Ratgeber - konter
Was ist eigentlich das Wichtigste am Fotografieren?
Teure Kamera, spitzenmäßige Objektive, exotische Motive,
ein super Fotolabor?
Die Kamera Die Objektive - Die Filme - Das Zubehör - Tipps - Das
Bildermachen
Das beste Werkzeug ist nur Tand, in eines tumben Toren Hand
(Tagore)
Die Kamera
Zitat:
"Ich hab' 'ne sauteure Profi-Kamera, die macht echt suuuper
Bilder... "
Klar, wer die teuerste Kamera besitzt, hat erstmal den Coolness-Vorteil:
'Ne Nikon F5 für den Preis eines Gebrauchtwagens, toll, mit
einem von diesen ultralichtstarken, ultrateuren Originalobjektiven,
fein - zeigen Sie mal Ihre Bilder...
Wat is eigentlich 'ne Kamera, da stelle' mer un emol janz
domm. Ne Kamera , datt is enne kleine schwarze Raum mit zwei Löcher
drin, dat eine Loch, dat is' dat Objektiv und dat andere Loch, dat
kriegen mer später.
(Die Feuerzangenbowle (oder so ähnlich))
Vergessen Sie all dieses Gerede über die Profi-Ausrüstungen,
ohne die nichts gehen soll.
Eine Profi-Kamera ist eine Kamera, die von einem Profi benutzt wird (und Profis benutzen teilweise ziemlich zwielichtiges Equipment, solange das Ergebnis stimmt), alles andere sind schlicht und einfach teure Kameras.
Eine Kamera hat zu allererst nur eine Funktion: Lichtdichtheit. Das Gehäuse schützt den Film vor Belichtung, und läßt nur in den gewünschten xtel Sekunden Licht einfallen.
Die Belichtungssteuerung besteht nur aus zwei Komponenten,
- dem Verschluß, der die Zeit steuert, in der der Film dem Licht ausgesetzt ist.
- der Blende, die die Lichtmenge steuert, die in dieser Zeit durch das Objektiv kommt.
Die dazu notwendige Technik ist prinzipiell schon knochenalt. Und man glaubt es kaum, auch vor 70 Jahren konnte man schon prima Bilder machen. Die elektronische Steuerung hat das ganze zwar ein bisschen exakter gemacht, aber das war's auch schon.
Der Verschluß ist eigentlich nichts anderes, als ein mehr oder weniger breiter Schlitz, der sich über den Film bewegt und es so zuläßt, daß das Licht eine Stelle auf dem Film eine bestimmte Zeit lang erreichen kann. Bei kurzen Zeiten ist der Spalt schmaler, bei langen breiter.
Die Blende ist nichts anderes, als ein in seinem Durchmesser variables Loch. Sie wird im Augenblick der Belichtung auf die voreingestellte Größe geschlossen und verringert die maximale Lichtmenge, die das Objektiv passieren kann um einen bestimmten Teil. Sie ist Bestandteil der
Objektive
das ist der Bestandteil des fotografischen Systems, der sich wirklich auf die Bildqualität auswirkt, flaue, kontrastarme Glasbausteine können keine scharfen, farbtreuen Bilder erzeugen. Wenn sie wirklich Geld loswerden wollen, dann hier.
Es gibt eine zeitlose Diskussion um die Vorteile von Festbrennweiten gegenüber Zoomobjektiven, aber die praktische Verwendbarkeit und die mittlerweile brilliante Qualität vieler Zoomoptiken, hat diese Diskussion eigentlich überflüssig gemacht.
Genauso ist der mit religiöser Inbrunst geführte Streit zu bewerten, ob nun Originalobjektive oder die von Fremdherstellern die besseren seien.
Das beste, teuerste Objektiv kann seine Leistung nicht ausspielen, wenn andere Faktoren bei der Aufnahme ignoriert werden. Unter 1/60 Sekunde aus der freien Hand ist Schärfe Zufall, ob Original- oder Fremdobjektiv. Die Physik läßt sich nicht von Markennamen überlisten.
Die Lichtstärke eines Objektives gibt das Verhältnis von Brennweite zu größter Objektivöffnung an, je kleiner die Zahl, desto mehr Licht fällt durch das nichtabgeblendete Objektiv, d.h. desto heller ist das Sucherbild, desto kürzer sind die möglichen Belichtungszeiten. Eine um eine Blendenstufe höhere Lichtstärke wirkt sich allerdings in einem etwa doppelt so hohen Preis aus.
Filme
Diafilme
Standardmaterial der meisten Profis, da es den größten Kontrastumfang hat. Es erlaubt, weil es ja ein Positivbild ergibt, natürlich auch die beste Beurteilung der Motive, ohne daß man erst Abzüge machen muß.
