Das Bundeskabinett
Das neue Bundeskabinett ist jetzt nach Wahl des Bundeskanzlers, Ernennung der Minister und der Vereidigung der Regierung wieder in Amt und Würden.

Das zweite Kabinett Schröder hat 13 MinisterInnen:
- Außenminister und Vizekanzler: Joschka Fischer (Grüne)
- Innenminister: Otto Schily (SPD)
- Finanzminister: Hans Eichel (SPD)
- Minister für Wirtschaft und Arbeit: Wolfgang Clement (SPD)
- Verteidigungsminister: Peter Struck (SPD)
- Ministerin für Verbraucher und Agrar: Renate Künast (Grüne)
- Ministerin für Gesundheit und Soziales: Ulla Schmidt (SPD)
- Minister für Verkehr und Bau und Aufbau Ost: Manfred Stolpe (SPD)
- Umweltminister: Jürgen Trittin (Grüne)
- Justizministerin: Brigitte Zypries (SPD)
- Familienministerin: Renate Schmidt (SPD)
- Bildungsministerin: Edelgard Bulmahn (SPD)
- Entwicklungsministerin: Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD)
Die "Einsparung" kommt durch die Aufteilung des Arbeits- und Sozialministeriums auf das Wirtschafts- und Gesundheitsministerium.
13 Minister hatte vorher nur Konrad Adenauer in seiner ersten Amtszeit von 1949 bis 1953. Damals war Adenauer Kanzler und Außenminister in Personalunion, was ja auch einen Minister spart.
Die meisten Minister, nämlich 20, hatte die Bundesregierung unter Adenauer von 1961-1963
Ein paar Details zum Kanzler und den Ministern:
Gerhard Schröder ist 58 Jahre alt und Jurist. Zum Studium kam er über den zweiten Bildungsweg.
Joschka Fischer ist 54 Jahre alt und hat keine Berufausbildung. Vor der Karriere in der Politik war er Taxifahrer und Buchhändler.
Wolfgang Clement ist 62 Jahre alt, Jurist und Journalist. Er war von 1981 bis 1986 Sprecher des SPD-Parteivorstandes dann 1988 Chefredakteur des links ausgerichtenen Boulevard-Blattes "Hamburger Morgenpost" (früher liebevoll die "Morgenpest" genannt;-) Dann kam er in die Regierung Nordrhein-Westfalens und wurde schliesslich von 1998-2002 Ministerpräsident
Hans Eichel ist 60 und Gymnasiallehrer für Deutsch und Geschichte. Allerdings war er schon bald Oberbürgermeister von Kassel und dann Hessischer Ministerpräsident bis 1999. Durch den Rücktritt Oskar Lafontaines von allen Ämtern rückte der damals gerade in Hessen abgewählte Eichel als Finanzminister nach.
Otto Schily ist 70 Jahre alt und der älteste Minister im Kabinett und das älteste Bundestagsmitglied. Er war in den 70er Jahren zusammen mit Christian Ströbele Strafverteidiger. Er verteidigte den damals noch linken RAF-Sympathisanten. Horst Mahler und später das RAF-Mitglied Gudrun Ensslin. 1980 trat er den Grünen bei und war Mitglied der ersten Grünen-Bundestagsfraktion 1983. Nach parteiinternen Querelen 1989 tritt er zur SPD über. Horst Mahler ist inzwischen übrigens in der rechtsradikalen NPD. Im Rahmen des NPD-Verbotsverfahrens vor dem Bundesverfassungsgericht traf er als deren NPD-Vertreter (er ist Anwalt) erneut mit Schily, nun Innenminister, zusammen
Peter Struck ist 59 Jahre alt, auch Jurist. Er fährt gerne Motorad und war vor seiner Zeit als Verteidigungsminister Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion.
Brigitte Zypris ist ebenfalls Juristin und die zweitjüngste Ministerin im Kabinett. Sie war seit 1985 Referentin, Referatsleiterin, Abteilungsleiterin und Staatssekretärin in verschiedenen Ministerien in Hessen und Niedersachsen.
Manfred Stolpe, 66, studierte Jura in der damaligen DDR, wurde dann aber Kirchenjurist. Er war von 1982 bis zur Wende 1989 Konsistorialpräsident der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg. 1990 wurde er der damals einzige SPD-Ministerpräsident in den fünf neuen Ländern und blieb es bis 2002.
Renate Schmidt ist 58 Jahre alt und von Beruf Programmiererin. Sie war von 1968 bis 1972 Systemanalytikerin bei Quelle und ab 1972 freigestellte Betriebsrätin. 1980 kam sie dann in den Bundestag und wurde Stellv. Landesvorsitzende der Gewerkschaft Handel Banken Versicherungen.
