SÖldner
Die Söldner im dreißigjährigen Krieg
Jeder kennt die Bilder der bunt gekleideten Soldatenhaufen aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618 -1648). Was waren das eigentlich für Gesellen, die gegen Geld ihr Leben für einen Kriegsherren aufs Spiel setzten?
Gegen Ende des Krieges standen für die Kaiserlichen ca. 70.000 Mann unter Waffen, deren Gegner (Schweden, Frankreich, Hessen-Kassel) verfügten über etwa 140.000 Soldaten.
Die Masse der damaligen Heere bestanden aus Söldnern.
Der Begriff "Söldner" ist relativ schwer zu fassen, da z.B. auch Wehrpflichtige "Sold" bekamen.
In einigen Gegenden bestand nämlich Wehrpflicht, d.h. jede Gemeinde war verpflichtet eine bestimmte Anzahl an Wehrfähigen zur Verfügung zu stellen. Damit begann man am unteren Ende der sozialen Leiter und arbeitete sich langsam nach oben. Da dabei natürlich ein Großteil der arbeitsfähigen und arbeitsswilligen Bevölkerung ausgerottet wurde, schickte man in manchen Gegenden auch gerne Gefangene, Arbeitslose und Radaubrüder "unter die Fahnen".
Auch der Unterschied zwischen Söldner und Berufssoldat ist eher verschwommen. Ein "Söldner" war grob gesagt ein "bezahlter Kriegsmann" mit allen Schattierungen.
Zum Fußvolk zählten die klassischen Soldaten mit Langspieß und Arkebuse (dem Verläufer des Gewehrs), aber auch Trommler und Pfeifer (die oft sogar höheren Sold erhielten). Es gab noch handwerker, Fuhrleute, Büchsenmeister und Büchsenschützen. Den schlechtesten Ruf in dieser Truppe hatten die Schanzgräber, die bei Belagerungen eine wichtige Rolle spielten.
Außerdem gab es Reiter, das waren meist Adlige und Patrizier sowie deren Diener und Knechte. Außerdem gab es noch die leicht bewaffneten "Schwartzreiter" und selbstständige Knechte ("Einspännige").
Wie wurde man Söldner?
Die "Heeresaufbringung" lag in Händen der kriegsführenden Fürsten. Diese traten entweder selbst als "Werbeherren" auf oder beauftragten einen Oberst, Hauptmann oder anderen Offizier eine Truppe einer bestimmten Größe aufzustellen.
Die Größe der neuen Truppe, ihr Aufstellungsort etc. wurden vertraglich genau geregelt, damit es später keine Überraschungen gab.
Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen wurde natürlich betrogen, was das Zeug hielt: es wurden mehr Leute berechnet, als da waren, unausgebildete Männer wurden als "erfahren" eingetragen etc.
Der Söldner selbst erhielt ein "Laufgeld", mit dem er die Zeit überbrücken konnte, die die Musterung und Aufstellung der neuen Truppe dauerte, außerdem bekam er den Sold für den ersten Monat, den "Mustermonat" ausbezahlt.
Direkt am Musterplatz wurden die Neulinge zu Einheiten formiert und eine erste notdürftige Ausbildung vorgenommen.
Die Söldner wurden auch juristisch belehrt, denn auch im Dreißigjährigen Krieg galt das Kriegsrecht. Dieses Kriegsrecht war sobald der Söldner seinen Eid auf die jeweilige Fahne abgelegt hatte, uneingeschränkt gültig.
Es gab keine Form der Altersicherung, keine bzw. kaum Lazarette, keine Invalidenfürsorge. Wenn Sold gezahlt wurde, hatte der Kriegsherr keine weiteren Verpflichtungen.
Oft musste der Söldner auch seine eigenen Waffen und Kleider mitbringen, daher waren die Söldnerheere meist bunt zusammengewürfellte Haufen. Uniformen wurden erst zur Regel, als stehende Heere üblich wurden. Neue Kleidung besorgte sich der Söldner gerne auf dem Schlachtfeld - von Berufsgenossen, die ihre eigene nicht mehr brauchten.
Um in der Schlacht erkannt zu werden verwendete man Schärpen oder Armbinden. Freund und Feind konnte man außerdem vor allem an den unterschiedlichen Fahnen erkennen.
Jede Einheit hatte eine solche Fahne, die praktisch das einzige Idendifikationsmerkmal der Truppe war. Eine ideologische Bindung an Kaiser, Kirche etc, gab es ja meist nicht.