Kein anderes Filmmaterial gibt so exakt die echten Lichtverhältnisse wieder, Diafilm zeigt die Farben so wie sie wirklich waren, bei Farb-Negativmaterial, kommt immer noch eine Verfälschung beim Vergrößern dazu. Je nach Können des Laborpersonals werden Farbstimmungen evtl. als Farbstiche erkannt und weggefiltert.
Will man allerdings in erster Linie seine Papierbilder rumzeigen ist es nicht unbedingt erste Wahl, da Prints vom Dia oft nur mittelmäßig werden. Grund: Fotopapier kommt mit den hohen Kontrasten nicht klar. Die glorreiche digitale Revolution, nach der alles besser werden soll, schafft da vielleicht endlich mal Abhilfe.
Diafilme kann man auch auf anderen als den angegebenen Empfindlichkeiten
belichten. Beliebt ist das sogenannte "Pushen", dabei wird die Filmempfindlichkeit
höher eingestellt, als sie in Wirklichkeit ist (statt 100 ISO
z.B. auf 200), man hat also eine Blendenstufe Belichtungsspielraum
gewonnen. Preis dafür ist eine erhöhte Körnigkeit.
Aber Vorsicht, beim Entwickeln ist dem Labor genau anzugeben, mit
welcher Einstellung der Film belichtet wurde, damit über eine
verlängerte Entwicklung die "Fehlbelichtung" ausgeglichen werden
kann!!
Negativfilme
Hierzu ist eigentlich nicht viel zu sagen, das klassische Fotomaterial,
das allerdings im Zuge der digitalen Revolution wieder zu neuen
Ehren kommt. Negative liefern beim Einscannen oft ein etwas besseres
Ergebnis als die teilweise sehr harten Dias. Zum Standardmaterial
hat sich meiner Meinung nach inzwischen das 200/24° ISO/ASA
Material entwickelt, es bietet bei guter Schärfe und Körnigkeit
einen großen Belichtungsspielraum und um eine Stufe kürzere
Belichtungszeiten, als die klassischen "Hunderter".
Schwarz-Weiß-filme
Schwarzweiß-Fotografie ist die Krone der Fotografie, begleitet
von einem lebenslangen Lernprozeß, hohen Ausgaben, vielen
Stunden in einem engen, dunklen Kämmerchen, und Fixierbad-Flecken
auf den besten Klamotten. Allerdings gibt es kaum ein befriedigenderes
Erlebnis, als so ein richtig knackig scharfes, super abgestuftes
20x30 Print in Händen zu halten.
(Zum Thema s/w-Fotografie werde ich vielleicht irgenwann mal 'ne
eigene Seite einrichten (sie hat es sich verdient).)
Wie bei allen andern Materialien gilt auch hier: immer dasselbe Material verwenden, sonst weiß man nie, ob Fehler am Film, am Labor oder am Fotografen liegen. S/w-Materialien gibt es in allen Empfindlichkeiten und Formaten, aber die Ergebnisse werden eigentlich nur dann richtig klasse, wenn man den ganzen Prozeß selbst macht; vom Filmentwickeln übers Abzüge machen bis hin zum Präsentieren.
Zubehör
es gibt natürlich jede Menge mehr oder weniger sinnvolles Zusatzequipment für Fotografen. Möglichkeiten Geld rauszuwerfen gibt es in Masse, also ein paar Anregungen, was man wirklich braucht.
1. Stativ
Es gibt das klassische Dreibein, Mini-Taschenstative fürs Handgepäck und Einbein-Stative. Günstigere Stative besitzen einen festeingebauten Drei-Weg-Schwenkkopf mit Schnellkupplung, tut seine Arbeit, man sollte allerdings auf die einfache und sichere Bedienbarkeit achten.
Teurere Stative haben oft einen auswechselbaren Schwenkkopf, d.h. man kann je nach verwendetem Kameratyp einen entsprechenden Mechanismus wählen, cool aber teuer.
Stativ kommt übrigens aus dem Lateinischen, von stare=stehen,
also Finger weg, von labbrigen Billigkonstruktionen.
2. Blitz
Tragbares Licht in exakter Tageslichtqualität. Elektronenblitzgeräte gibt es in verschiedenen Stärken, die durch die Leitzahl angegeben werden. Je höher die Leitzahl, desto stärker die Leistung (eine Verdopplung der Leitzahl bedeutet eine Vervierfachung der Lichtleistung)
Man unterscheidet Aufsteckblitze, die direkt auf das Kameragehäuse montiert werden, und Stabblitze, die an einer Zusatzsschiene seitlich der Kamera angebracht werden. Stabblitze haben neben der oft größeren Leistung auch den Vorteil, daß das Licht nicht direkt aus Richtung des Objektiv kommt, der berüchtigte "Rote-Augen-Effekt" wird so vermieden.
