Der Kaschmir Konflikt
Kaschmir
Kaschmir ist eine Gebirgslandschaft und ein ehemaliges Fürstentum zwischen den Gebirgen Himalaja, Karakorum und Hindukusch.
136 943 km2 sind der indische Bundesstaat Jammu and Kashmir, 121 667 km2 sind der pakistanisch "Azad Kashmir". Teile sind auch von China besetzt.
Kaschmir ist schwer zugänglich und stark vergletschert.
Im Südwesten liegt das landwirtschaftlich intensiv genutzte Hochbecken von Kaschmir.
Dort wird Reis, Mais, Weizen, Gerste, Safran angebaut. Es gibt Maulbeerbäume für die Seidenraupenzucht, Obstkulturen und "schwimmende Gärten".
In den höheren Lagen am Beckenrand ist sommerlicher Maisanbau mit Almwirtschaft gekoppelt. In den Sommerweidegebieten gibt es Wasserbüffelherden und Ziegen.
Die Schafhaltung liefert den Rohstoff für die Wollindustrie; wichtig ist außerdem Kunsthandwerk (Teppiche, Holzschnitzereien, Lackarbeiten).
Von den rund sechs Millionen Einwohnern des an China und Pakistan grenzenden Gebietes bekennen sich zwei Drittel zum Islam, ein Drittel sind Hindus.
Kaschmir gehört in der indischen Ausgabe der "MS Encarta" zu Indien. In der US-Ausgabe wurde es als zwischen Pakistan und Indien umstrittenes Territorium markiert.
Der Kaschmirkonflikt
Ohne Kaschmir fürchtet Indien eine mohammedanische Überflügelung im Norden.
Pakistan fühlt sich ohne Kaschmir an einer lebenswichtigen Flanke geschwächt und bedroht.
Pakistan stützt seinen Anspruch auf Kaschmir damit, da es mehrheitlich von Muslimen bevölkert wird.
Aber für Indien ist die Religionszugehörigkeit der Kaschmiris unwichtig, da in Indien ohnehin 120 Millionen Moslems leben.
Hinzu kommt im indischen Teil Kaschmirs noch eine Unabhängigkeitsbewegung, die einen unabhängigen Staat Kaschmir plant und andere Rebellengruppen, die für den Anschluss an Pakistan sind.
Historie
1846
Die Briten annektierten Kaschmir und übergaben es, trotz der
muslimischen Bevölkerungsmehrheit, einem hinduistischen Maharadscha,
der die britische Oberhoheit anerkannte.
1945
Nach dem zweiten Weltkrieg erkannte die britische Regierung, dass
Indien nicht länger zu halten ist. (u.a. hatten auch die Inder
gemerkt, dass die starken Engländer im zweiten Weltkrieg durch
Deutschland schwer in Bedrängnis kamen).
Lord Mountbatten wurde der letzte Vizekönig Indiens und sollte Indien in die Unabhängigkeit führen.
1947
Die britische Kolonie Indien wird unabhängig ("Transfer
of Power").
Mit der Unabhängigkeit Indiens wurde die Kolonie in ein hinduistisches Indien und ein islamisches Pakistan geteilt.
Pakistan bestand aus zwei Landesteilen, West- und Ost-Pakistan (das heutige Bangladesch).
Zwischen Ost- und West-Pakistan lagen 1600 km Indien. Die Ost-Provinz fühlte sich vernachlässigt. Ost-Pakistan wurde anfangs die west-pakistanische Amtssprache Urdu aufgezwungen. 1954 wurden die Sprachen Bengali und Urdu zwar gleichberechtigt, aber die Awami-Liga drängte dennoch auf Selbständigkeit.
Mit der Unabhängigkeit am 15.8.1947 kommt es zu Ausschreitungen und unvorstellbar grausamen Massakern zwischen Hindus, Muslimen und Sikhs.
Sie folterten, vergewaltigten, plünderten und mordeten Angehörige der jeweils anderen Religion, bis das Blut buchstäblich in Strömen durch die Straßen floss. Es kam zu einer Million Toten und zwölf Millionen Flüchtlingen.
Entsprechend dem Teilungsplan vom 3. Juni 1947 sollte sich der Maharadscha von Kaschmir entscheiden zwischen Unabhängigkeit oder Anschluss an Indien.
Der Maharadscha wollte die Unabhängigkeit, aber im September besetzten pakistanische Truppen weite Teile Kaschmirs und Indien nutzte die Situation für sich aus: Der Preis für die militärische Unterstützung gegen Pakistan sollte der Anschluss an Indien sein. Der Maharadscha willigte ein.
Es kam zum ersten Krieg zwischen Indien und Pakistan um die Zugehörigkeit Kaschmirs.
1948
Mit Hilfe der UNO kam es zu einem Waffenstillstand. Seitdem ist
das Territorium Kaschmirs in einen von Pakistan und einen von Indien
besetzten Teil geteilt.
