Tour de France

Und noch ein hundertster Geburtstag: Die Tour de France wird dreistellig.

Die Tour de France wird seit 1903 geradelt. Die längste Tour war 1926 mit 5745 km, die Tour 2003 hat 3427,5 Kilometer.

Der Herausgeber von "L'Equipe" (damals noch "L'Auto") hat das Radrennen als Werbemaßnahme ins Leben gerufen.

Das Gelbe Trikot bekommt der Fahrer mit der besten Gesamtfahrzeit. Der Prolog entscheidet, wer's beim Tourstart anziehen darf. Das Trikot ist übrigens nicht gelb, weil L'Auto auf gelben Papier gedruckt wurde (so behauptet nämlich die Legende). Grund für die Farbe war einfach mangelnde Auswahl in der Nachkriegszeit. Der Begründer der Tour Desgranges wollte für die Zuschauer den Führenden kenntlich machen, dazu bestellte er eine Auswahl von einfarbigen möglichst grellen Trikots. Er bekam nur nur ein gelbes Leibchen geliefert. Einen Tag später ging das berühmteste Hemd der Sportwelt an den Start.

Der erste Träger des Gelben Trikots war 1919 Eugène Christophe.

Das Grüne Leibchen trägt der beste Sprinter.

Das gepunktete Trikot des Führenden in der Bergwertung gibt es erst seit 1975. Es wurde von einer Schokoladenfabrik gestiftet, deren Markenzeichen die rot-weiß gepunktete Packung ist.

Träger des weißen Trikots wird der nach Gesamtzeit beste Neuprofi.

Bei den ersten beiden Touren 1903 und 1904 wurden jeweils 2428 km zurückgelegt allerdings in nur 6 Etappen. Das ergibt einen Tagesdurchschnitt von 404 km !

Im ersten Jahr waren die Wegmarkierungen eher mangelhaft, viele Fahrer radelten Stunden lang in die falsche Richtung. Der letzte im Ziel hatte fast drei Tage (!) Rückstand.

1904 fuhren die vier in Führung liegenden Fahrer einen Teil der Strecke mit der Eisenbahn, stiegen kurz vor dem Etappenziel wieder aufs Rad und kamen frisch ins Ziel. Sie wurden allerdings disqualifiziert.

Die Fahrer waren in den ersten Jahren vollkommen auf sich allein gestellt. 1913 lag Eugène Christophe mit 18 Minuten auf einer Bergetappe in Führung. Auf der Abfahrt jedoch brach am Vorderrad des Franzosen die Gabel. Christophe marschierte - das Rad geschultert - rund zehn Kilometer bergab bis zur Dorfschmiede von Sainte Marie de Campan.
Er musste sein Rad ganz allein reparieren. Zum Glück stellte ihm der Dorfschmied seine Werkstatt zur Verfügung - Christophe war ja auch gelernter Schmied. Als irgendwann die Flammen zu erlöschen drohten und er keine Hand frei hatte, bat der Tour-Favorit den siebenjährigen Sohn des Schmiedes, das Feuer mit einem Blasebalg anzufachen. Die anwesenden Rennkommissare verhängten wegen Inanspruchnahme fremder Hilfe eine Zeitstrafe von einer Minute (!) gegen Christophe der sowieso schon vier Stunden Rückstand hatte und in Gesamtwertung nur Siebter wurde.

1950 gab er Nordafrikaner Abdelkader Zaaf unter interessanten Umständen auf: An einem Tag war es so brutal heiß, dass viele andere Mitfahrer sich eine kleine Pause zum Baden im Meer gönnten. Diese Pause nutzten einige Nordafrikaner, die mit der Hitze besser zurecht kamen. Bei seinem Ausreißversuch will Zaaf unter keinen Umständen anhalten um Wasser zu trinken, er greift stattdessen sich im Vorbeifahren zwei Weißweinflaschen vom Tisch eines Restaurants. Nachdem er sich gestärkt hat muss er leider eine kleine Pause einlegen, weil seine Fahrtüchtigkeit doch etwas gelitten hat. Nachdem er aus dem Alkoholschlaf aufgewacht ist (alle anderen haben ihn schon lange hinter sich gelassen), steigt er wieder aufs Rad und fährt weiter - in die falsche Richtung. Sein Pech machte den bis dahin völlig unbekannten Radfahrer Abd al-Kader Zaaf so prominent, dass er gut bezahlte Einladungen zu Rennen in ganz Europa erhielt.