Blitze sind immer dann wichtig, wenn das Umgebungslicht nicht ausreicht,
oder farblich stark vom "Norm-"Sonnenlicht abweicht. Das ist meistens
in Innenrämen der Fall, da sich Kunstlicht in der Farbtemperatur
stark vom Tageslicht (5000-5500K) unterscheidet. Ergebnis ist normalerweise
ein Farbstich (gelblich-orange bei Glühbirnen, bläulich
bei Leuchtstoffröhren). Das Auge filtert diesen Farbstich ziemlich
heraus, so daß es schwierig ist, ihn im Voraus zu beurteilen.
Aber jetzt haben wir ja unseren Blitz, gell.
3. Kameratasche
Auch hier gilt: man kriegt, was man bezahlt. Billige Taschen bezahlt
man doppelt, da sie doch bald durch bessere ersetzt werden. Gute
Taschen wie sie z.B. von LowePro hergestellt werden, schützen
die Kameraausrüstung vor mechanischer Einwirkung von außen,
gestatten schnell und übersichtlich Zugriff auf alle Teile
und lassen sich vernünftig tragen. Außerdem sollten sie
wasserdicht sein, oft sind die Taschen zwar aus wasserdichtem Material,
aber die Reisverschlüsse sind regendurchlässig. Für
Fototaschen heißt es : think big!, immer etwas größer
planen, als die Ausrüstung momentan eigentlich ist.
4. Filter
Es gibt nicht viele Filter, die man wirklich braucht. Sinnvoll ist in jedem Fall ein Polfilter, um störende Reflexe auszublenden und Farben satter auf Film zu bannen.
UV-Filter, Skylight-Filter oder ähnliches haben in
Zeiten hochvergüteter Objektive eigentlich ausgedient. Sie
werden gerne noch als Objektivschutz genutzt, besser aber ist in
jedem Fall: aufpassen.
TIPPS
- Die Belichtungszeiten (aus der Hand) sollten in der Regel kürzer sein, als der Kehrwert der Brennweite. Bei einem 200mm Objektiv wäre also eine 250tel Sekunde das höchste der Gefühle.
- Immer nach Möglichkeiten suchen, die Kamera stabil aufzustützen, z.B. ein kleines Taschenstativ mitnehmen. Oder ganz pfiffig - ein kleines Säckchen mit Reis gefüllt als Unterlage nehmen, um die Kamera aufzulegen.
- Als zweite Fototasche leistet eine olle Army-Tasche gute Dienste. Die Kamera ist damit nicht so offensichtlich verpackt und kann so auch in Gegenden transportiert werden, in denen man evtl. mit Eigentumsumverteilung rechnen muß.
- Schraubfilter haben leider eine großen Nachteil, sie passen immer nur zu einem Objektivdurchmesser. Abhilfe schaffen da Systemfilterhalter (z.B. von Cokin) die einen Universaladapter enthalten, in den Gewindeeinsätze verschiedener Durchmesser eingesetzt werden können. Die quadratischen Filter werden in Schienen eingeschoben und können so an allen Objektiven verwendet werden.
- Für viele Objektive gibt es sogenannte Retro-Ringe, die es gestatten, das Objektiv mit der Frontseite an der Kamera anzusetzen. Und was soll das bringen? Bei dieser Art der Befestigung erhält man prima Makroobjektive. Normalerweise bildet ein Objektiv etwas Großes auf der einen Seite klein auf der anderen Seite ab, in Retrostellung macht es genau das Gegenteil, etwas kleines auf der Vorderseite wird auf der Rückseite groß abgebildet. So ein Ring kostet ca. 20 DM. der Autofocus funktioniert natürlich nicht dabei.
- Der Kampfbund gegen Amputationen rät: vor dem Auslösen aktiv an den oberen und untern Sucherrand schauen und kurz checken, ob alle Köppe und Füße drauf sind.
- Wenn man anschneidet, dann aber richtig; nicht nur 'nen halben Fuß weglassen, weil der irgendwie nicht mehr mit drauf passte. Lieber den Ausschnitt richtig eng wählen, das gibt die besseren Fotos.
- Näher rangehen.
- Noch näher rangehen.
- "Oh Scheiße, der Film is' ja leer." Passiert jedem mal, der Film sitzt nicht richtig in der Transportmechanik und wird nicht weitertansportiert, fällt meistens so beim 42ten Bild auf demselben Film auf. Daher bei Kameras mit manuellem Transport (ist sowieso das beste), beim ersten Bewegen des Transporthebels schauen, ob sich die Rückspulkurbel mitdreht.