1949
Unter Berufung auf einen Vorschlag der UNO und im Vertrauen auf
die muslimische. Bevölkerungsmehrheit in Kaschmir forderte
Pakistan in beiden Teilen der umstrittenen Region eine Volksabstimmung.
Eine beschlossene Volksabstimmung über die politische Zukunft
Kaschmirs fand nicht statt bzw. scheiterte im indischen Teil Kaschmirs,
da sich nur zwei Prozent der Bevölkerung beteiligten.
1957
Der indisch besetzte Teil Kaschmirs wurde unter der Bezeichnung
Jammu und Kaschmir zum Bundesland mit einer uneingeschränkten
Autonomie. Indien sah damit die Abstimmung für unnötig
an. Der indische Unionsstaat Jammu-Kaschmir ist der einzige mit
einer vorwiegend muslimischen Bevölkerung.
Bis 1965 kommt es wiederholt zu Spannungen zwischen Pakistan und Indien.
1965
Die indisch-pakistanischen Spannungen münden in den zweiten
Kaschmirkrieg.
Vermutlich wollte Pakistan die Schwäche Indien (Krieg mit China 1962) nutzen., war aber nicht sehr erfolgreich: Pakistan konnte 300 Quadratmeilen erobern, Indien 700 Quadratmeilen .
Durch diplomatisches Eingreifen der USA und UdSSR und Verhandlungen durch den sowjetischen Vermittler Kossygin kommt es zum Waffenstillstand.
1970
Im November kam es zu einer Flutkatastrophe in Ost-Pakistan und
im Dezember zu Wahlen zur verfassunggebenden Nationalversammlung
in Gesamt-Pakistan. Der pakistanische Präsident Aga Muhammed
Jahja Khan wollte die Abstimmung trotz der Katastrophe nicht verschieben.
Bei den Wahlen gewann die Awami-Liga in Ost-Pakistan 167 der 169 Parlamentssitze und damit zugleich auch die absolute Mehrheit im gesamtpakistanischen Parlament.
Zulfikar Ali Bhutto wurde der Wahlsieger in Westpakistan. Aber Jahja Khan verschob die Einberufung der Nationalversammlung. Bhutto war der Sieger der ersten demokratischen Wahlen in Pakistan.
1971
Am 26. März proklamierte Mudschib-ur Rahman, der "Tiger
von Bengalen", die "Volksrepublik Bangladesch". West-Pakistanische
Truppen marschierten im ein, Mudschib-ur Rahman wurde verhaftet,
eine Million Menschen starben, zehn Millionen flohen nach Indien.
Anfang Dezember 1971 sah Indien durch die Flüchtlinge einen Grund und eine Gelegenheit Pakistan zu schwächen.
Innerhalb weniger Tage war der militärische Konflikt entschieden, in der Kaschmirregion änderte sich nicht viel, aber Bangladesch wurde unabhängig.
Indira Ghandi und Zulfikar Ali Bhutto unterschreiben das"Simla-Abkommen, indem beschlossen wurde, dass Kaschmir-Problem bilateral zu lösen.
1974
Pakistan übernahm formell die Verwaltung in dem von ihm beherrschten
Teil mit Namen "Azad Kaschmir" (Freies Kaschmir). Indien
protestierte.
Die Region Kaschmir bleibt über Jahrzehnte Spannungsgebiet zwischen Indien, Pakistan und der Unabhängigkeitsbewegung.
1998
Im Mai testete Indien erstmals seit 24 Jahren wieder Atombomben
und Pakistan reagiert mit eigenen Atomwaffentests.
13.12.2001
Terroristen richten im indischen Parlament ein Blutbad an. Indien
gibt Pakistan die Schuld.
19.12.2001
Der indische Ministerpräsident Atal Bihari Vajpayee droht Pakistan
mit Krieg. In der Kaschmirregion liefern sich beide Seiten Artillerie-Gefechte
und ziehen Truppen zusammen.
"Planspiel":
In Falle eines Konfliktes wäre Indien (1,025 Milliarden Einwohner) militärisch überlegen: Die Armee hat 1.100.000 Mann, die Luftwaffe 150.000 und die Marine 53.000 Mann. Offiziell ist der Anteil der Militärausgaben am Gesamthaushalt 10,9%.
Pakistan (144,97 Millionen Einwohner) hat eine Armee von 550.000 Mann, 40.000 Mann bei den Luftstreitkräften und 22.000 bei der Marine). Der Anteil des Militärbudgets am Staatshaushalt beträgt fast 25%.
Allerdings könnte Indien seine Überlegenheit bei einem lokalen Konflikt im Kaschmirgebiet nicht ausspielen, da Kaschmir ein gebirgiges Gebiet und von der indischen Seite aus sehr schwer zugänglich ist.
Experten vermuten und befürchten deshalb, dass Indien die momentanen Spannungen (2001/2002) nutzen könnte, um mit Pakistan die generelle Entscheidung zu suchen, um so seinen militärischen Vorteil auch ausspielen zu können.
Solche Planspiele sind aber schnell Makulatur, da beide Länder ja Atomwaffen haben