Vogelgrippe
Aviäre Influenza ist der Fachausdruck für die umgangsprachlich Geflügelpest oder auch Vogelgrippe genannte Tierseuche.
Diie Vogelgrippe, die es 2003 schonmal in den Niederlanden und Deutschland gab, hieß damals noch Geflügelpest und wurde vom H7N7-Subtypen des Virus verursacht.
Aktuell wird mit Vogelgrippe vor allem die Erkrankung gemeint, die das Influenza-Virus A/H5N1 verursacht.
Die Abkürzung A/H5N1 kommt wie folgt zustande: Man kann bei den Influenza-Viren die drei Typen A, B und C unterschieden. Die Influenza-A-Viren werden dann nochmal in Untergruppen unterteilt.
Viren bestehen - grob gesagt - aus ihrer Erbsubstanz (bei Influenza-Viren ist es RNA) und einer Hülle aus Proteinen und Glykoproteinen. Die für eine Infektion wichtigsten Hüllenbestandteile sind Hämagglutinin (Aussprechhilfe: Häm-ag-gluti-nin)und Neuraminidase (Neu-ra-mini-dase). Über das Hämagglutinin kann das Virus in Körperzellen eindringen. Dort übernimmt die virale Erbsubstanz das Kommando über die Synthese-Maschinerie der Zelle und lässt die Zelle neue Viren produzieren. Hat die Zelle genug neue Viren produziert, werden sie freigesetzt. Dabei hilft die Neuraminidase. Die Oberflächenbestandteile entscheiden auch darüber, ob ein Virus beispielsweise in eine menschliche Zelle, oder die eines Schweisen oder eines Vogels eindringen kann. Da das nicht immer passt, ist nicht jedes Virus gefährlich.
Ob ein Virus die passende Oberfläche zur Zelle hat ist Zufall, aber bei irgendeinem Säugetier wird es schon passen.
Die Untergruppen der Influenza-A-Viren haben unterschiedliche Hämagglutinin- und Neuraminidase-Formen. Das ergibt dann beispielsweise die Abkürzung A/H5N1. Das A steht für Influenza-Virus A, Das H für Hämagglutinin und das N für Neuraminidase. Die Nummern stehen für die unterschiedlichen Varianten.
Influenza-A-Viren infizieren Mensch und Säugetiere, allerdings sind sie in der Regel wirtsspezifisch, das bedeutetet eine Schweine infizierende Virensorte springt nicht auf den Menschen über und infiziert einen Menschen und umgekehrt. Aber die Natur ist etwa alle 30 Jahre für Überraschungen gut:
Wird ein Lebewesen von zwei Virusvarianten gleichzeitig infiziert und in einer Zelle treffen die beiden viralen Erbsubstanzen zusammen kann es zu für andere fatalen Fehlern beim Bau der neuen Viren kommen: Die RNA können neu zusammengestellt werden und somit eine neue Virensorte erzeugen. Zudem können die Oberflächenmoleküle neu kombiniert werden. Das ist zwar selten, aber so kann ein für Vögel unangenehmes Virus plötzlich eine Hülle haben, die ihm das Eindringen in menschliche Zellen ermöglicht. Und wenn die Kombination so richtig neu ist, dann wird auch das Immunsystem ausgetrickst.
Wir sollten uns hier in Mitteleuropa aber nicht überschätzen. Vor drei Jahren gab es in den Niederlanden eine Geflügelpest und es dauerte vier Tage bis die Tests wasserdicht waren und eine Keulung des Geflügels notwendig wurde.
Und in Kalifornien brach die aviäre Influenza der Form H6N2 aus. Erstmal hielten aber die Züchter die Klappe, denn schließlich wollten sie Hühnchen verkaufen.
Inwieweit das H5N1-Virus gefährlich ist, bleibt abzuwarten, denn so wie es durch Mutation auf den Menschen überspringen kann so kann sich auch eine Mutation entwicklen, die weniger gefährlich ist als eine andere. Wenn das Virus schnell tödlich wäre, würde sich die Ausbreitung vermutlich verlangsamen, da man ja gar nicht dazu kommt andere anzustecken.
Aber bisher ist keine Übertragung von Mensch zu Mensch bekannt. Zudem ist unklar, ob das Virus überhaupt seine Erbsubstanz so verändern kann.
Kranke und tote Vögel sollte man dem Ordungsamt oder der Polizei melden.
Mal eben ein paar tote Vögel aufsammeln, sollte man bleiben lassen! Das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin empfiehlt nämlich eine aufwendige Schutzbekleidung:
Zitat aus Empfehlungen des Robert Koch-Instituts zur Prävention bei Personen mit erhöhtem Expositionsrisiko durch aviäre Influenza:
- körperbedeckende Arbeitskleidung (z.B. Overall, ggf. Einmalschutzanzüge),
- eine die Haare vollständig abdeckende Kopfbedeckung,
- geeignete, desinfizierbare Stiefel,
- flüssigkeitsdichte desinfizierbare Schutzhandschuhe,
- soweit eine Aerosolbildung nicht sicher verhindert werden kann (z.B. bei engem Tierkontakt bei der Tötung oder bei der tierärztlichen Untersuchung), vorzugsweise Atemschutzhaube TH2P oder TH3P mit Warneinrichtung oder aber partikelfiltrierende Halbmaske FFP3 SL vorzugsweise mit Ausatemventil, ansonsten dicht anliegender Mund-Nasenschutz, der die Anforderungen einer FFP1-Maske erfüllt oder eine FFP1-Maske
- Augenschutz z.B. in Form einer eng anliegenden Schutzbrille mit Seitenschutz.