Einer der skurrilsten "Angsthasen" war der Spanier Federico Bahamontes der "Adler von Toledo. Seitdem er einmal bergab einen Kaktus gerammt hatte, hasste er es, in rasender Geschwindigkeit ins Tal zu fahren. 1954, in dem Jahr, als er das erste von insgesamt sechs Mal die Bergwertung der Tour de France gewann, machte er - klar in Führung liegend - auf dem Col de Romeyère Halt, setzte sich auf eine Bank und lutschte ein Eis, bis ihn die Verfolger eingeholt hatten. So brauchte er wenigstens nicht alleine die ungeliebte Abfahrt bestreiten.

Bei der "Tour der Leiden" gab es bislang vier Todesfälle:
1910 Adolpho Hillieri (Badeunfall am Ruhetag)
1935 Francesco Cepeda (Sturz)
1967 Tom Simpson (Doping)
1995 Fabio Casartelli (Sturz)

1913 kamen von 140 Starter nur 25 ins Ziel.

Kurt Stöpel hat 1932 als erster Deutscher das Gelbe Trikot getragen.

1989 gewinnt Greg Lemond mit einigen Schrotkugeln im Körper bei der Tour. Bei einem Jagdausflug hatte sein Schwager ihn mit einem Truthahn verwechselt; 30 Schrotkugeln mussten insgesamt aus seinem Körper entfernt werden.

1994 löste sich der Franzose Philippe Bouvatier auf der Etappe nach Guzet-Neige kurz vor dem Ziel aus einer Ausreißergruppe doch in einer der Schlusskurven ließ er sich durch einen wild gestikulierenden Gendarmen irritieren und bog versehentlich Richtung Presseparkplatz ab. Der an zweiter Stelle liegende Robert Millar aus Schottland folgte ihm. Lachender Dritter war der spurtschwache Italiener Massimo Ghirotto, der als Sieger über die Ziellinie fuhr.

Napoléon Paoli, rammte 1920 auf dem Weg nach Bayonne einen Esel. Der französische Radfahrer landete bei dem Zusammenprall auf dem Rücken des Tieres, das auch noch in die Richtung rannte, aus der Paoli gerade gekommen war. Weil sich der unfreiwillige Reiter so krampfhaft an dem Esel festklammerte, verletzte sich das Tier am Bein und brach zusammen. Paoli rannte zu seinem Drahtesel zurück und fuhr die Tour weiter. Allerdings taf ihn später in den Pyrenäen ein Felsbrocken direkt am Kopf und er musste wegen fast unerträglicher Schmerzen die Tour de France am Fuße des Tourmalets vorzeitig beenden.

Die Tour und den Giro d'Italia im gleichen Jahr zu gewinnen gelang bislang nur Coppi, Merckx, Antequil, Hinault, Roche und Indurain.

Der Spanier Miguel Indurain war der erste, der die Tour fünfmal hintereinander gewonnen hat (1991 -1995).

Seit 1903 haben nur die beiden Weltkriege die Austragung der Tour de France verhindert. Jacques Goddet, der ehemalige Cheforganisator, hat einmal gesagt: "Es ist unabdingbar, dass die Tour eine unmenschliche Seite bewahrt. Maßlosigkeit ist notwendig."

Meilensteine der Tour

1903: Zehn Francs beträgt die Teilnahmegebühr. Der Gesamtsieger streicht 3000 Francs ein.
Im Ziel hat der Sieger Maurice Garin 2:49 Stunden Vorsprung auf den Zweiten, Rene Pottier: der größte Vorsprung in der Geschichte der Tour de France! Der letzte der 21 Fahrer, die ins Ziel kommen, liegt 64:47 Stunden hinter dem Sieger.

