Die EU-Osterweiterung - Zypern

Zypern sollte nach den Plänen der EU eigentlich ebenfalls zum 1. Mai 2004 der Europäischen Union beitreten. Allerdings ist die Insel geteilt. Im Norden leben türkische Zyprioten, im Süden die griechisch-stämmige Bevölkerung. Nach dem Referendum vom 23.4.2004 bleibt die Insel weiter geteilt, da der Süden, im Gegensatz zum Norden, gegen eine Wiedervereinigung stimmte.

Am 1. Mai tritt nun nur Südzypern der EU bei.

Zypern (griechisch "Kypros", türkisch "Kibris") hat 757.000 Einwohner und ist ca. 9250 qkm groß.

Die Insel ist die östlichste, südlichste und drittgrößte Mittelmeerinsel. Sie ist ca. halb so groß wie das Bundesland Sachsen.

Zypern hat die fünftgrößte Handelsflotte der Welt, und wird vermutlich als eines der wenigen Beitrittsländer wohl "Nettozahler" in der EU sein.

Der Name Zypern stammt aus dem Altertum als auf Zypern Kupfer gefördert wurde. Eigentlich ist es andersherum, denn Kupfer ist nach Zypern benannt. Zypern hat seinen Namen von der phönizischen Stadt "Kition".

Im international anerkannten griechischen Süden leben auf 5896 qkm 578.000 Menschen und im nur von der Türkei anerkannten Norden 198.000 Menschen auf 3355 qkm.

Im griechischen Teil gibt es eine Universität im türkischen Teil sind es vier.

Auf Zypern gibt es keine Eisenbahn.

Der höchste Berg Zyperns ist der 1951m hohe Olympos.

Die griechische Göttin Aphrodite soll mit Hilfe einer Muschel übers Meer nach Zypern gekommen sein.

Shakespeares "Othello" spielt auf Zypern.

1400 v.Chr. gehörte Zypern zum Kulturkreis Mykenes (Mykene, damals eine Stadt im Nordosten der Peloponnes, nach griechischer Mythologie der Königssitz Agamemnons).

Ab 1200 war es von Achäern, später von Griechen aus Kleinasien besiedelt.

Im 10. Jahrhundert kamen Phönizier dazu.

Ab 709 v. Chr. stand Zypern unter assyrischer Herrschaft.

569 v. Chr. fiel es an das pharaonische Ägypten.

538 v.Chr. wurde Zypern persisch.

333 v.Chr. (Schlacht von Issos - Eselsbrücke: "Drei-drei-drei, bei Issos Keilerei") kommt Zypern zum Reich Alexanders des Großen.

Warum man sich "Drei-drei-drei, bei Issos Keilerei" merken sollte: Im November 333 trafen Alexander und der Perserkönig Dareios III. (hinter sich natürlich ihre Heere) erstmals aufeinander. Die Perser verloren die Schlacht. Zudem war Alexander im Winter 334/333 (vor Christus, deswegen rückwärts zählen) in der Stadt Gordion, wo der den Gordischen Knoten "löste").

294 v.Chr kam Zypern zum Ptolemäerreich. Das Ptolemäerreich war ein Diadochenstaat des Alexanderreichs. "Diadochen" ist das griechische Wort für "Nachfolger".

PtolemaiosI. Soter, ein ehemaliger General Alexanders des Großen, wurde zum Herrscher Ägyptens. Die Ptolemäer waren eigentlich Griechen, wurden aber ebenfalls als Pharaonen betrachtet und dargestellt.

Die letzte ptolemäische Herrscherin Ägyptens war übrigens Cleopatra (ja, die, die mit Julius Cäsar und Marcus Antonius)

Ab 58 v.Chr. gehörte Zypern zur römischen Provinz Cilicia (Kilikien).

Bei der Teilung des römischen Reiches 395 n.Chr. fiel es an Byzanz.

Zwischen 688 und 965 herrschten Byzanz und ein Kalif gemeinsam, bzw. wechselte so oft den Besitzer, dass es unübersichtlich wurde.

Zwischen 1184 und 1191 war die Insel unabhängig, bzw. der Arm Byzanz' war nicht lang genug.

