Waffen SS
Die Waffen-SS
"Militärische Höchstleistungen", "wie ein unerschütterlicher Fels", "eine wahre Elitetruppe", so beschrieben deutsche Historiker und Generäle die Waffen-SS. Selbst US-Oberbefehlshaber Dwight D. Eisenhower sah bei der Truppe eine hohe Kampfmoral. Männer, die im Angriff und der Verteidigung mit "fanatischem Mut kämpften".
Vom soldatischen her scheint die Waffen-SS die US-Armee durchaus beeindruckt zu haben. So hängen Eduard Thöny-Gemälde mit Waffen-SS-Motiven in der US-Militärakademie in Westpoint. Darunter auch das Portrait des Soldaten in Camouflage-Anzug, Feldstecher und Gewehr.
Die Waffen-SS war eine Untergruppe der SS (Schutzstaffel). Die SS war in ihren Ursprüngen eine Truppe der NSDAP, keine staatliche Einrichtung und besetzt mit politisch zuverlässigen und motivierten Parteimitgliedern. Die SS war eine Gründung von 1925. Hitler wollte als Parteichef eine zuverlässige Garde. Die SS wurde schließlich zur Elite der SA (Sturmabteilung). Nach 1934 wurde die SS eigenständig. Die SS übernahm nach 1933 die Wachmanschaften in den KZs.
Die Waffen-SS entwickelte sich 1935 aus der Erweiterung der "SS-Leibstandarte Adolf Hitler" um zwei weitere Regimenter. Diese 8459 Mann hießen damals noch SS-Verfügungstruppe. Gedacht waren sie für die innere Sicherheit, in diesem Falle also die Diktatur abzusichern. Allerdings war langfristig geplant daraus eine militärische Einheit zu machen, denn sie waren infanteriemäßig bewaffnet.
Am 30. Juni und 1. Juli 1934 ermordeten die bewaffneten SS-Verbände Leibstandarte-SS Adolf Hitler und SS-Totenkopfverbände im Rahmen des "Röhm-Putsches" die Führungsriege der SA und auch zahlreiche politische Gegner. Knapp einen Monat später erklärte Hitler: Im Hinblick auf die großen Verdienste der SS, besonders im Zusammenhang mit den Ereignissen vom 30. Juni 1934, erhebe ich dieselbe zu einer selbstständigen Organisation im Rahmen der NSDAP.
Die SS bestand von 1935 bis 1945 zumindest theoretisch aus den
drei Teilen
1. Allgemeine SS (grob gesagt der Verwaltungsapparat)
2. SS-Totenkopfstandarten (Verwaltung und Bewachung der Konzentrationslager)
3. SS-Verfügungstruppe (der militärische Arm der SS, anfangs
noch der Reichswehr unterstellt)
Die "SS-Leibstandarte Adolf Hitler" war eine der ersten, die 1936 bei der militärischen Besetzung des Rheinlandes einzog.
Der Begriff "Waffen-SS" entstand am 7. November 1939, als er für die "bewaffneten Einheiten" der SS und Polizei verwendet wurde.
Mit Hilfe von Reichswehroffizieren wie dem pensionierten General Paul Hausser baute SS-Chef Himmler die Verfügungstruppe aus. Der Regimentskommandant Felix Steiner sah in der neuen Truppe die Chance seine Idee von einer mobilen, elitären und eingeschworenen Truppe umzusetzen, die er bei der Reichswehr nicht durch bekam. So gab es bei ihm weniger Drill und dafür mehr Sport. Es galt das Ideal "Härte gegen sich selbst und den Feind." Und eine zuverlässige NS-Gesinnung war genauso wichtig wie die militärische Ausbildung.
Ziel war sozusagen eine Elitetruppe aus - heute würde man sagen - teamfähigen sowie kampfmoralstarken Militärathleten. Ein Konzept, dass Männer anzog und weil es neu war auch Karrieren ermöglichte. Um Offizier zu werden reichte Volksschulbildung. Damit war die neue Truppe offener als die Wehrmacht, bei der die Hälfte der Offiziere aus Offiziersfamilien kam. Der kameradschaftliche Führungsstil, besonders der des Chefs der Leibstandarte Sepp Dietrich, schweißte die Truppe besonders zusammen.
Die Dienstzeit war vier Jahre, für Unteroffiziere zwölf Jahre. Man musste mindestens 1,78m groß sein, sich freiwillig melden und anfangs vollkommen gesunde Zähne haben. Für die "Leibstandarte" musste man mindesten 1,80m groß sein.
Bis 1938 hatten die SS-Verbände keine Panzer oder Artillerie. Ende 1939 gab es drei Waffen-SS-Divisionen neben der "Leibstandarte Adolf Hitler" und den SS-Totenkopfverbänden (sie hatten am Kragenspiegel einen Totenkopf und gehörten verwaltungstechnisch zur Waffen-SS), die die Konzentrationslager bewachten. Zwischen den Totenkopf-Verbänden und der kämpfenden SS gab es Personalaustausch. Waffen-SS-Leute taten Dienst in Lagern und Totenkopf-Mannschaften kämpften an der Front. Die Totenkopf-Verbände bildeten auch die "Einsatzgruppen". Sie töteten hinter der Ostfront systematisch Juden. Die lagerbewachenden Totenkopfverbände entstanden anfangs unter dem SS-Führer Theodor Eicke aus Männern der Leibstandarte.