1904: Der Sieger Garin und die nächsten Drei des Gesamtklassements werden - allerdings erst nach Monaten - disqualifiziert: Sie sollen in Autos und sogar in Zügen Wegstrecke zurückgelegt haben. Neuer Sieger ist Henri Cornet - mit 20 Jahren bis heute noch jüngster Tour-Sieger.

1905: Es wird nur noch bei Tage gefahren, um den Betrügern den Schutz der Dunkelheit zu nehmen.
Das Klassement wird nach Punkten errechnet, nicht mehr nach Zeit: Für fünf Minuten Rückstand gibt es einen Strafpunkt.
Der Fahrer mit den wenigsten Punkten gewinnt in Paris.

1906: Der letzte Kilometer wird erstmals durch ein über die Straße gespanntes Dreieckstuch - den "Teufelslappen" - angezeigt.

1907: Neben Peugeot sind erstmals auch andere Fahrrad-Marken zum Rennen zugelassen.

1908: Lucien Petit-Breton gewinnt als erster zwei aufeinanderfolgende Frankreich-Rundfahrten.

1909: Mit dem Luxemburger Francois Faber gewinnt erstmals ein Nicht-Franzose die Tour

1910: Erstmals stehen die Pyrenäen auf dem Programm. Gustave Garrigou erhält 100 Francs Preisgeld, weil er als einziger den Tourmalet hochfährt, ohne einen Fuß abzusetzen.

1913: Rückkehr zum Zeitklassement in der Tour de France. Außerdem wird die Rundfahrt erstmals gegen den Uhrzeigersinn gefahren.

1919: Das Gelbe Trikot wird eingeführt.

1923: Zum ersten Mal dürfen die Fahrer einzelne Fahrrad-Komponenten austauschen.

Zeitgutschriften von zwei Minuten für Etappensieger werden eingeführt, um das Rennen bis zum letzten Augenblick spannend zu halten.

1924: Mit Ottavio Bottecchia (Italien) trägt erstmals ein Fahrer das Gelbe Trikot vom Start bis ins Ziel.

1926: Der Kurs ist mit 5745 Kilometern die längste Tour de France aller Zeiten. Zum ersten und bisher einzigen Mal in der Tour-Geschichte steht ein Japaner am Start.

Erstmals Tour-Start in der Provinz in Evian.

1928: Der Rahmen des Gesamtführenden Nicolas Frantz bricht auf der 19. Etappe. Der Luxemburger reagiert schnell, schwingt sich auf das (Damen-) Rad einer Zuschauerin und hechelt so die letzten 100 Kilometer ins Ziel. Obwohl er 28 Minuten verliert, bleibt er in Führung.

1930: Erstmals fährt eine Werbekolonne dem Fahrerfeld voran. Alle Fahrer müssen auf gelben Rädern starten. Für die nächsten 32 jahre starten nationalmannschaften statt Werksteams.

1932: Der Berliner Kurt Stöpel wird Zweiter im Gesamtklassement und fährt als erster Deutscher im Gelben Trikot.

1933: Der Spanier Vincente Trueba ist der erste Kletterkönig, damals wird aber noch kein gepunktetes Trikot vergeben.

1934: Kletterkönig René Vietto, wendet auf dem Portet d'Aspet in den Pyrenäen und fährt zurück, um seinem Kameraden Magne durch die Berge zu helfen.
Erstmals gibt's ein Einzelzeitfahren.

1935: Romain Maes aus Belgien übernimmt von Anfang an das Gelbe Trikot und gibt es nicht mehr ab.

Der Spanier Francesco Cepeda stirbt nach einem Sturz - der erste Tote der Tour de France.

1937: Der Franzose Roger Lapébie ist der erste Sieger mit einer Gangschaltung.

1939: Um die Tour interessanter zu machen, wird pro Etappe jeweils der letztplatzierte Fahrer des Gesamtklassements aus dem Rennen genommen.