Den Eid legten die Söldner auch nicht auf ihren Kriegsherren, sondern auf die Fahne ab, daher auch der Begriff "Fahneneid". Die Fahne war so wichtig, das sogar die Entscheidung über Sieg und Niederlage von der Anzahl der eroberten feindlichen Fahnen abhängig gemacht wurde.
Die Fahne wurde von einem Fahnenträger, dem sogenannten "Fähnrich" getragen, von dem erwartet wurde, dass ersich lieber töten lässt, als die Fahne herzugeben.
Warum wurde man Söldner?
Abenteuerlust war mit Sicherheit eine Motivation, diesen "Beruf" zu ergreifen, ebenso wie die Hoffnung auf reiche Beute. In vielen Fällen wird aber eher wirtschaftliche Not der Grund gewesen sein, zum Militär zu gehen. "Freiwillige" waren wahrscheinlich nur wenige, vor allem, als gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges durch viele Verwüstungen kaum noch zivile Existenzmöglichkeiten übrigblieben.
Als Söldner hatte man ein Einkommen und einen gewissen Schutz, da man nicht mehr Gefahr lief von Söldnerhaufen ausgeraubt zu werden.
Die Befehlshaber
Ursprünglich war der "Oberst" der höchste Rang in der Militärhierarchie. Er wurde direkt vom Kriegsherren ernannt. Als die Heere immer größer wurden. und der Kriegsherr nicht mehr jeden einzelnen Offizier selbst ernennen konnte, wurden niedere Ränge durch die höheren Offiziere besetzt.
Im Zuge dieser Vergrößerung wurde auch ein neuer rang geschaffen, der "General", der noch über dem Oberst stand. Der Oberst übernahm die Aufgabe eines Regimentskommandeurs. Das Regiment war dmals die größere taktische Einheit der Heere, die kleinere war das "Fähnlein" (aha, wegen der Fahne!) das in etwa einer modernen "Kompanie" entsprach. An der Spitze eines Fähnleins stand ein "Hauptmann".
Der Aufstieg vom einfachen Söldner zum Offizier war die Ausnahme, allenfalls zum "Feldwebel" konnte es ein normaler Söldner bringen.
Die Söldnerheere
Zu Beginn des Krieges waren die Heere duchschnittlich 20.000 Mann stark, später erreichten sie bis zu 120.000 Mann.
Ein großes Problem wurde die Logistik, da man sich bei den früher üblichen kleinen Herren darüber keine allzu großen Gedanken gemacht hatte. Die Truppen waren gezwungen, sich selbst zu versorgen.
Überlieferungen belegen, dass ein Söldner pro Tag ca. ein Kilo Brot, ein Pfund Fleisch und 3 Liter Bier benötigte. Für eine 40.000 Mann starke Armee mussten also täglich 40.000 Brote gebacken werden und 120.000 Liter Bier ausgeschenkt werden. Bier hatte damals allerdings bedeutend weniger Alkohol als heute.
Für die benötigten 20.000 Kilo Fleisch musste man ca. 100 Ochsen schlachten. Im Tross einer Armee fand man daher nicht selten bis zu 25.000 Stück Vieh.
Die Heere mussten sich auch notgedrungen entlang von Flüssen bewegen. Waren Lebensmittel knapp, zog man dahin, wo man welche erhoffte. "Unverständliche" Manöver kann man oft ganz einfach durch Versorgungsengpässe erklären.
Da kaum ein Staat noch in der Lage war, die Truppen aus eigener tasche zu finanzieren, wurden die Kosen des Feldzuges kurzerhand den "besuchten" Städten und Gemeinden auferlegt. Diese hatten "Kontributionen" in Form von benötigen Gütern, aber auch Geld, zu bezahlen.
Unser schönes Wort "Verheerung" bedeutet übrigens ursprünglich "mit einer Heermacht überziehen, verwüsten".
Der Tross
Dem eigentlichen Heer mit seinem Fuhrpark und Kriegswerkzeug folgte ein ziviler Tross, der unentbehrlich, aber praktisch unkontrollierbar war. Dieser Tross bestand aus Händlern, die für den Nachschub verantwortlich waren, Familen von Offizieren, Mätressen, Diener etc. Natürlich nutzten auch dubiose Geschäftemacher ihre Chance, ebenso wie Invaliden und "sozial entwurzelte Randelemente".
Das Kriegsrecht
Im Dreißigjährigen Krieg wurde eine organisierte Militärjustiz eingeführt. Es gab Kriegsrichter die speziell dafür bestallte Profosse und andere Vollzugsmitarbeiter hatten.
Es gab den "Artikelsbrief", der die wichtigen Punkte enthielt, die alle Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften zu beachten hatten. dazu gab es noch die "Bestallungsordnung", die die Vereinbarungen zwischen Kriegsherren und Werbeherren enthielt.