Da die Waffen-SS zur SS gehörte, aber eine kämpfende Truppe war war die Waffen-SS kleine eigene Armee in der Wehrmacht. Damit folgte der NS-Staat seiner Praxis zwischen Staat und Partei Parallelorganisationen aufzubauen. Die Kompetenzen verwischten regelmäßig, sodass es immer vom Führer abhing, wer was durfte.
Mit Kriegsbeginn 1939 waren die SS-Verbände dann auch dabei. Und hatten gleich beim Polen-Feldzug hohe Verluste. Die Wehrmacht schob das auf die unorthodoxe Ausbildung, die SS auf die schlechte Ausstattung. Die Truppe war einerseits noch im Aufbau, aber fanatische Kämpfer gehen auch eher in den Tod. Die Ausrüstung wurde besser. In Russland bewiesen die Verbände, besonders in den Rückzügen, dass sie gute Kämpfer waren. Feldmarschall von Manstein konnte dank Waffen-SS-Verbänden 1943 Charkow zurück erobern. Und 1944 schlugen sie sich im Kessel von Tscherkassy glor- aber auch sehr verlustreich. Obwohl sie besser ausgerüstet waren und größere Mannstärken hatten.
Bis 1944 gingen nur Freiwillige zur Waffen-SS, ab 1944 wurde auch eingezogen. Es gab mangels Kämpfern schließlich auch ausländische Divisionen. So kämpften auf deutscher Seite 60.000 Niederländer, 50.000 Ungarn, 43.000 Belgier und 100.000 ehemalige Sowjetbürger. Freiwillige Franzosen, die in Russland gekämpft hatten bildeten ab 1944 die Waffen-SS-Division Charlemagne (Karl der Große). Zerschlagen in Kämpfen an der Ostfront, verteidigten zum Schluss 500 Freiwillige davon noch Berlin.
So heroisch die Waffen-SS gegen Soldaten antrat, so skrupellos
trat sie Zivilisten zusammen. Und mehr als das.
Der Wehrmachtsoffizier Fritz Schliephack beschrieb ein Erlebnis
von 1940: "Wir sind zeitweilig hinter der Leibstandarte Adolf
Hitler im Frankreichfeldzug marschiert. Der Weg war gut nachzuzeichnen.
Da wo Kruzifixe, Marterl und andere Dinge zusammengeschlagen waren,
da war die Leibstandarte Adolf Hitler."
In polnischen Krasnozielz ermordeten 1939 Waffen-SS-Männer
40 polnische Juden. Beschwerden der Wehrmacht führten dazu,
dass die Waffen-SS ihre eigene Gerichtsbarkeit erhielt.
1940 wurden in Amsterdam sich ergebende holländische Soldaten
erschossen.
Während des Frankreich-Feldzuges ermordeten Waffen-SSler rund
100 britische Soldaten im Dorf Le Paradis.
In den Pripjet-Sümpfen in Russland ermordete die SS-Totenkopf-Reiterstandarte
unter Hermann Fegelein, ein Schwager Eva Brauns, tausende Juden.
Der jüngste Angeklagte im Auschwitz-Prozess 1964 war der Darmstädter Hans Stark. Er kam mit 16 Jahren zur SS-Totenkopfstandarte Brandenburg. Als Aufseher in Ausschwitz ließ er sich von Häftlingen auf sein Abitur vorbereiten. Und wollte nicht glauben, dass Polen Goethe und Schiller kennen. Was ihn nicht daran hinderte brutal zu morden. Nach dem Krieg konnte er sich erst rausreden, dass er nur Pferdepfleger des SS-Kommandanten Höß gewesen wäre. Schließlich wurde er aber erkannt und wegen Mord verurteilt. Zu 10 Jahren Jugendhaft - er war zur Tatzeit ja noch minderjährig.
In Oradur-sur-Glane wurden 1944 rund 640 Dorfbewohner erschossen
oder verbrannt. In Belgien ermordete eine Einheit 70 US-Soldaten,
die sich während der Ardennen-Offensive ergeben hatten.
In Italien töteten Waffen-SS-Männer in Sant'Anna di Stazzema
560 Zivilisten und 60 Menschen im Kloster Farneta.
Aufgrund der Kriegsverbrechen wurde vom Kriegsverbrechertribunal
in Nürnberg die SS mit Waffen-SS und Totenkopfverbänden
zu verbrecherischen Organisationen erklärt. Wer eingezogen
worden war und keine Verbrechen begangen hatte, war davon ausgenommen.
Dieser Artikel versteht sich nicht als Abhandlung über die Waffen-SS, der sämtliche komplexen Verflechtungen im Rahmen des Dritten Reiches und des 2. Weltkriegs behandeln kann. Es geht lediglich um ein paar Hintergrundinformtionen zur aktuellen Diskussion. Dass Themen fehlen oder nur angerissen werden liegt in der Natur der Sache.