1947: Erstmals wird ein zweites Kettenblatt vorne eingesetzt.

1953: Das Grüne Trikot des punktbesten Fahrers erlebt seine Premiere. Der Schweizer Fritz Schaer ist der erste Gewinner.  

1954: Die Tour de France startete zum ersten Mal im Ausland -in Amsterdam.

1962: Die Tour de France wird erstmals seit 1929 wieder mit Marken-Teams statt National- und Regionalmannschaften bestritten.

1964 Rudi Altig erobert das Gelbe Trikot just, als die Tour in Freiburg im Breisgau Station macht.

1967: Tom Simpsons Tod auf dem Mont Ventoux überschattet die Tour. Statt Marken- starten nun wieder Nationalteams.

Der Prolog, ein kurzes Einzelzeitfahren, wird erstmals zu Beginn der Tour ausgetragen.

1969: DerBelgier Eddy Merckx gewinnt bei seiner ersten Tour de France das Gesamtklassement mit fast 18 Minuten Vorsprung, holt sich das Grüne Trikot des Punktbesten und auch noch den Preis des Bergkönigs.

1974: Eddy Merckx schafft seinen fünften Tour-de-France-Sieg.

1975: Erstmals endet die Tour auf den Champs Elysées.

Das Weiße Trikot des besten Jungprofis unter 25 Jahren wird eingeführt.

1977: Dietrich Thurau dominiert die Tour de France, gewinnt sie aber nicht. Bei seiner ersten Teilnahme fährt der Deutsche zwei Wochen im Gelben Trikot und beendet vier Etappen als Sieger. Am Ende wird er Fünfter.

1983: Kolumbianische Amateure nehmen erstmals an der Tour de France teil.

1985: Klickpedale und aerodynamische Scheibenräder werden bei den Zeitfahren werden erstmals eingesetzt.

1986 Greg LeMond ist der erste US-amerikanische Tour-Sieger.

1992: Sprechfunk-Verbindung zwischen Fahrern und Sportlichen Leitern führt das amerikanische Motorola-Team ein.

1993: "L'Étape du tour", ein Hobby-Rennen auf Spuren der Profis über eine komplette Etappe der Frankreich-Rundfahrt wird erstmals von mehreren tausend Enthusiasten unter die Räder genommen.

1996: Bjarne Riis schafft den Tour-Triumph für das Team Telekom. Jan Ullrich sein Team-Kollege wird Zweiter.

1997: Jan Ullrich dominiert die Tour und gewinnt sie als erster Deutscher.

1999: Lance Armstrong gewinnt die Tour mit einer neuen Rekord-Durchschnittsgeschwindigkeit von 40,276 km/h.

2001: Erik Zabel holt als erster und einziger Fahrer in der Tour-Geschichte sechs Grüne Trikots hintereinander.

Zwei kurze Zitate:

"Mit Zuckerwasser kann man nicht gewinnen." - Didi Thurau

"Wir sind keine Sportler, wir sind Profis!" - Rudi Altig

Rekorde

Die meisten Etappensiege (Einzelwertung)
 
34 Eddy Merckx Belgien
28 Bernard Hinault Frankreich
25 Andre Leducq Frankreich
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12 Erik Zabel Deutschland


Die knappsten Tour-Siege  

   

Abstand (in Sek.) Jahr Fahrer
8 1989 Greg Lemond (USA) vor Laurent Fignon (FRA)
38 1968 Jan Janssen (NED) vor Herman van Springel (BEL)
40 1987 Stephen Roche (IRL) vor Pedro Delgado (ESP)


   
Die klarsten Siege
   

Abstand (in Min.) Jahr Fahrer
2:59:21 1903 Maurice Garin (FRA) vor Lucien Pothier (FRA)
2:16:14 1904 Henri Cornet (FRA) vor Jean-B Dortignacq (FRA)
1:48:21 1927 Nicolas Frantz (LUX) vor Maurice Dewaele (BEL)

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