Das Kriegsrecht galt auch für den gesamten Tross.
Es galt natürlich auch Übergriffe gegen die Bevölkerung zu ahnden, das ließ sich aber in vielen Fällen nicht verwirklichen.
Um die Diszplin aufrecht zu erhalten gab es drakonische Strafen. Im kaiserlichen Heer gab es um 1641 beispielsweise den Generalbefehl, dass jeder, der das zweite Mal beim Fluchen erwischt wurde, mit dem Tode zu bestrafen sei. Die klassischen Verfehlungen wie Befehlsverweigerung, Diebstahl etc. wurden ähnlich geahndet.
Ein Großteil der Übergriffe gegen die Zivilbevölkerung und der Disiplinlosigkeiten ist damit zu erklären, dass Sold unpünktlich oder gar nicht gezahlt wurde oder die Lebensmittelversorgung unzureichend war.
Je länger der Krieg dauerte, desto größer wurde das Elend unter Bauern und Soldaten.
Die Schlachten
Es gab zwei Typen von bewaffneten Auseinandersetzungen: Feldschlachten und Belagerungen.
Angriffe auf befestigte Stellungen wurden weitestgehend vermieden, da sie praktisch ausischtslos waren. Auch ein kleines Heer, das sein Lager mit einer einfachen Feldbefestigung geschützt hatte war praktisch unangreifbar.
Zu richtigen Feldschlachten kam es daher auch nur, wenn beide Seiten dies wirklich wollten.
Man musste sich an festgelegte Schlachtordnungen halten, da es praktisch unmöglich war, während der Schlacht noch einzugreifen. Die vielen Einzelgefechte machten es für die Offiziere fast unmöglich den Überblick zu behalten. Auch der Sieger war nicht einfach zu bestimmen.
Bei Einbruch der Nacht wurde der Kampf unterbrochen, außer eine der beiden Parteien hatte schon vorher das Schlachtfeld geräumt. In diesem Fall wurde der "übriggebliebene" Haufen als Sieger angesehen.
Die klassische Schlachtordung bestand aus Infantrie in der Mitte und Reiterei an beiden Flügeln. Wobei normalerweise die Kavallerie für den Ausgang der Schlacht entscheidend war.
Durch die Einführung der Schusswaffen vollzog sich ein wesentlicher Wandel gegenüber der Taktik der Landsknechte. Die Pikenträger, früher die Hauptmacht der Infantrie, hatten zunehmend nur noch die Aufgabe die Musketiere (Musketenschützen) zu schützen.
Um die volle Feuerkraft einer "modernen" mit Pulverwaffen auserüsteten Armee zu erreichen brauchte man gut ausgebildete, disziplinierte Soldaten. Um die zeitgenössische "Salventechnik" zu beherrschen (eine Reihe feuert gleichzeitig, zieht sich zurück, die hintere Reihe rückt vor und die alte lädt nach) musste der Soldat 143 handgriffe beherrschen.
Die Verluste in den Schlachten waren enorm. Die Verletzungen durch Schuss- und Blankwaffen waren kaum zu heilen und die Kämpfe dauerten oft Stunden lang.
Die Kavallerie war immer noch als die "edelste" Truppengattung angesehen und bestand gößtenteils aus Edelleuten. Durch die neuen Feuerwaffen hatten die gepanzerten reiter aber andere Aufgaben als früher. Sie waren die schnelle, bewegliche Angriffseinheit, Eigenschaften die der Rest des Heeres nicht besaß.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde auch Artillerie eingesetzt. Die schweren Geschütze wurden aber im Normalfall nur zu Belagerungen eingesetzt.
Leichtere Kaliber fanden auch bei Feldschlachten Verwendung. Als Geschosse dienten Eisenkugeln, Brandsätze, Kartätschen (Büchsen die mit Nägel o.Ä. gefüllt waren), Granaten (Explosivgeschosse) und Kettenkugeln (Das waren mehrere Kugeln, die mit einer Kette verbunden waren. Sie konnten in den dicht gestaffelten Formationen extremen Schaden anrichten.
Eine Kanone konnte pro Stunde 4 -5 mal feuern
Die Schusswaffen der Infantrie waren normalerweise Musketen, also Vorderlader mit Luntenschloss. Sie waren bis zu 1,80 Meter lang und wogen bis zu 11 Kilo, der Lauf wurde zum Schießen auf einer Gabel abgestützt.. Die Trefferquote betrug bei 75 Metern Zielentfernung ca. 50 %.
Für die Reiterei waren auch Pistolen in Gebrauch.