1191 eroberte Richard I. Löwenherz (das ist der "gute König" bei Robin Hood) Zypern im Verlauf des 3. Kreuzzuges.

Er verkaufte sie zur Kreuzzugfinanzierung an den Templerorden.

1193-1489 herrschten Kreuzfahrer (die französische Dynastie Lusignan) auf Zypern.

Anfangs herrschte die Dynastie noch im von der Kreuzfahrern gegründeten Königreich Jerusalem, später (1244 fiel Jerusalem, 1291 mit Akkon der letzte Kreuzfahrerstaat in Palästina) waren sie Könige auf Zypern.

Zypern wurde auf dem Reichstag von Gelnhausen 1197 dem Ahus Lusignan als Lehen übertragen.

1489 fiel die Insel an Venedig.

1573 trat Venedig Zypern an die Osmanen ab. Die Osmanen (im weitesten Sinne Türken) waren eine nach Osman I. Ghasi benannte Dynastie, deren Sultane von1300 bis 1922 herrschten.

Nach dem Russisch-Türkischen Krieg 1877/78 blieb Zypern formell osmanisch, wurde aber von Großbritannien verwaltet und 1914 annektiert. Das Osmanische Reich kämpfte nämlich auf der Seite der Mittelmächte Deutschland und Österreich-Ungarn gegen Großbritannien, Frankreich und Russland.

Ab 1925 war Zypern britische Kronkolonie.

Die orthodoxe Kirche befürwortete den Anschluss ("Enosis") an Griechenland.

Nach 1945 kam es zu Unruhen und 1955 begannen Guerillakämpfe

Im Unabhängigkeitsabkommen wurde Zypern 1960 unabhängig und es wurde vereinbart griechische und türkische Truppen zu stationieren.

Die Verfassung garantierte ein Proporzsystem für Türken und Griechen in Regierung und Verwaltung.

1963 versuchte Staatspräsident Makarios (ein griechisch-orthodoxer Bischof und ehemaliger Widerstandsführer) das System zugunsten der griechischen Mehrheit zu verschieben, was promt zu blutigen Unruhen führte. Die türkischen Vertreter verzichten auf eine weitere Regierungsbeteiligung.

1964 wurde die UN-Friedenstruppe "UNFICYP" stationiert, die türkischen Zyprioten gründen eine eigene Armee als Gegengewicht zur griechisch-zyprischen Nationalgarde.

1967 gründete sich die "Provisorische türkisch-zyprischen Verwaltung"und 1968 begannen Verhandlungen über die Rechte und Selbstverwaltungmöglichkeiten der türkischen Minderheit.

1974 putschten griechische Offiziere gegen Makarios, der ins Ausland floh. An der Nordküste landeten türkische Armee-Einheiten

Auf der Genfer Zypernkonferenz von 1974 wurde ein Waffenstillstand vereinbart.

Durch Flucht und Vertreibung (euphemistisch nennt man sowas "ethnische Entflechtung") entstanden in Nord- und Südzypern geschlossen türkische bzw. griechische Siedlungsgebiete.

1975 proklamierten die Türken einseitig den "Türkischen Föderationsstaates von Zypern", 1983 dann die "Türkische Republik Nordzypern". Beide Gebilde werden nur von der Türkei völkerrechtlich anerkannt.

Mit der Abstimmung vom 24.4.2004 stellt sich ein anderes Bild dar. Jahrzehnte blockierten die Türken jeden Fortschritt in Richtung Wiedervereinigung. Jetzt sagen 65% der Zypern-Türken "Ja" zur Wiedervereinigung aber die Zypern-Griechen wollen nicht.

Zyperns Mann für die EU-Kommission wird Marcos Kyprianou sein. Aktuell ist er noch Finanzminister. Kyprianou wird der deutschen Haushaltskommissarin Michaele Schreyer beigeordnet, da er noch kein eigenes "Kommissariat" bekommt.

Marcos Kyprianou absolvierte einen Graduiertenstudiengang am Trinity College, Cambridge und ging auch noch nach Harvard.

Sein Vater Spyros Kyprianou ist der ehemalige Präsident Zyperns.