Das Bildermachen
Ich weiß jetzt, was am Fotografieren nicht stimmt: Ein einäugiger Mann schaut durch ein kleines
Loch und versucht sich ein Bild von der Welt zu machen.
(frei nach David Hockney)
Yepp, soweit zu Mr. Hockney.
Aber dieses Bild von der Welt, hat es in sich. Da wird ein real existierender Moment mittels chemischer und physikalischer Verfahren auf einem kleinen Stückchen Kunststoff fixiert.
Eine 125stel Sekunde im Leben des Universums festgehalten auf 24x36 mm, ganz schön cool.
Die Gefahr ist nur, daß man versucht diesen Ausschnitt der Realität mit eben dieser Realität zu verwechseln. Jedes Bild lügt, sei es bewußt, weil es manipuliert wurde, oder unbewußt durch die Wahl des Motivs. Man kann auf einer Müllkippe stehen und in den Wald fotografieren. Der Fotograf schneidet im Augenblick der Aufnahme etwa 99% des Erlebnisses weg, es fehlen 4 von 5 Sinneseindrücken und das Sehen ist auch noch auf zwei Dimensionen beschränkt und dieses klägliche eine Prozent muß ausreichen, das wiederzugeben, was dem Fotografen in diesem kurzen Moment wichtig war. Die Kunst in der Fotografie besteht also in der Optimierung dieses Anteils.
Letztendlich interessiert mich das Foto selbst überhaupt
nicht. Das einzige, was ich will, ist, einen Sekundenbruchteil der
Wirklichkeit festzuhalten.
(Henri Cartier-Bresson)
Henri Cartier-Bresson prägte dafür einen Begriff, er nannte den Moment, an dem eine Handlung ihren Höhepunkt erreicht, an dem sie ihre maximale Konzentration erreicht "la moment décisif" - den entscheidenden Moment - die Essenz der Situation.
Cartier-Bresson lehnte es auch immer ab, seine Fotos nach der Aufnahme noch zu verändert, er legte beim Vergrößern keinen anderen Ausschnitt mehr fest, er machte keine Experimente. Seine Originale zeigen immer den charakteristischen feinen schwarzen Rand, der beweist, daß alles, was auf dem Negativ ist, auch auf dem Bild zu sehen ist. Ein Verfahren, das von Puristen in aller Welt heute fast zu einem Dogma hochstilisiert wurde.
Schön für sie, aber Dogmen sind das letzte, was man
in der Kunst braucht.
If you find rules, unrule them.
(unbekanntes Genie)
Die Masse der Bilder, die man als unbefriedigend bewertet und schon bald aussortiert, hat eines gemeinsam: der Fotograf hat einen der wichtigsten Bestandteile der Fototechnik vergessen, das Sehen.
Natürlich sollte man sich bemühen, im Moment der Aufnahme schon das Bild zu sehen, und nicht einfach möglichst viel auf ein Negativ zu packen. Aber oft entdeckt man erst im Nachhinein das "Bild im Bild", das spannendere Motiv, das vielleicht erst durch Wahl eines viel engeren Ausschnittes ans Licht kommt. Viele starke Bilder verdanken ihre Klasse einem speziellen Ausschnitt, der sich vielleicht während der Aufnahme nicht realisieren ließ, oder sogar technisch unmöglich war (z.B. extreme Formate).
Auf ein gutes Bild verzichten, weil irgendjemand sich persönlich verletzt fühlt, daß man seine kunstphilosophischen Halbbildung mißachtet? Hey, es ist Dein Bild, was zählt ist die Wirkung, nicht der Weg, den sehen Betrachter nämlich nicht. Ein paar Spinnern ist allerdings das Bild egal, denen kommt es nur auf den "richtigen" Weg an.
Für solche Zeitgenossen habe ich das WilliWare-Konzept entwickelt. Ähnlich dem ShareWare-Prinzip (Schau's Dir an, wenn es Dir gefällt bezahlt dafür.) sagt dieses Prinzip aus: "Wenn es Dir nicht gefällt, mach's besser."
Lieber ein gutes Bild in schlechter Technik, als ein schlechtes
Bild in guter Technik.
(Robert Capa)
Ein ganz anderes Problem ist das Verändern von Fotografien durch Dritte. Eingriffe in Bildmaterial ohne Zustimmung des Urhebers sind schlicht und einfach ein Akt von Vandalismus.
Wenn das Bild nichts taugt, dann warst du nicht nah genug
dran.
(Robert Capa (war immer nahe dran und starb durch eine Tretmine
in Korea))