Fotolehrgang AUSRÜSTUNG

In dieser ersten Folge des Fotoratgebers geht es um Zubehör, das wirklich jeder braucht - außer er besitzt nur ein kleine Kompaktkamera, die er in der Jackentasche transportieren kann. Dann benötigt er allerdings eine Jacke und auch darüber könnte man ganze Bücher schreiben...

Fototaschen.

Jeder der eine Spiegelreflexkamera besitzt und sie nicht nur im Schrank stehen lässt, kennt das Problem. Was nehme ich mit, Wie nehme ich es mit und wie schütze ich es unterwegs optimal. Schutz, Gewicht und Bequemlichkeit sind die Faktoren die sich naturgemäß gegenseitig im Weg stehen.

Noch was in eigener Sache: Alle folgenden Tipps basieren auf meine persönlichen Erfahrungen und sind naturgemäß nicht repräsentativ. Was mich drückt und zwickt, kann bei einem anderen perfekt sitzen. Und für mich ideale Lösungen können für Dritte Todesfallen darstellen.Spielen wir einfach mal einige Fälle durch.

Ich möchte auch keine Werbung machen, da praktisch alle Markenprodukte hinreichende Qualität bieten. Meine Wahl fiel bisher auf diverse Modelle von LowePro und Crumpler, für die kann ich bürgen, alle anderen sind aber bestimmt nicht schlechter.

 

1. Die Kamera soll ohne großes Zubehör möglichst unauffällig mitgenommen werden
(beispielsweise, um Neider von einem spontanen Besitzerwechsel abzuhalten, oder um Promis in Sicherheit zu wiegen).

Die billigste Möglichkeit besteht in einer simplen Einkaufstasche aus Stoff, Plastiktaschen sind viel zu labberig. Damit die Kamera wenigstens ein bisschen geschützt ist, wickelt man sie in ein Handtuch ein.

Das Ganze ist superbillig, schützt eher mäßig, wiegt praktisch nichts ist allerdings auch eher lästig, weil man die Tasche ja irgendwie verstauen muss, wenn man dann endlich fotografieren will.

Die nächste Stufe wäre die Benutzung einer normalen Umhängetasche die zusätzlich den Vorteil bietet auch anderen Gegenständen ein ordentliches Zuhause zu bieten (Schreibgerät, Handy etc.). Der Preis geht jetzt in Richtung beliebig und ein Handtuch sollte man immer noch einplanen.

Ein Wechselobjektiv kann man in beiden Fällen in einem Waschlappen verstauen.

 

 

Für die folgenden Taschen gilt bei der Anschaffung eines: immer so kaufen, dass man ein oder zwei Ausrüstungsteile mehr unterbringen kann, als man akut zu brauchen glaubt. Fotografen neigen dazu, lustige Gadget zu sammeln. Dabei nehme ich mich nicht aus. Außerdem besteht heutzutage der Großteil der Ausrüstung aus diversen Ladegeräten und Steckeradaptern.

 

 

2. Kleine Ausrüstung
(darunter verstehe ich Kamera plus ein Wechselobjektiv) oder mittlere Ausrüstung (Kamera mit zwei Wechselobjektiv plus ein bisschen Plunder) soll vernünftig geschützt werden.

Eine echte Kameratasche muss her. Viele Hersteller bieten hier viele verschiedene Modelle an. Die Preise spiegeln normalerweise die Qualität wieder. Allzu billige Produkte werden binnen kurzem durch einen Zweitkauf ersetzt werden müssen, weil sie sich auflösen (mir selbst passiert, oder deftige Mängel aufweisen, z.B. nicht Wasserdicht sind. Wer, wie ich, nach einem Platzregen die komplette Ausrüstung aus einem Fußbad befreien musste lernt spontan dazu.
Wichtige Punkte sind: Abgedeckte wasserdichte Reißverschlüsse, ordentlich gepolsterte Außenwände, durch Klettband variable Inneneinteilung, ergonomisch geformter breiter Tragegurt, der auf die optimale Länge verkürzt werden kann, die für Objektivwechsel etc. ideal ist.

Die Tasche sollte bequem getragen werden können und bei Bedarf auch vor dem Bauch getragen werden können. Wenn es mal enger wird ist es nämlich geschickter, die Tasche nach vorne zu nehmen, als im Kaufhaus die Auslagen abzuräumen. Auch Taschendieben macht man so die Arbeit schwerer. Ein Objektivwechsel ist mit solchen Standardtaschen am einfachsten zu bewerkstelligen, da die Tasche als Ablagefläche zur Verfügung steht, ohne dass man sie ablegen muss.

Wenn die Ausrüstung wächst, wird normalerweise auch der Taschenpark nach und nach erweitert. Also macht es evtl. Sinn schon die erste Tasche etwas größer zu kaufen. Oder ein Modell mit Laptop-Fach zu wählen, das auch mal als Business-Tasche benutzt werden kann. Aber keine falsche Hoffnung. Über kurz oder lang werden bestimmt mehrere Fototaschen angeschafft werden.

Die klassischen Toploader-Bereitschaftstaschen nehmen wirklich nur eine Kamera-/Objektivkombination auf und sind meiner Ansicht nach zu unflexibel.