Das RKI ist eine Obere Bundesbehörde und hat die Aufgabe Krankheiten zu erkennen, verhüten und bekämpfen sowie die Gesundheitssituation in Deutschland zu beobachten.
Geflügel aus Deutschland kann, nach Einschätzung des Friedrich-Loeffler-Instituts für Tiergesundheit, gegessen werden. Das Fleisch und Eier sollten aber gut durchgebraten oder gekocht werden, denn 70 Grad Celsius töten das Virus. Eier sollten mindestens 6 Minuten kochen.
Das Essen entsprechend heiß zu machen ist kein Problem, Problem sind eher Messer und Bretter mit denen man das rohe Tier vorbereitet hat. Denn auch die darf man nicht vergessen und sollte sie mit warmem Wasser und Spülmittel reinigen.
Diese Maßnahmen sind generell bei Hühnerfleisch angebracht, denn in Hühnern leben immer gerne Salmonellen. Hat also nichts mit Geflügelpest zu tun.
An Tiger und Jaguare verfüttertes, infiziertes rohes Vogelfleisch hat in Asien vermutlich Raubkatzen angesteckt.
Katzen konnten experimentell mit H5N1 Virus infiziert werden. Vögel, die von Katzen gefangen und mit nach Hause gebracht werden sollte man der Katze wegnehmen und entsorgen.
Von Hunden sind keine Infektionen bekannt.
Auch Schweine zeigten sich in Versuchen wenig empfänglich für das Virus. Auch konnte sich das Virus nicht vermehren oder sich die Infektion ausweiten.Rinder gelten allgemein als Influenzaviren-resistent.
Pferde können sich mit Influenzaviren anstecken, aber es sind andere Subtypen.
Besonders gefährdet sind Hühner, Enten, Gänse und Schwäne. Infizierte Hühner und Puten scheiden viele Viren aus, was die Ansteckungsgefahr erhöht. Enten und Gänse sind von Natur aus ein Reservoir für Influenzaviren.
Tauben sind laut Friedrich-Loeffler-Instituts weniger gefährdet. Zwar können sie Tauben bei einer massiven Infektion anstecken, aber sie scheinen, das Virus nicht gut auszuscheiden. Das ist nebenbei gesagt für unsere Großstädte ein Glück. Denn wer soll die ganzen Tauben einfangen?
Dennoch sollt man freilaufendes Geflügel und Wildvögel meiden. Eine Ansteckung ist bei sehr engem Kontakt zu infiziertem Geflügel möglich. Also besser nicht mehr mit den Hühnern zu Bett gehen. ;-)
In Asien und der Türkei hatten sich die Menschen durch direkten Kontakt mit kranken Geflügel angesteckt. Denn das Virus wird durch Tröpchen, Staubteilchen oder Schmierinfektionen übertragen.
Gegen die Vogelgrippe gibt es noch keinen Impfstoff. Zudem werden Impfungen der Tiere als kontraproduktiv diskutiert. Denn wer geimpft also immun ist - ist kann immer noch das Virus weitergeben. Und immunisierte Tiere unterscheiden sich nicht von kranken. Beide haben Antikörper gegen die Virenoberflächen gebildet.
Vogelgrippe verursacht bei Vögeln Atemnot und lässt sie apathisch erscheinen.
An Vogelgrippe erkrankte Menschen bekommen hohes Fieber, Husten und Halsschmerzen. Also sehr ähnlich wie bei einer normalen Grippe oder einem heftigen Schnupfen. Weswegen man zwar vorsichtig sein sollte aber auch nicht gleich panisch werden muss, wenn der Nachbar im Bus hustet.
Es gibt antivirale Medikamente wie beispielsweise Tamiflu und Relenza. Die sollten laut Bundesgesundheitsministerium aber nur unter ärztlicher Kontrolle eingenommen werden.
Tamiflu (Oseltamivir) und Relenza (oder Zanamivir) töten auch nicht das Virus. Sie sind Virostatika, sie behindern nur dessen Ausbreitung. Beide Medikamente sogenannte Neuraminidase-Hemmer. Sie behindern die virale Neuraminidase. Dadurch können die Viren nach ihrer Vermehrung in der Körperzelle diese nicht mehr verlassen. Für die befallene Zelle bringt das nichts, aber andere Zellen können so nciht infiziert werden.
Tamiflu und Relenza sind geschützte Markennamen für die Medikamente Oseltamivir und Zanamivir.
Ein Witz zum Schluss:
Ein Bär, ein Löwe und ein Huhn streiten sich wer gefährlicher ist. Sagt der Bär: Wenn ich im Wald brülle, fürchtet sich der ganze Wald. Der Löwe: Wenn ich in der Savanne brülle, fürchtet sich die ganze Savanne.
Darauf das Huhn: Und wenn ich huste, fürchtet sich die ganze Welt.