Die den Adler (oder was auch immer) tragen
Dieser Artikel wurde mir von Jürgen Graf gemailt, der noch mehr Fußballinfos unter www.worldcupportal.de gesammelt hat.
Falls ihr auch einen Artikel (oder mehrere) habt, den ihr gerne der Allgemeinheit zumuten wollt und der in diese Rubik hier passt. Könnt ihr ihn mir gerne schicken. Ich werde ihn prüfen und falls sinnvoll, gerne veröffentlichen.
Im Laufe der Jahre sind deutsche Fußball-Nationalmannschaften mit einer ganzen Reihe von Bezeichnungen bedacht worden. Von den "Helden von Bern" über "Bertis Buben" bis hin zu "Rudis Resterampe" war eigentlich schon alles dabei, womit sich bestimmte Trainerzuständigkeiten bzw. aktuelle Leistungsstände griffig auf den Punkt bringen lassen. Es fehlt aber trotzdem etwas im deutschen Nationalfußball. Nämlich ein die Jahrzehnte überdauernder Spitz-, Kampf- oder Ehrenname, der phantasievoller als "DFB-Auswahl" ist.
In einigen anderen Ländern ist man zwar ein bisschen findiger, aber von wirklicher Kreativität kann auch dort nicht die Rede sein, wo Nationalteams lediglich nach der Farbe der Spielbekleidung benannt werden. Vor diesem Hintergrund fallen also die Blauen (Frankreich), die Grünen (Algerien und Libyen), die Roten (Belgien) sowie die Orangefarbenen (Niederlande) leider ebenfalls durch den Kreativitätstest. Was natürlich ebenfalls für die "himmelblaue Mannschaft" (italienische Squadra Azzurra) und für die Weiß-Himmelblauen (Argentiniens Albiceleste) gilt.
Nur unwesentlich besser stellt sich schließlich die Situation dar, wenn, wie zum Beispiel bei den mexikanischen Tricolores (abgekürzt El Tri), gleich drei Farben im Spiel sind. Zumal dann, wenn sich Angehörigen anderer Nationen nicht auf Anhieb erschließt, um welche Farben in der Nationalflagge es sich dabei denn nun genau handelt. Ganz abgesehen davon, dass nach vorsichtigen Schätzungen 90 Prozent aller Länder dreifarbige Flaggen haben, und es mit der Originalität Mexikos auch deshalb nicht so weit her ist.
Ideenreicher sind da schon Tartan Army (Schottland) oder - schlicht und aussagekräftig - Warriors/Krieger (Simbabwe). Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass der Fußballsport die Völker nicht trennen, sondern gefälligst verbinden soll, haben Begriffe, die eindeutig militärischen Ursprungs sind, aber ebenfalls keine Chancen auf Bestnoten.
Namen mit plakativer Wirkung hat man vor allem in zahlreichen
afrikanischen Ländern gefunden. Hoch im Kurs stehen dort Anleihen
bei der heimischen Tierwelt. Zum Beispiel:
Algerien - Die Wüstenfüchse (Fennecs)
Angola - Palancas Negras (landestypische Antilopenart)
Benin - Die Eichhörnchen
Botswana - Die Zebras
Burkina Faso - Die Hengste
Burundi' - Die Schwalben
Elfenbeinküste - Die Elefanten
Gabun - Die Panther
Gambia - Die Skorpione
Ghana - Black Stars
Kamerun - Die un(be)zähmbaren Löwen
Lesotho - Die Krokodile
Madagaskar - Die Skorpione
Mali - Die Adler
Marokko - Die Atlas-Löwen
Mozambique - Die Mambas
Nigeria - Die Super-Adler
Senegal - Die Löwen von Teranga
Sudan - Die Nilkrokodile
Tunesien - Die Adler von Karthago
In anderen Ländern Afrikas sind Besonderheiten aus Geschichte,
Geographie und Flaggenkunde verantwortlich zu machen:
Ägypten - Die Pharaos
Eritrea - Red Sea Boys
Kenya - Harambee Stars
Liberia - Lone Star (wegen des Sterns in der Nationalflagge)
Saudi-Arabien - Die Wüstensöhne
Südafrika tanzt in Afrika in gewisser Weise aus der Reihe. Im Gastgeberland der WM-Endrunde 2010 hört das Nationalteam nämlich auf den Namen Bafana Bafana, was soviel wie "(Kleine) Jungs" bedeutet, dort aber vermutlich anders als in Mitteleuropa verstanden wird. (Ehrfürchtig natürlich, man denke nur an Bertis Buben. Anm. von Willi)
Ausgesprochenes Bewusstsein im Zusammenhang mit der vorkolonialen Geschichte wird in zwei Ländern Südamerikas bewiesen. Nach den indianischen Ureinwohnern Uruguays ist das Nationalteam dieses Landes auch als Charrúas bekannt. Und nach den heute noch in Paraguay lebenden Guaraníes ist nicht nur die nationale Währung, sondern auch die Nationalmannschaft benannt.
Kommen wir aber wieder zurück auf die Hitliste des Ideenreichtums. Guten Klang hat ja das vermeintliche Zauberwort "Seleçao", das von Leuten, die sich gern als weltläufige Fußballexperten ausgeben, oft als Synonym für die brasilianische Nationalmannschaft verwendet wird. Eine Bezeichnung, die wörtlich übersetzt allerdings nur "Auswahl" bedeutet. Womit sie aus Kreativitätssicht natürlich auf einer Stufe mit "DFB-Auswahl" steht.
Brasilianische Nationalteams waren zu ihren besten Zeiten jedenfalls deutlich kreativer. Weshalb ihre Fans auch lieber von den Canarinhos sprechen, und sie dabei an die kanariengelben Trikots von Pelé, Romário, Ronaldo und anderen Weltmeistern denken. Ähnlich profan wie bei anderen Farben ist das halt manchmal auch dann mit den Namen, wenn sie Ballzauberen verpasst werden. Und deshalb kann es auch dafür nicht die Note 1 geben.
Für die Spitzenplätze dieser völlig subjektiven Tabelle kommen eher andere Länder in Frage. Zum Beispiel die Dänen, die 1992 bei der Europameisterschaft bewiesen haben, was unter Danish Dynamite zu verstehen ist. Oder - selbst wenn sie ihrem Namen nur sehr selten gerecht geworden ist - die als Furia Roja (rote Furie) bekannte Mannschaft Spaniens. Auch die Belgier nenen ihre international eher unauffälligen Kicker "diables rouge " oder "roode duivel" (Rote Teufel).
Vor allem aber die Socceroos aus Australien. Zum einen, weil dieser Name irgendwie lässig klingt. Aber auch deshalb, weil es down under ein weibliches Pendant namens Matildas gibt, was sich noch viel cooler anhört.