Mit Gürteltaschen habe ich keine Erfahrung. Allerdings mag ich mir auch einfach nix um den Bauch wickeln daher kommen diese Teile für mich nicht wirklich in Frage. Für viele Umhängetashen sind auch Hüftgurte erhältlich, die das Gewicht bei längeren Märschen von der Schulter auf die Hüfte verlagern und so deutlich zum Wohlbefinden beitragen. Billige Alternative: Uniform-Koppel aus dem Militrshop.

 

 

3. Mittlere bis größere Ausrüstung
(mehrere Objektive, mehrere Kameragehäuse, Zubehör) soll über einen längeren Zeitraum getragen werden.

Man sollte immer bedenken, das auch ein paar kleine Kilo, wenn man sie den ganzen Tag in einer Umhängetasche mit sich herumschleppt eine ziemliche Beschwernis darstellen und zudem immer nur eine Schulter belasten. Das kann spätestens am nächsten Tag aufhören lustig zu sein.

Hier bietet sich ein Fotorucksack an. Auch schwerere Ausrüstung lässt sich auf beiden Schultern halbwegs bequem tragen. Der Nachteil: man kommt nicht so leicht an die Ausrüstung ran, wenn man mal ein Objektiv wechseln will. Außerdem legt man den Rucksack zum Öffnen gerne in den Dreck und versaut sich dann die Jacke, wenn man ihn wieder aufsetzt. Solche Rucksäcke bieten aber meistens clevere Befestigungsmöglichkeiten für Stative etc. und wenn sie nicht ganz voll sind, kann man auch seine Brotzeit reinpacken. Manche Modelle, beispielsweise die NatureTrekker-Modelle von LowePro haben eine integrierten Regenschutz, der diese Dinger ideal für Ausflüge bei schlechtem Wetter macht.

 

 

 

4. Fette Ausrüstung soll auf ausgebauten Wegen transportiert werden.

Für diese Fälle gibt es Rollkoffer die von mittlerer Ausrüstung bis hin zum kompletten Studioumzug so ziemlich alles packen können. Diese Lösung ist dann sinnvoll, wenn man am Aktionsort die Ausrüstung unbehelligt liegen lassen kann. AUßerdem sind sie in Städten mit vielen Treppen und BRücken eher unpraktisch.

Spezielle Fotokoffer machen meiner Erfahrung nach nur Sinn, wenn man sie nur kurze Strecken tragen muss. Zur Aufbewahrung zu Hause sind sie allerdings praktisch, dann muss es auch nicht der allerteuerste sein.

 

 

5. Sonderlösungen
Wer gerne aussieht wie ein Mitglied der schnellen Canon-Eingreiftruppe kann auch kombinierte Schulter-Hüft-Tragesysteme in Betracht ziehen, die allerdings für meine Begriffe zu martialisch bzw. zu lächerlich aussehen. Auch die typischen Fotografen-Westen mit rund 435 Taschen zählen in diese Rubrik. Wer's aber mag, bitte.

Sonstige Tipps

Die Kameratasche niemals unbeaufsichtig stehen lassen. NIEMALS! NIIIIEMALS!

Im Café ist ein guter Trick immer einen Fuß in den Tragegrurt bzw. die Rucksackriemen zu stellen, so kann kein Taschendieb das Teil einfach so mitnehmen. Sollte das aber doch mal geschehen hilft ein in der Tasche versteckte Zettel mit der eigenen Adresse das Eigentum nachzuweisen. Sinnvoll ist es auch, die Seriennummern der mitgeführten Geräte zu notieren und ggf. ein Foto von der Ausrüstung in der Tasche machen. Reisegepäck versicherungen oder Hausratsversicherungen zahlen meistens nicht, wenn Ausrüstung aus einem Zelt gestohlen wird. Daher gilt nichts im Zelt lassen. Am besten auch nicht im Hotelzimmer, außer es gibt einen Safe. Diebe schrecken auch nicht davor zurück, ein Zelt aufzuschlitzen, während man drin schläft (ist mir auf einem französischen Campingplatz selbst passiert) daher die Kamera im Schlaf nicht in der Nähe der Zeltwand ablegen (ich hatte damals Glück und statt der Kameratasche erwischte der Dieb nur mein direkt daneben liegendes Waschzeug). Im Auto ist die Ausrüstung auch nicht sicher, das stand damals zwei Meter vor dem Zelt und wir haben nicht gehört wie die Scheibe eingeschlagen wurde.

Die Kameratasche niemals unbeaufsichtig stehen lassen. NIEMALS! NIIIIEMALS!

Aus diesem Grund rate ich, auf keinen Fall Kamerataschen zu nehmen, die zu deutlich nach "Kamera" aussehen. Wenn groß "Nikon" oder "Canon" auf einer Tasche steht, kann man auch gleich ein Preisschild dranhängen. Die Polizei in Urlaubsorten hat meistens kein Mitleid mit beklauten Touristen und unternimmt eher wenig, um gestohlenes Gut zu finden.

Die Kameratasche niemals unbeaufsichtig stehen lassen. NIEMALS! NIIIIEMALS!

Falls doch mal etwas gestohlen wird freut man sich, wenn man die vollen Speicherkarten nicht in der Tasche aufbewahrt hat, sondern an einem "sicheren" Ort versteckt hat.

Die Kameratasche niemals unbeaufsichtig stehen lassen. NIEMALS! NIIIIEMALS!

 

 

 

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