die Buchhandlung nicht besonders filmreif schien und die Settings nicht passten wurde die Handlung komplett neu erfunden. Das Hauptquartier Blofelds wurde der legendäre Vulkan. Auf die Idee kam Adam bei seinen Hubschrauberrundflügen auf der Insel Kyushu.

Als die Crew Adam Vulkan-Entwürfe sah dachte sie die Bemaßung wäre in Fuß, aber Adam dachte in Metern. Der Film-Vulkan war schließlich 40m hoch und hatte einen Durchmesser von 135m. Verbaut wurden 700 Tonnen Stahl, 200 Tonnen Gips und 300000 qm Leinwand.

Für "Der Spion der mich liebte" wurde das Innere eines riesigen Öltankers benötigt. Der Filmtanker war so groß. dass er drei Atom-U-Boote "einlagern" konnte. Da es dafür keine ausreichend große Studiohalle gab wurde damals kurzerhand eine passende gebaut. So entstand die größte Halle der Pinewood-Studios in Großbritannien, die dann auch gleich die Nummer 007 bekam. Und obwohl die Halle schon richtig groß war musste Ken Adam tricksen: Die Atom-U-Boote sind nicht in ihrer Originalgröße, sondern etwas kleiner.

Der tauchende Lotus existierte tatsächlich bei der Perry Oceanigraphic Company, er konnte mit einer Geschwindigkeit von 7,2 Knoten 15m tief tauchen.

Als Ken Adam war ab 1981 "In tödlicher Mission" nicht mehr dabei. Sein Assistent Peter Lamont übernahm das Produktionsdesign. Lamont, acht Jahre jünger als Adam, war seit `Goldfinger´ dabei.

Bei "Goldfinger" war er der technische Zeichner für die Außenansicht von Fort Knox.

Peter Lamont war ab "In tödlicher Mission" an allen nachfolgenden Bond-Filmen beteiligt (Ausnahme: Der Morgen stirbt nie).

Er machte natürlich noch andere Produktionen u.a. "True Lies" mit Arnold Schwarzenegger und "Titanic", wofür er sogar einen Oscar bekam.

Ken Adam stattete neben Bond auch andere Filme aus. So drehte er zusammen mit Stanley Kubrick "Dr. Seltsam, oder wie ich lernte die Bombe zu lieben". Als typischer Ken-Adam-Raum ist der "War Room" des Films bekannt geworden. Und er wirkte so echt, dass der spätere US-Präsident Ronald Reagan bei seinem Einzug ins Weiße Haus nach dem "War Room aus Dr. Seltsam" fragte.

Auch hier war der Ken-Adam-Style zu erkennen. Ein hoher nicht rechtwinklig gestalteter asymetrischer Raum, der die einzelnen Schauspieler wie Statisten erschein lässt.

Er designte auch die Harry-Palmer-Filme mit Michael Caine als Anti-Bond-Geheimagenten Harry-Palmer.

Anfangs war er auch bei der Ausstattung des ersten Star Trek-Films von 1977 dabei.

Einen Oscar bekam er für "Barry Lyndon" 1973, sein zweiter Film mit Kubrick. Bei "Barry Lyndon" traf er auch auf Hardy Krüger der den "Captain Potzdorf" spielte. Am 12. April 2002 trafen sich beide bei der Talkshow "3 nach 9" von Radio Bremen. Hardy Krüger bekam von der Redaktion ein seltenes Buch über eine Expedition geschenkt. Und Ken Adam stellte fest wie klein die Welt doch ist, denn Sein Vater hatte die Expedition damals mitausgestattet und war sogar auf einem der Fotos abgebildet.