Ulla Schmidt ist 53 Jahre alt und von Beruf Sonderpädagogin. Neben Mitgliedschaften beim Roten Kreuz und dem ASB ist die Aachenerin in den Karnevalsvereinen Öcher Penn und Koe Jonge Mitglied.
JürgenTrittin ist 48 und damit der jüngste Minister im Kabinett. Er ist Diplomsozialwirt und war vor seiner politischen Karriere Journalist. Trittin begann seine politischen Aktivitäten an der Uni Göttingen.
Von 1990 bis 1994 war er Niedersächsischer Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten unter dem damaligen Ministerpräsident Gerhard Schröder. Er hat keinen Führerschein gemacht und war mal kurzzeitig geschäftsführender Bundesverkehrsminister.
Renate Künast ist die jüngste Ministerin im Kabinett, sie ist 46 Jahre alt. Sie ist Sozialarbeiterin und Juristin und war vor der politischen Laufbahn Rechtsanwältin.
Heidemarie Wieczorek-Zeul ist 59 Jahre alt. Sie hatte als Juso-Vorsitzende den Spitznamen "Rote Heidi" (natürlich wegen ihrer roten Haare). Sie ist Lehrerin für Geschicht und Englisch.
Edelgard Bulmahn ist 51 Jahre alt und Gymnasiallehrerin für Englisch und Politik
Ein wenig Statitik:
Im gesamten Kabinett sitzen
sechs Frauen
acht Männer
sieben Juristen
vier Pädagogen
eine Programmiererin
ein Sozialwirt
einer ohne Berufsabschluss
vier ehemalige Ministerpräsidenten (Eichel, Schröder, Clement, Stolpe)
vier geborene Hessen (Eichel, Zypries, R. Schmidt, Wieczorek-Zeul)
ein geborener Baden-Würtemberger (Fischer)
fünf geborene Nordrhein-Westfahlen (Schröder, Clement,
Schily, U. Schmidt, Künst)
drei geborene Niedersachsen (Struck, Trittin, Bulmahn)
ein geborener Mecklenburg-Vorpommerner (Stolpe)
Sechs Kabinettsmitglieder sind von der ersten Regierung Schröder 1998 noch übrig:
Gerhard Schröder, logisch ;-)
Edelgard Bulmahn
Heidemarie Wieczorek-Zeul
Otto Schily
JürgenTrittin
Joschka Fischer
Noch ein bisschen was Allgemeines zum Thema Bundestagswahlen
Bei der ersten Bundestagswahl am 19 August 1949 hatte jeder Wähler nur eine Stimme. Es existierte schoneine 5%-Hürde, die allerdings bis 1953 nur in Bezug auf das Ergebnis innerhalb eines Bundeslandes galt.
Eine weitere Besonderheit der ersten Bundestagswahl war: Schied ein direkt gewähltes Mitglied aus dem Bundestag, aus, dann mußten Nachwahlen im entsprechenden Wahlkreis stattfinden. Dadurch kam es in der ersten Legislaturperiode zu 14 Nachwahlen. Diese Regelung wurde ab der zweiten Legislaturperiode geändert. Scheidet ein Abgeordneter aus, so rückt jetzt fast immer ein Kandidat der entsprechenden Landesliste nach. Nur wenn ein unabhängiger Abgeordneter ausscheidet, kommt es zu Nachwahlen.
1953 wurde zur zweiten Bundestagswahl das heute noch übliche verfahren mit Erst- und Zweitstimme eingeführt gleichzeitig verbesserte man auch die 5%-Klausel (oder 1 Direktmandat).
1957 gab es eine dramatische Neuerung für die Bundestagswahl: die Briefwahl. Außerdem waren ab jetzt 3 Direktmandate nötig um die 5%-Hürde zu umgehen
Das aktive Wahlrecht für 18jährige gibt es in Deutschland seit 1972. Aber erst 1975 wurde die Grenze für die Volljährigkeit von 21 auf 18 Jahre gesenkt, die ist auch die Grenze für das passive Wahlrecht.
Seit 1987 dürfen auch im Ausland lebende Deutsche wählen.
Außerdem kommt bei der Auszählung der Mandate für
den Bundestag seit diesem Jahr das Verfahren Hare-Niemeyer zur Anwendung.
Es ersetzt das d'Hondt-Verfahren.
Das Berechnungsverfahren nach Hare-Niemeyer erlaubt eine mathematisch
genauere Übertragung des Stimmenverhältnisses auf das
Sitzverhältnis. Es führt insbesondere für die kleinen
Parteien zu einem gerechteren Ergebnis.
1990 gibt es am 18. März die ersten freien Volkskammerwahlen in der DDR. Und damit alle schön in Übung bleiben wird am 2. Dezember auch gleich der erste gemeinsame Bundestag gewählt.