Andere Filme mit Ken Adam waren

1967 "Tschitti Tschitti Bäng Bäng" (übrigens eine Ian Fleming Kindergeschichte über ein -natürlich fliegendes - Auto)
1984 "King David" mit Richard Gere,
1989 "The Freshman" mit Marlon Brando
1993 "Die Addams Family in verrückter Tradition"
1995 "Bogus" mit Gerard Depardieu
1997 "In&Out" mit Kevin Kline und Tom Sellek

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Ian Lancaster Fleming wurde am 28. Mai 1908 in London geboren. Er konnte Englisch, Deutsch, Französisch und Russisch und wurde Journalist. Ab 1953 erschienen die James Bond Romane und recht bald begannen Plane für einen Fernsehserie oder einen Film. So basiert "Dr. No" auf einem Entwurf für eine Serie, die "Commander Jamaika" heißen sollte und "Thunderball" entstand zusammen mit dem Filmproduzenten Kevin McClory. Zum ersten Film kam es aber erst 1962 mit "Dr. No".

1953 - Casino Royale
1954 - Live and Let Die
1955 - Moonraker"
1956 - Diamonds Are Forever
1957 - From Russia With Love es war eines von John F. Kennedys Lieblingsbüchern.
1958 - Doctor No
1959 - Goldfinger
1960 - For Your Eyes Only (mit fünf Kurzgeschichten):
From a View to a Kill, For Your Eyes Only, Quantum of Solace, Risico, The Hildebrand Rarity

1961 - Thunderball
1962 - The Spy Who Loved Me (Eine Geschichte, in der eine Frau aus der Ich-Perspektiver erzählt)
1963 - On Her Majesty´s Secret Service
1963 - The Property of a Lady
1964 - You Only Live Twice
1965 - The Man With The Golden Gun
1966 - Octopussy and The Living Daylights

Da man vermutete, dass die Bücher sich auch ohne Ian Fleming verkaufen könnten beauftragte man andere Autoren.

Kingsley Amis analysierte 1965 in "The James Bond Dossier" und "The Book of Bond or Every Man His Own 007", die Flemingsche Romanwelt und die Figur Bond. Er wurde daraufhin von den Erben dazu auserkoren die 007-Buchreihe fortzusetzen. Es kam aber 1968 nur ein Buch unter dem Pseudonym Robert Markham dabei heraus: "Colonel Sun". In der deutschen Überetzung hieß das Buch erst "James Bond auf griechischer Spur" und später "Liebesgrüße aus Athen".

Danach war lange Zeit Pause bis John Gardner, die Feder und der Agent das Heft wieder in die Hand nahm. Gardner schrieb Boysie Oakes-Agentenromane und war ein erfolgreicher Autor als er 1979 von den Fleming Erben als Epigone ausgeschaut wurde:

1981 - License Renewed
1982 - For Special Service
1983 - Icebreaker
1984 - Role of Honour
1986 - Nobody Lives Forever
1987 - No Deals Mr. Bond
1988 - Scorpius
1989 - Win, Lose or Die
1989 - Licenceto Kill (Romanfassung des Drehbuchs)
1990 - Brokenclaw
1991 - The Man From Barbarossa
1992 - Death is Forever
1993 - Never Send Flowers
1994 - Seafire
1995 - Goldeneye (Romanfassung des Drehbuchs)
1996 - Cold

Raymond Benson, ein Amerikaner der 1984 das Sachbuch "The James Bond Bedside Companion" verfasst hatte und dadurch aufgefallen war, folgte John Gardner nach. Er schreibt jetzt seit 1997 die Bond-Romane. Benson war hauptberuflich Computerspieldesigner. Er war u.a. bei "Dark Seed II" und "Ultima 7" dabei. Seine amerikanischen Redewendungen werden in englische umlektoriert.

1997 - Zero Minus Ten
1997 - Tomorrow Never Dies (Romanfassung des Drehbuchs)
1998 - The Facts of Death
1999 - High Time to Kill
1999 - The World is Not Enough (Romanfassung des Drehbuches)
2000 - Doubleshot
2001 - Never Dream of Dying

 


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